Category: Erotische Verbindungen Geschichten

Soulmates Teil 05

by Kojote©

Soulmates

Eine Westside-Story - irgendwie...

© 2012/2013 Coyote/Kojote/Mike Stone

V. - One in a million

You're one in a million.

You're once in a lifetime.

You made me discover one of the stars above us.

Bosson - One In A Million (2000)


Man konnte über Jo alles Mögliche sagen, aber eine Barbie war sie nicht. Sie sah so aus und konnte sich wie eine verhalten, aber im Vergleich zu ihr war eine Jocasta so vielschichtig, wie Klebefurnier aus dem Bastelbedarf.

In den ersten drei Stunden, die ich allein mit ihr verbrachte, lernte ich eine ganze Reihe ihrer Schichten kennen. Es war wie bei einer Zwiebel. Unter jeder Ebene befand sich nur noch eine weitere und noch längst nicht der Kern.

Und von der Schärfe her passte der Vergleich auch.

Da war die elegante, selbstbewusste Schickse, die ich mir ohne große Schwierigkeiten neben einer Sulola Klum oder einer Shiloh Jolie-Pitt auf dem roten Teppich vorstellen konnte. Und da war die intelligente, treffsichere Diskussionsteilnehmerin, die es vielleicht sogar schaffte, mit einem der Jungs aus dem Schachklub ein ernsthaftes Gespräch zu führen und mit Hirn zu punkten - natürlich mit einem Bonus für Brüste.

Aber es gab auch die ‚Jo von nebenan', die man sich hervorragend bei der Gartenarbeit in der Vorstadt vorstellen konnte. Oder eben beim Saubermachen und Aufpolieren eines völlig heruntergekommenen Autos. Oder die kumpelhafte Jo, die einem Fragen über die eigene Vergangenheit stellte, bis man viel mehr erzählt hatte, als man eigentlich wollte.

In diesen drei Stunden mit ihr fand ich heraus, dass ich Jo nicht nur geil fand, sondern sie auch einfach mochte. Und wenn ich ihr den Rücken zudrehte, war es manchmal für einen Sekundenbruchteil möglich, sich vorzustellen, dass wir einfach Kumpel sein mochten.

So von der Sorte, wie ich echt einen gebrauchen konnte...

Als wir den Wagen letztendlich soweit grundgereinigt hatten, dass die nächste Stunde kommen konnte, sahen wir beide aus wie Kanalarbeiter. Aber ich erkannte in ihren Augen auch den Stolz auf die verrichtete Arbeit.

Sie leistete mir Gesellschaft, während ich die Halle abschloss und wir schlenderten gemeinsam über den Schulhof, bis sich unsere Wege eindeutig trennen mussten. Und dabei bemühte sich Mutter Natur darum, mit einem wundervollen Farbenspiel zum Sonnenuntergang alle Klischees zu erfüllen, die man sich in der Situation nur wünschen konnte.

Beinahe hätte ich ihre Hand ergriffen, als sie zufällig meine berührte. Beinahe hätte ich mich darauf eingelassen, für ein paar Minuten einfach das dumme Spiel von der magischen Hollywood-Romanze zu spielen. Und ich glaube, für den Augenblick hätte sie es sogar mitgespielt.

Aber ich konnte mich zurückhalten und es kostete mich auch nicht halb so viel Kraft, wie keine Dummheiten zu machen, als sie sich mir zuwandte und sich von mir verabschiedete. Und dabei wirklich jedes beschissene Register zog, dass jemals in einem Film aufgebracht wurde. Aber wahrscheinlich sogar ohne sich dessen bewusst zu sein, wie ich zu ihrer Verteidigung vorbringen will.

Dort, wo ich zu meiner Kellerbude unter dem Verwaltungsgebäude abbiegen musste, blieben wir stehen und sie sah mir lange in die Augen. Sie riss den Blick mehrmals los, um gleich darauf zurückzukehren und sie setzte mehrmals dazu an, zu sprechen.

