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Astarte IV

by lanadelrye©

Persönliches Logbuch Leutnant Susanna Mercati, Sternzeit 48433,8

Ich danke dem Sternenflottenkommando für die Ausnahmegenehmigung, die mir diese Feldforschung ermöglicht, obwohl der Planet seit den Vorfällen vor über 20 Jahren zum Sperrgebiet erklärt wurde.

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Das Forschungsschiff Caribe hatte mich planmäßig auf dem Planeten Astarte IV abgesetzt. Nachdem meine gesamte Ausrüstung herunter gebeamt war, errichtete ich mein Basislager. Es war eine anstrengende und zeitraubende Arbeit, da ich genügend Vorräte einlagern musste, damit ich zwölf Monate autark überleben und gleichzeitig meine Forschung durchführen konnte. Bis ich in ca. einem Sternenjahr abgeholt werden sollte, war ich nun auf mich allein gestellt, da ich keine Subraumkommunikation nutzen konnte.

Am folgenden Tag würde ich versuchen, Kontakt zu den Einwohnern auszunehmen. Die Scans der Caribe hatten gezeigt, dass sich ganz in der Nähe meines jetzigen Standorts eine größere Gruppe von ihnen aufhielt. Allerdings durfte ich mir nicht zu lange Zeit lassen, da sie nach allem, was wir wussten, nomadisch leben.

Ich hatte durchaus nachvollziehbare und gewichtige Argumente für mein Vorhaben, trotz des Risikos und der dadurch begründeten Sperre meine Studien direkt auf Astarte IV durchzuführen. Der erste Kontakt wurde bereits vor knapp 23 Jahren durch die Notlandung der USS Bas-Rhin hergestellt, wodurch die Einwohner mit moderner Technologie konfrontiert wurden, obwohl sie erst eine primitive Entwicklungsstufe erreicht hatten. Den Aufzeichnungen zufolge führte dies jedoch zu keinen negativen Auswirkungen auf ihre soziale und kulturelle Entwicklung. Offenbar scheint ihre Gesellschaft ausreichend stabil zu sein, um begrenzte Störungen aushalten zu können.

Die negativen Folgen des Kontaktes zeigten sich dagegen unerwartet auf unserer Seite. Das Transportschiff Telemach, das die Schiffbrüchigen von der Planetenoberfläche aufnahm, wurde wenig später, nur vom Autopiloten gesteuert, auf dem Weg ins Solarsystem aufgebracht. Die Besatzung und die Geretteten befanden sich in einem konstanten sexuell orgiastischen Zustand, der ihnen komplexe oder Konzentration erfordernde Aktivitäten unmöglich machte.

Nachdem die Telemach unter Quarantäne gestellt worden war, fand man heraus, dass die Überlebenden mit einem Retrovirus infiziert waren, der die sexuelle Erregbarkeit extrem steigerte und gleichzeitig die intellektuelle Steuerungsfähigkeit nahezu ausschaltete. Nach einer vollständigen Entgiftung und begleitender Betreuung durch ausgebildete Counselors waren die meisten Besatzungsmitglieder wieder eingeschränkt dienstfähig. Jedoch gelang es nicht, eine Therapie gegen das Virus selbst oder eine Impfung zu entwickeln. Daher wurde jedes Betreten des Planeten oder direkter Kontakt mit seinen Bewohnern verboten.

Das Problem wäre damit behoben gewesen, wenn sich nicht herausgestellt hätte, dass die Astari, wie die Einwohner von Astarte IV genannt wurden, genetisch kompatibel mit Menschen sind. Aufgrund der intensiven sexuellen Kontakte zwischen den Gestrandeten und den Astari gab es mehrere Schwangerschaften unter den weiblichen Besatzungsmitgliedern. Deren Kinder zeigten keine äußerlichen Auffälligkeiten und auch alle medizinischen Untersuchungen ergaben, dass ihre Physis scheinbar völlig durch das mütterliche Erbe bestimmt worden war und es außer genetischen Abweichungen in ihrer DNA keine Auswirkungen der Zeugung durch Astari Väter gab.

Unerwartete Komplikationen ergaben sich erst, als die Halb-Astari auf der Erde in die Pubertät kamen. Offenbar begann ihr adoleszenter Organismus ab diesem Zeitpunkt, das Retrovirus zu produzieren. Dieser Umstand wurde erst bekannt, nachdem es bereits zu zahlreichen sexuellen Kontakten in ihrem Umfeld gekommen war. Da dieses Umfeld hauptsächlich aus Gleichaltrigen bestanden hatte, wurden die Infektion und ihre Ursache von den Behörden geheim gehalten, um kein öffentliches Aufsehen zu erregen.

Es wurde allerdings ein intensives Forschungsprojekt der Sternenflotte gestartet, in dem ich zunächst als Assistentin und später als leitende Exosoziologin tätig war. Unserem Forschungsteam gelang es, körperlichen, insbesondere sexuellen Kontakt mit Infizierten als Übertragungsweg zu bestätigen. Die Inkubationszeit betrug ca. 24 Stunden, während der ein Infizierter bereits weitere Personen anstecken konnte. Eine Übertragung durch die Luft, etwa über die Umweltsysteme eines Raumschiffs, konnte dagegen weitgehend ausgeschlossen werden.

