Category: Das erste Mal Geschichten

Inventur 01

by BankaiModus©

Alle Personen sind über 18 Jahre alt.

Die Geschichte entwickelt sich sehr langsam. Wer keine Potenz besitzt, soll hier abbrechen ;-)

Für Fehler, Missverständnisse etc. übernehme ich keine Haftung. Konstruktive Kritik wird gerne gelesen und beantwortet. :-)

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Sie fröstelte. Es war zu kalt für diese Kleidung. Sie schlang die Arme um die Schultern und atmete weißen Nebel in die Dunkelheit. Es war einfach zu kalt. Ihr Atem zerstob und sie fühlte sich winzig, ameisenklein vor den Lichtbändern der Autobahn.

Vielleicht war es zu kalt für einen kurzen Stopp. Niemand würde sie sehen. Selbst wenn, würde niemand anhalten. Die Leute wollten heim, zu Frau, Kind, Abendessen, warmen Betten, geteilten Betten, in die Sicherheit der eigenen vier Wände.

Der Gedanke war Hoffnung. Es wäre eine so gute Ausrede: Sie konnte nichts dafür. Sie stand sichtbar genug. Sie hauchte auf die tauben Finger, betrachtete die Fingernägel. Viel zu bunt, zu nuttig, angepinselt mit jenem billigen Rouge, das der gefälschten Arme-Leute-Seide ihrer Mutter glich.

Ihre nackten Oberschenkel stachen in der Frühwinterluft und sie widerstand dem Drang, sich an den Rand der Fahrbahn zu setzen und den Kopf zwischen die Knie zu vergraben. Ein schmaler Streifen wilden, harten Grases trennte sie vom dröhnenden Beton.

Was gab es zu sehen? Matt hob das Mädchen den Kopf und blinzelte gegen die einsetzende Dunkelheit. Am entferntesten Horizont war der Himmel noch grau. Vor ihr war die Luft bunt und flirrte von Abgasen. Sie konnte sich nicht beklagen. Der Geruch war bei weitem nicht so unangenehm wie der beißende Rauch der billigen Zigarillos, die ihr Vater am Esstisch zu rauchen pflegte.

Aber der Geruch von Benzin, feuchtem Gras, kalter Luft und Hundedung war viel einsamer. Daheim war alles glühender, wärmer, direkter, selbst die Gewalt. Die am allermeisten, aber vor allem dampfende Ravioli in Plastikschüsseln, das Geschnatter der zwei Schwestern (noch so klein! Alles, was die interessierte, waren Comics im Fernsehen) und ein Bruder, der sich stets wortkarg vom Esstisch entfernte. Wenn er aufstand und mit zügigen Schritten das Haus verließ, stand das Mädchen stets am Fenster und folgte der kleinen Gestalt in Jeansjacke, wie sie an den roten Schaukeln des kleinen Spielplatzes gegenüber vorbeiging.

Sie hatte keine Ahnung, wer einen so trostlosen Spielplatz in eine so trostlose Gegend setzte, aber der Erbauer hatte damit zumindest schwarzen Humor bewiesen. Du bekommst, was du verdienst. Verdiene etwas.

Der Ring zusammenhangsloser Gedanken schloss sich wieder und brachte sie in die Realität zurück.

Das Mädchen blickte in die verspiegelten Fenstern vorbeifahrender Autos und versuchte, einen Blick ihres Spiegelbildes zu erhaschen. Sie wollte nicht wissen, wie erbärmlich sie aussah, und wollte wissen, ob sie so erbärmlich aussah, wie sie es sich vorstellte.

Das Auto rauschte so nah an ihr vorbei, dass sie erschrocken zurückzuckte. Es war ein schwarzer Audi. Es sah gut aus. Es war etwas, von dem ihr Vater immer redete, dabei Rauch durch die Gegend blies und schimpfte: Auf die reichen, dekadenten Leute, die solche Nobelkarren durch die Gegend fuhren und ihren ganzen verachtenswerten, schlechten, widerlichen Angewohnheiten. Dabei schimmerte die Gier und das Selbstmitleid in seinen Augen wie ein Ölfilm in einer schwarzen Pfanne. Manchmal fragte sie sich, ob er seine Worte ernst meinte oder nur sich selbst beschwichtigen wollte, weil er nur ein Widerling ohne Audi war. Vielleicht würde er sich besser fühlen, könnte er die schwarzen Scheiben vor seinem Gesicht hochfahren und alles verlassen. Das Mädchen konnte es nachvollziehen. Nicht akzeptieren. Sie fürchtete den Tag, an dem sie doch darüber jubeln würde. Sie würde sich selbst auslachen.

Mit steifen Beinen ging sie durch den groben Kies zum Audi, der zehn Meter weiter angehalten hatte.

"Hallo?", rief sie und räusperte sich mit ihrer dünnen Stimme. "Hallo?"

Die schwarzen Scheiben waren oben. Sie sah nicht das Gesicht des Fahrers. Er saß ohnehin auf der Straßenseite. Aber sie sah sich selbst im schwachen Abglanz der Autobahn und bereute es sofort.

Das Mädchen war hübsch, das gestand sie sich ein. Kleines Gesicht, schwarze Mandelaugen, wenige Sommersprossen auf Nase und Wangen. Ihre Lippen waren zu schmal, zu verkniffen. Ihre Haare waren fast dunkler als der Lack des Audis, mit einem Haarglätter hatte sie versucht, ihre widerspenstigen, unberechenbaren Locken zu kämmen: Mal zwirbelten sie sich zu Entenschwänzchen auf, meistens standen sie einfach nur wirr vom Kopf ab und wollten alle in unterschiedliche Richtungen.