Und ich war ein Abbild an Coolness, weil ich überhaut nicht in der Lage war, Sprachsignale von meinem Hirn bis zum Mund zu transportieren.

„Ich... geh dann mal heim?", meinte sie schließlich.

Und zwar ganz klar inklusive des überdeutlichen Fragezeichens am Ende.

„Ja...", schaffte ich eloquent zu kontern.

„Ist schon ziemlich spät...", versuchte sie es nach einer kleinen Pause noch einmal.

„Ja...", wandelte ich meine Taktik geschickt um.

„Also dann...?"

Als ich nichts antwortete, drehte sie sich tatsächlich halb um. Und natürlich wurde in dem Moment der Impuls übermächtig, doch was ich eigentlich sagen wollte, war einfach unmöglich auszusprechen.

„Es...", setzte ich an und sie hielt inne und blickte erwartungsvoll zurück zu mir. „Es hat wahnsinnigen Spaß gemacht, mit dir zusammenzuarbeiten", war dann das, was dabei herauskam.

Durch ihre Augen zuckte Enttäuschung, bevor sie den Faden aufgriff und ein leichtes Lächeln zur Antwort produzierte.

„Ja", antworteten ihr Mund und ihre Augen dann einstimmig. „Hat es wirklich."

Sie ging dann und ich wusste genau, was ich hätte sagen müssen, um sie nun in meinen Armen zu halten, anstatt ihrem süßen Po dabei zuzusehen, wie er in die Abenddämmerung verschwand.

Und ich wusste auch, weswegen ich es nicht gesagt hatte. Ich kannte meinen Platz.

Aber... Leck mich am Arsch...

Ich wünschte mir, ich hätte drauf geschissen!

Glücklicherweise schaffte mein Metabolismus es dann irgendwann doch noch, mir die gehörige Portion Romanzen-Weichei wieder aus dem System zu spülen. Ich konnte durchatmen, mit den Schultern zucken und akzeptieren, dass ich ein Idiot war und trotzdem das Richtige getan hatte.

Ich konnte mich umdrehen und mich auf den Weg in mein schickes Ein-Zimmer-Apartment mit Gefängniszellen-Charme machen. Und ich konnte mir eine Zigarette anzünden. Zeugen für diese Verfehlung musste ich um die Uhrzeit ja zum Glück nicht mehr befürchten.

Hätte ich es nicht getan, wäre vielleicht einiges anders gelaufen. Was wieder einmal ein Beleg dafür war, dass Rauchen eindeutig die Gesundheit gefährdet. Wenn auch nicht in dem Sinn, den dieser Spruch eigentlich nahelegt.

Hätte ich nicht gerade langsam gehend mit der Hand die Flamme meines Feuerzeugs abgeschirmt, als ich um die Ecke des Gebäudes bog, dann hätte ich vielleicht etwas kommen sehen. Ich hätte vielleicht reagieren können und alles wäre irgendwie anders gekommen.

Aber wer kann schon sagen, ob das nun besser oder schlechter gewesen wäre...

So war ich jedenfalls abgelenkt und checkte ein paar Augenblicke zu spät, was da auf mich zukam.

Der Knüppel von vorne knallte mir meine erhobene Hand direkt ins Gesicht und bewahrte mich davor, mit einer gebrochenen Nase zu enden. Was meiner Hand allerdings herzlich wenig brachte, denn die war nun schlimmstenfalls verstaucht.

Das wurde allerdings zur Nebensächlichkeit, weil ein anderer Knüppel vor meinem Bein mich zum Stolpern brachte und ich mich ganz auf die Frage konzentrieren musste, ob ich mich mit der schon schmerzenden Hand abfangen sollte, oder lieber nicht.

Der daraus entstehende Versuch, es so halb mit dem Unterarm zu tun, kam dann auf die Liste von Ideen, die ich nicht wiederholen musste. Er brachte einfach nur noch mehr Schmerzen an Stellen, die eigentlich nicht hätten sein müssen.

