Category: Keine Erotik Geschichten

Himmlische Zeichen

by Wespe©

Wieder war es der Donnerstagabend.

Wieder das gleiche französische Restaurant, obwohl sie die Italienischen so sehr liebte.

Wieder saßen sie um Punkt 18.30 Uhr am wieder gleichen Tisch. Sie wurde im Sommer nie vor Sonnenuntergang hungrig.

Wieder wurde sie von den Gästen im Lokal in ihrem atemberaubenden Kleid von Valentino angestarrt. Sie mochte es nicht, ihr Stil war schon immer schlicht, wie die Kleider von Escada, aber er suchte aus, er bestimmte, er zahlte.

Wieder wollten Herr und Frau von Stolzenberg -- der Oberbürgermeister nebst Gattin -- mit einem netten und zuvorkommenden Lächeln gegrüßt werden. Oberflächliche, snobistische Menschen, die man nur verachten konnte.

Wieder bestellte er denselben Wein wie immer. Graves de Vayres...Lieblich und fruchtig...wie er sagte, süß und widerlich, so empfand sie dieses klebrige Zeug. Wie gern würde sie jetzt ein Glas würzigen Chianti trinken.

Wieder nahm er sich die Freiheit, in seiner überheblich arroganten Art, auch ihr Menü für sie auszusuchen und zusammenzustellen. Sie mochte all dieses Zeug nicht, Potages, Hors d'œuvre, Entrées, sehnte sich nach einer kräftigen Pasta.

Wieder redete er, wieder hörte sie zu, spielte ihm Interesse an all den Belanglosigkeiten vor, die er ihr bis ins kleinste Detail mitteilen musste.

Wieder...wieder....wieder....wie sehr sie schon allein der Gedanke an dieses eintönige Wort anödete!

Eines allerdings brachte an diesem Abend ein wenig Abwechslung: Ein schweres Gewitter tobte über der Stadt. Von Westen her zogen immer neue, dunkelgraue Wolken über die hell erleuchtete Skyline der Stadt.

Angeekelt von der drückenden Hitze, fuhr er sich fahrig mit Zeige- und Ringfinger am geschlossenen Kragen seines tadellos weisen Hemdes entlang, statt einfach ein oder zwei Knöpfe zu öffnen.

Sie hingegen genoss die schwüle Wärme, den heißen Wind, welcher ihre Haut zu küssen und zu streicheln schien.

Erneut zuckte ein greller Blitz auf und tauchte das Restaurant für Sekunden in gleißend helles Licht.

Der Ober kam, brachte mit süßlich, professionellem Lächeln den Wein und zündete die großen weisen Kerzen auf dem Tisch an. Musik spielte leise aus dem Lautsprecher, Édith Piaf bemühte sich -- in ihren Augen vergebens -- den Liedtext eines französischen Chansons romantisch zu interpretieren.

Leise in sich hineinseufzend dachte sie an die wundervollen Arien von Andrea Bocelli, die um diese Zeit immer bei ihrem Lieblingsitaliener gespielt wurden.

Sie konnte sich ihre Vorliebe für alles Italienische nur mit ihren Wurzeln erklären, ihr Großvater mütterlicherseits kam aus der wundervollen Toskana.

Theatralisch griff er nach ihren Händen und schaute hemmungslos auf ihr tiefes Dekolleté.

„Weißt du noch Darling", sinnierte er selbstvergessen, „An dem Abend, als wir uns kennen lernten, hatten wir ähnliches Wetter wie heute. Ich werde nie vergessen, wie nah der Blitz damals einschlug. Und dieser Donner danach, in dem Moment, als du mich mit in dein Zimmer genommen hast! Das ganze Gebäude schien zu wackeln!

Es ist so wundervoll, dass uns der Himmel schon damals ein Zeichen gab!

Nun hoffe ich nur, dass in diesem verregneten Sommer unsere Hochzeit nicht buchstäblich ins Wasser fällt.

Meine Mutter hat sich doch schon so sehr um alles bemüht, so viele Vorbereitungen wurden schon getroffen. Und die Kosten!!!

Die offene Kutsche, die Party im Garten ihrer Villa...wenn ich mir allein vorstelle, dass das Büfett, welches sie bestellt hat nass werden könnte!

Und die Musik! So viel Geld hat sie gezahlt, nur um diesen Sänger...wie heißt er doch gleich (?????) zu engagieren!

Es wäre wirklich zu tragisch.

Dieser Tag soll doch perfekt werden, wenn ich mir überlege, was ich alles unternehmen musste, damit sie deine wirkliche Herkunft nie erfährt..."

Ausdruckslose Augen schauten ihn teilnahmslos an, als sie ihm mit einem Ruck ihre Hände entzog.

„Ich erinnere mich sehr gut wie wir uns kennen lernten. Du warst fast täglich mit deinen korrupten Freunden bei uns im Bordell und hast es zu deinem Stammlokal gemacht. Abends, heimlich, nach Dienstschluss, wenn du dir sicher sein konntest, dass dich niemand erkennt!

Ich erinnere mich auch ganz genau daran, wie du um die Auslösesumme mit meinen Zuhälter gefeilscht hast!

Gut, dass ich in den letzen 3 Jahren jeden Cent in unseren Nächten bei dir abgearbeitet habe!", erwiderte sie einem Blick, der nun all ihren Hass nur zu deutlich verriet.

Fast reflexartig griff ihre linke Hand nach ihrer rechten Schulter wo sie noch immer schmerzhaft die Peitschenhiebe der letzen Nacht und die Brandings von ihm spürte.

Doch dann ging ein Ruck durch ihren Körper, ihre Muskeln spannten sich an, sie schien einen Entschluss gefasst zu haben.

Mit einem Ruck zog sie ihren, mit Diamanten besetzten Verlobungsring vom Finger und warf ihn hart in sein halb geleertes Weinglas.

„Manchmal deuten wir die Zeichen des Himmels leider falsch!", war das Letzte das sie kalt zu ihm sagte, ehe sie vom Tisch aufstand und ging.

Written by: Wespe

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