Momentan waren es Entenschwänzchen: Alles, nur nicht glatt, aber immerhin waren ihre Haare voll und dick. Schwer, würde ihre Mutter sagen, wie sie zu allem "schwer" sagte oder einfach nur tief seufzte und das Wort garnicht neu erwähnen musste.

Bei ihrer Kleidung - oder Nichtkleidung - spürte sie den dringenden Drang, den Stoff abzureissen. Nackt würde sie sich wohler fühlen als halbnackt. Seltsam. Es war so.

Ihre zittrigen Finger nestelten am Ausschnitt rum, zogen den Stoff instinktiv hoch, dann wieder runter. Sie wusste nicht, was richtig war.

"Hallo?", fragte sie und presste ihre Hände gegen die Schenkel. Gott, sie war klein! Warum musste ihr das jetzt einfallen? Das machte sie noch kleiner.

Das Mädchen streckte den Rücken durch, was zuviel Bauch zeigte, aber sie war schlank (dünn. Muttersprüche. Sie war dünn).

Für lange Sekunden herrschte Stille, in denen sich der Fahrer überlegte, das Fenster runterzukurbeln oder weiterzufahren.

Er kurbelte das Fenster runter. Er kam gleich zur Sache. Sie war erleichtert darüber.

"Wie viel?", fragte er tonlos. Seine Augen starrten durch eine braune Sonnenbrille, nur wenig dunkler als ihre Augen.

"Ich - ... 900 Euro?"

Sie wusste nicht, ob das zuviel oder zuwenig war. Der Betrag erschien ihr angemessen niedrig.

Der Mann schürzte die Lippen und betrachtete ihren Oberkörper.

"Alles?", fragte er.

"Alles?", fragte sie unsicher und piepsig.

"Alles?", fragte er und wedelte genervt mit der Hand. "Ficken, Schlucken, Anal, Fetisch, Blowjob, Tittenfick, ganze Nacht?"

"Ja, Nein, Nein, Vielleicht, Ja, Ja, ... Ja", sagte sie und zog den Ausschnitt hoch. Der Mann schwieg verblüfft, grinste dann.

"Bist ne Schlaue, oder? 900 Euro also. Steig ein."

"Nein." Plötzlich kamen ihr 900 viel zu niedrig vor. Sie hatte das noch nie gemacht. Das mindeste, was er tun konnte, war, ihr Schmerzensgeld zu zahlen. Welcher Preis, welcher Preis, welcher Preis, welcher Preis, sag was, sag was, SAG WAS!

"1500", platzte sie heraus. Dann blieben 600 Euro für sie übrig, für sie allein. Ihr Vater musste davon nichts erfahren.

"Nein." Der Mann legte die Hände ans Lenkrad, hielt inne und musterte sie nochmal.

Dann musterte er sie nochmal.

Und nochmal.

Und grinste breit. "Okay. Bist ne Heiße. Steig ein."

Sie unterdrückte ein Lächeln, obwohl ihr gleichzeitig nicht nach Lächeln zumute war. 600 Euro waren verdammt viel Geld. Sie musste es gut anlegen.

Als das Mädchen neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, war der Geruch von neuem Leder, polierten Amaturenbrett und Deodorant so intensiv und ungewohnt, dass sie für einen Moment die Augen schloss.

Der Sitz war unendlich bequem. Der Mann fuhr auf die Fahrbahn und drückte aufs Gaspedal. Die rasante Geschwindigkeit machte sie schwindelig, und sie linste vorsichtig zu ihm herüber. Unmöglich zu sagen, ob er sie beobachtete, doch sein Gesicht war starr der Frontscheibe zugewandt. Vorsichtig lehnte sie sich gegen die Rückenlehne und versuchte, sich unauffällig in das Polster zu kuscheln. Das gab es nicht alle Tage, sie wollte das Gefühl auskosten.

Für eine Weile fuhren sie schweigend tiefer in die Stadt hinein, bis schimmernde Glasfronten und verschachtelte, ausufernde Glitzerbetonburgen aus dem Bogen wuchsen.

"Hast nen Namen?" fragte er unfreundlich und sah sie zum ersten mal seit zehn Minuten kurz an.

"Ja", antwortete sie, und sofort war die piepsige, verkrampfte Stimme wieder da.

"Schön." Er setzte den Blinker und bog in eine kleinere, sehr gepflegt aussehende Gasse ein. Die Häuser sahen überraschend alt aus, mit Fachwerk und weißem Verputz, und überall standen Audis, Mercedes, Toyotas.

"Mica."

"Was?"

"Ich - Mica. Name - Mein Name."

Er grinste, als sie stammelte. "Doch nicht so schlau", murmelte er und fuhr in eine Tiefgarage, fand einen Parkplatz und stieg aus.

Sie beeilte sich, es ihm gleichzutun und folgte ihm mit einigen Metern Abstand zum Aufzug. Sie hatte ihm ihren Namen genannt. Dumme Kuh. Als ob ihn das interessierte. Vermutlich wusste er nicht mal, wie man ihn aussprach.

Im Aufzug stand er nahe der Tür. In einer Ecke klapperte eine braune Flasche.

"Mica?" fragte er und kramte eine Zigarette aus der Gesäßtasche. "Oder Miza?"

"... Mi-za."

Er nickte, zündete an und blies den Rauch durch die Gegend wie Vater. "Muss ich dich also nicht mit Hure ansprechen."

Das saß. Der Satz traf sie in den Magen und sie senkte den Kopf.

Sie hielt den Kopf gesenkt, während sie ihm über die Straße folgte, einen verlassenen Zebrastreifen überquerte, das Treppenhaus hochlief und er eine Wohnungstür öffnete.

Written by: BankaiModus

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