Auf dem Boden mit dem Gesicht im Dreck konnte ich mich dann endlich der Frage zuwenden, was zum Henker eigentlich los war. Die Antwort bekam ich netterweise aus dem Dunkeln.

„Lass die Finger von unseren Mädchen, Müllmann", zischte eine männliche Stimme.

Nein Halt... Es war schon noch mehr eine Jungenstimme und auch ohne die Wortwahl wäre ich ohne Probleme auf Bradley gekommen - neuerdings Freund meiner herzallerliebsten Jocasta.

Um Zeit zu gewinnen und weil ich mit geöffnetem Mund doch wohl eher vor Schmerz gestöhnt hätte, grunzte ich nur. Am Abspulen des ohne jeden Zweifel stundenlang vor einem Spiegel einstudierten Textes der mindestens zwei, eher aber drei bis vier Arschlöcher änderte das sowieso nichts.

„Wie es aussieht, hat er die Botschaft noch nicht richtig verstanden", knurrte Bradley.

„Wahrscheinlich müssen wir sie ihm deutlicher machen", freute sich ein anderer. Kevin wahrscheinlich. Denn wo Brads Arschloch war, da war Kevin nicht weit, sondern meistens nur noch mit den Füßen zu sehen.

„Wir müssen sie ihm stenographieren", schnauzte der Dritte im Bunde.

Beinahe hätte ich gelacht. Der war nicht nur neu, sondern auch so dämlich, dass ich nicht raten musste, wer da gesprochen hatte. Ohne reiche Eltern wäre der gute Norman niemals noch auf dieser Schule gewesen. Und selbst so lagen seine Noten nur einen Punkt über der Mindestmarke.

Die kurze Diskussion darüber, dass eigentlich ‚Tätowieren' gemeint gewesen war, gab mir Zeit zum Nachdenken. Einen Hinweis darauf, wie bescheuert es war, sich nicht auf den Gegner zu konzentrieren, auch wenn der am Boden lag, verkniff ich mir.

Die Jungs waren hier, um mir die längst überfällige Abreibung zu erteilen. Und es konnte kein Zufall sein, dass sie ausgerechnet den Abend wählten, an dem ich mit Jo zusammen viel gelacht und Spaß gehabt hatte.

Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass eine Frau wie Jo sie nun endlich diese Grenze überschreiten ließ. Und eigentlich war es nicht so fürchterlich gefährlich, selbst wenn ich meine schmerzende Hand mit einkalkulierte.

Schlägereien in einer dunklen Ecke waren nicht gerade die Spezialität der Deppen. Aber ich hatte ein paar Erfahrungen damit gesammelt. Also würde ich die drei oder vier Idioten ziemlich schnell davon überzeugen können, mich in Ruhe zu lassen.

Und dann würde Jocasta als ziemlich wahrscheinliche Drahtzieherin oder zumindest Mitwisserin dieser kleinen Zusammenkunft keine Sekunde zögern, mich beim Direktor anzuschwärzen, weil ich Mitschüler angegriffen hätte. Und ich wäre raus aus der ganzen Nummer mit dem Schulabschluss.

Ein einziger, blauer Fleck auf einem der zarten Alabasterkörper um mich herum würde wahrscheinlich ausreichen, selbst wenn ich derweil krankenhausreif geprügelt würde.

Dementsprechend tat ich... gar nichts.

Ich biss die Zähne zusammen und hoffte, dass keiner der Spinner sich in einen Rausch prügeln würde. Und ich erklärte mir eindringlich, dass ich in dem Fall wimmern würde, selbst wenn mein Stolz schon allein bei dem Gedanken daran kotzen wollte.

Erfreulicherweise beschränkten sich die Arschlöcher darauf, mich schön zusammenzutreten, anstatt ihre Knüppel einzusetzen. So konnte ich mich zusammenkrümmen und meine wertvolleren Körperregionen schützen.

Um ehrlich zu sein: Ich hatte schon Schlimmeres erlebt.

Außerdem war es dann plötzlich schneller vorbei, als ich erwartet hatte, denn mit einem Mal wurde Geschrei laut.

Da mir das Blut in den Ohren rauschte, musste ich erst einmal den Kopf wieder klar bekommen, bevor ich erfassen konnte, was passierte. Doch dann hörte ich Franks Bassstimme ziemlich aufgebracht hinter dem Geräusch weglaufender Füße her brüllen, dass ‚dies ein Nachspiel haben würde'.

Und ich hörte Engelsgesang von schräg oben...

„Alles okay, Matt?"

Es war natürlich nicht Frank der Hausmeister, der sich über mich beugte, mir zärtlich die Hand auf die Schulter legte und mich besorgt aus himmelblauen Augen ansah.

Es war Jo. Und beinahe hätte ich mich hochgestemmt, um sie einfach zu küssen.

Ja... Adrenalin und so. Fast so schlimm wie zu viel Bier.

„Geht schon...", grunzte ich und machte derweil eine Bestandsaufnahme.

Gebrochen fühlte sich nichts an, aber ich hatte einen Tritt in die Nieren und einen gegen den Kopf abbekommen, die mir noch ein paar Tage Freude bereiten würden.

Abgesehen von ziemlichen Kopfschmerzen und einer ziehenden Niere war ich also in ganz guter Verfassung. Aber davon wollte Jo ganz und gar nichts wissen.

„Helfen sie mir bitte, ihn zum Auto zu bringen", kommandierte sie in Franks Richtung. „Ich bringe ihn zu mir nach Hause, und wenn meine Mutter glaubt, dass es notwendig ist, dann fahren wir ihn zum Krankenhaus."

Wiebittewas?

Ich wollte protestieren, aber Jo nahm mir den Wind aus den Segeln, als sie mich noch einmal direkt anblickte und zu mir sagte: „Ich bestehe darauf."

Naja... Vielleicht sagte sie es auch zu Frank, der irgendwas geantwortet hatte, aber es wirkte auf mich wie ein verkackter Zauberspruch.

Ich ließ mir also von ihr und ihm aufhelfen und wir erreichten ziemlich schnell Jos Auto. Das sich natürlich als Melodys Auto erwies, was aber nun wirklich keine große Rolle spielte. Dass die beiden die Wagen getauscht hatten, war sogar für die Reichen irgendwie nachvollziehbar.

Die kurze Fahrt - es war ein Fußweg von keinesfalls mehr als fünf Minuten - verbrachte ich damit, den Kopf klarzukriegen. Und ab und zu einen Seitenblick auf ein ziemlich entschlossenes Gesicht zu riskieren. Eine weitere von ihren Seiten, die ich noch nicht kannte.

Erst als wir an einer der schmucken Villen ankamen und sie den Wagen auf der Einfahrt parkte, wandte ich mich den wirklich drängenden Problemen zu.

„Deine Mom wird nicht begeistert sein."

„Bin ich auch nicht", gab sie knapp zurück.

„Warum bist du überhaupt zurückgekommen, nachdem wir uns verabschiedet hatten?", brachte ich ohne allzu viele ‚ähms' zustande.

Die Art, wie sie mich daraufhin kurz ansah, dann zur Seite blickte und fast ein wenig rot wurde, ließ mir heiß und kalt werden.

Es war nichts, was man kommentierte. Oder auch nur weiterdachte, wenn man sich in meiner Position befand. Aber es war... whew!

Themawechsel. Auch zu meiner eigenen Sicherheit.

„Niemand wird begeistert sein", erklärte ich. „Niemand will, dass ich Ärger verursache. Mich eingeschlossen."

„Das dachte ich mir bereits", antwortete sie und der entschlossene Zug war wieder da. „Deswegen werde auch ich den Ärger verursachen."

„Wa... Was meinst du?"

Ich war irgendwie alarmiert. Und gleichzeitig auch irgendwie berührt. Nicht gut!

„Wirst du schon sehen", beschied sie. „Vertrau mir..."

Sagte die Spinne zur Fliege... Hätte ich antworten können. Tat ich aber nicht. Absurderweise tat ich genau das, was sie sich erbeten hatte: Ich vertraute ihr.

Als Jo ausstieg, hörte ich sie zur geöffneten Haustür und der Silhouette einer Frau hinüberrufen.

„Estella, hilf mir bitte."

Und Estella erwies sich nicht als ihre Mom, sondern als eine Latina in Jos Alter. Hausmädchen mit ziemlicher Sicherheit. Ja... Die Segnungen des Reichtums...

Tatsächlich brauchte ich aber nicht wirklich so richtig viel Hilfe und quälte mich selbst aus dem Wagen. Oder sagen wir: Ich wollte keine Hilfe brauchen, obwohl die Niere wirklich höllisch wehtat und mir schwindelig wurde.

Das Ende vom Lied war, dass mich dann doch zwei Frauen stützten, die zusammen vielleicht in etwa meine Gewichtsklasse hatten. Wie... männlich...

Von der Inneneinrichtung des Hauses bekam ich tatsächlich nicht viel mit, weil sich ein wenig die Welt um mich drehte. Eine Gehirnerschütterung vielleicht. Als hätte ich sowas gebrauchen können...

Was ich aber mitbekam, war der Auftritt von Mom, die schließlich in die Küche fegte, um sich nach dem Ursprung der Aufregung zu erkundigen. Und natürlich erfasste sie augenblicklich die Anwesenheit einer Kakerlake auf einem ihrer teuren Designerstühle.

Aber der Vulkanausbruch, der sich auf ihrem Gesicht ankündigte, blieb aus, als ich etwas erlebte, dass man ohne Scheiß nur einmal im Leben bezeugen kann. Wenn man Glück hat...

„Wer...?", setzte die superelegante Schickse an, die gut auch Jocastas Mutter hätte sein können.

„Mom?", schluchzte Jo.

Und ja. Ich meine tatsächlich ‚schluchzte'. Wie in ‚mein liebstes Haustier ist gerade gestorben' oder ‚ich bin am Altar sitzen gelassen worden'.

Jos Mutter wandte sich natürlich erst einmal dem Problem zu, dass noch ein klein wenig dringlicher war, als die Anwesenheit von Ungeziefer in ihrer Küche. Und ich tat das auch.

Wahrscheinlich gleichermaßen fassungslos, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, blickten wir eine Jo an, deren Gesicht sich zu einer Miene der Verzweiflung verzogen hatte und der die Tränen in Strömen über die Wangen liefen.

„Mom, ich habe Angst", wimmerte sie und streckte hilfesuchend ihre Hand in Richtung ihrer Mutter aus.

Und da durfte ich dann einen Blick hinter eine Fassade werfen, den ich sonst nie erlebt hätte. Denn die Schickse wurde plötzlich zu einer Mutter, wie Jocasta ganz bestimmt keine hatte.

Sie mochte vielen Klischees entsprechen, aber sie hatte Melody und Jo zumindest zum Teil erzogen. Und wenn es darauf ankam, dann konnte sie offenbar darauf scheißen, dass Tränen sich nicht mit dem... wasauchimmer, aus dem ihre Bluse gemacht war, vertrugen.

„Was ist passiert, Baby?", fragte sie, während sie ihre Tochter in den Arm nahm und ihr tröstend über das Haar streichelte.

Und sie fragte es ruhig und gefasst und eben nicht voreingenommen. Ich glaube, für den Moment vergaß sie meine Anwesenheit ein wenig.

Stockend und immer wieder von Schluchzern geschüttelt, erzählte Jo daraufhin eine Geschichte, bei der sich mir gleichzeitig die Nackenhaare sträubten und mir die Kinnlade herabfiel.

„Ich hab mit Matt hier noch Nacharbeiten in dieser Tuning-AG gemacht, von der ich dir erzählt habe. Der Lehrer hat uns die Sache anvertraut. Also eigentlich mehr Matt, als mir, aber ich durfte noch beim Reinigen helfen.

Und danach war Matt noch so nett, mich fast bis zum Wagen zu bringen, bevor er in sein Zimmer ging. Er ist nämlich mit einem Stipendium auf der Schule, musst du wissen. Er kommt nicht aus dem Viertel.

Aber im Auto ist mir eingefallen, dass ich mich gar nicht bei ihm bedankt habe. Also... Ich meine... Nicht für die Begleitung, sondern dafür, dass er einfach nett zu mir war, obwohl er allen Grund hätte, mir die kalte Schulter zu zeigen. Weil einfach alle an der Schule so mies mit ihm umgehen, obwohl er niemandem was getan hat und sich immer korrekt verhält.

Und dafür, dass ich einfach mit anpacken durfte, auch wenn er mich keine einzige, schwere Sache hat machen lassen und auch verhindern wollte, dass ich mich schmutzig mache."

Sie unterbrach sich kurz und ihre Mutter sah zu mir hinüber. Was mir Gelegenheit gab zu erkennen, dass sie tatsächlich mit ihren Töchtern verwandt war, denn ihr Blick war so undeutbar, dass ich sofort an die eine oder andere Situation mit Mel oder Jo denken musste.

Aber dann hörte sie weiter ihrer Tochter zu und ignorierte mein ziemlich dämliches Gesicht.

„Jedenfalls bin ich dahin gelaufen, wo er ungefähr wohnen müsste und da habe ich gesehen, wie vier Arschlöcher auf ihn eingetreten haben. Und sie sind alle aus meiner Klasse!

Und der Hausmeister stand in der Nähe und hat sich einfach nicht getraut, sich einzumischen. Also hab ich ihn angeschrien und dann hab ich die Jungs angeschrien, bis sie endlich aufgehört haben und weggelaufen sind.

Und dann dachte ich mir, du musst dir Matt ansehen und schauen, ob er ins Krankenhaus muss, weil sie ihm auch gegen den Kopf getreten haben...

Und jetzt... Oh Mom... Ich hab Angst. Ich will nicht mehr auf diese Schule, wo die Typen so irre sind, dass sie einfach über jemanden herfallen, weil der sich mit mir gut versteht.

Das ist doch krank! Das sind doch Freaks!"

Der Baseballschläger, den ihre Aussage darstellte, kam diesmal sehr sachte und tippte mich sozusagen nur an die Schulter aus Rücksichtnahme auf meine Kopfschmerzen.

Der absolute Hammer an ihrer Geschichte war, dass sie von vorne bis hinten wahr sein mochte. Und ich war mir nicht einmal sicher, ob nicht auch ihre Tränen echt waren, auch wenn das nicht so ganz zu ihr passte.

Und ihrer Mutter musste es ebenso gehen, wenn ich ihren Gesichtsausdruck richtig deutete.

„Du hast recht, Baby. Das geht zu weit", antwortete die dann auch. „Weißt du, wer die Kerle waren?"

Jo schien zu nicken, denn ihre Mutter fuhr fort:

„Dann rufe ich jetzt die Polizei."

„Bitte!", musste ich mich nun aber doch einmischen. „Das ist wirklich nicht nötig. Es geht mir gut..."

Beide fixierten sie mich nun und musterten mich mit unterschiedlichen Ausdrücken. Aber ich konzentrierte mich ganz auf die unmittelbare Gefahr. Auf den Ärger im Verzug, der mit einer Einschaltung der Bullen einhergehen würde.

Diese Gefahr in Gestalt von Jos Mutter überraschte mich aber noch einmal.

„Ist das so?", fragte sie und kam auf mich zu.

Sie packte ziemlich energisch mein Kinn und drehte meinen Kopf so, dass sie in meine Augen sehen konnte.

„Eine leichte Gehirnerschütterung, und wenn ich mir die Schonhaltung so ansehe, dann wohl auch eine mögliche Nierenquetschung."

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