Einen gewaltigen Durchbruch erreichten wir mit der Entwicklung eines Antiserums, das, regelmäßig injiziert, Gesunde vor der Ansteckung schützt. Leider ließ sich dieses Antiserum nicht verlässlich replizieren, sondern musste aus den Körpersekreten der Ausscheider gewonnen werden. Nicht nur war der Prozess der Rohstoffgewinnung für die Betroffenen äußerst unangenehm, auch die auf diese Weise produzierbaren Volumen waren bei Weitem nicht ausreichend, um einen umfassenden Schutz der Gesellschaft zu gewährleisten, so dass die Halb-Astari effektiv einer lebenslangen Quarantäne unterworfen werden mussten, um eine ungehemmte Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Da wir an diesem Punkt der Forschung in einer Sackgasse angekommen waren, verlegte ich meine Schwerpunkte auf den Ursprung des Phänomens. Die verfügbaren Berichte waren zwar äußerst dürftig und befassten sich nahezu ausschließlich mit den sehr frühen Phasen des Kontakts mit den Astari, da die Überlebenden der Bas-Rhin aus nachvollziehbaren Gründen nach ihrer Infektion nicht mehr in der Lage waren, ausführliche Logbücher zu verfassen. Doch belegten diese Aufzeichnungen, dass die Astari eine funktionierende Gesellschaft haben und nicht in einen Zustand des permanenten orgiastischen Chaos versunken waren, wie es auf der Telemach und später in geringerem Umfang im sozialen Umfeld der Halb-Astari geschehen war.

Es lag also nahe, dass es soziale oder biologische Mechanismen auf Astarte IV gab, die ein Ausufern der Infektion verhinderten. Mein Ziel war es, diese vor Ort zu identifizieren und daraus Maßnahmen abzuleiten, die eine inhumane Ausgrenzung der Halb-Astari zukünftig unnötig machen sollten.

Um mich selbst zu schützen, enthielt meine Ausrüstung den größten Teil des föderationsweit verfügbaren Antiserums. Daher musste ich die Feldstudien alleine durchführen, weil die begrenzten Vorräte für eine zweite Person nicht ausreichen würden. Oberstes Gebot war es, Körperkontakt mit den Einheimischen zu vermeiden, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.

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Mein erster Kontakt mit den Astari verlief erfreulich reibungslos. Ich wurde von den Anwesenden begrüßt, als sei ich nur eine Bekannte, die zu Besuch kommt. Mein Auftauchen erregte weder Furcht noch Verwunderung oder Aufregung. Nach einem kurzen Blick und einer freundlichen Geste ging jedermann und jedefrau wieder ihren gewohnten Beschäftigungen nach. Insgesamt lebten fast 80 Personen beiderlei Geschlechts in der Gemeinschaft. Dies waren geradezu ideale Bedingungen für meine Feldstudie.

Als Schwierigkeit erwies sich jedoch, dass die Astari keine gesprochene Sprache besaßen. Der Universalübersetzer meines Kommunikators war damit wirkungslos. Sie kommunizierten über eine Vielzahl komplexer Gesten, die ich mir erst aneignen musste. In den Aufzeichnungen der Bas-Rhin gab es nur kurze Hinweise darauf, aber keine Einzelheiten oder gar den Versuch einer Übersetzung.

Ich musste also die Gruppe, der ich mich genähert hatte, über längere Zeit beobachten, ehe ich mit ihnen in intensiveren Kontakt oder Austausch treten konnte. Dies sollte jedoch ohne weiteres möglich sein. Sie waren freundlich, friedfertig, offen und gaben sich auch in meiner Anwesenheit völlig natürlich, soweit ich das zu Anfang beurteilen konnte.

Vom Erscheinungsbild ähnelten sie sehr stark uns Menschen, wenn auch einem geradezu erschreckenden Idealbild des menschlichen Körpers, der geradezu von klassischen altgriechischen Statuen entlehnt sein könnte. Zudem glichen sich alle Mitglieder der Gruppe derart, dass ich sie für nahe Angehörige halten würde. Die Frauen waren gut 170 cm groß, hatten langes blondes Haupthaar, ein rundes Gesicht mit kleiner Nase und vollen Lippen, schmale Schultern, feste, runde Brüste, flache Bäuche, schlanke Taillen, breite Hüften und feste Schenkel. Da sie überhaupt keine Kleidung trugen, konnte ich feststellen, dass sie keinerlei Körperbehaarung besitzen.

Auch die Männer waren stets völlig nackt. Sie wurden in der Regel etwas größer als die Frauen, 180 bis 190 cm. Ihr hell- bis rotblondes Haar scherten sie kurz und rasierten sich den ohnehin spärlichen Bartwuchs mit scharfen, aus der harten Schale einer Nuss geschaffenen Klingen. Sie hatten breite Schultern, muskulöse Oberkörper, Arme und Beine, und waren durchweg, wie ich zwangsläufig zur Kenntnis nehmen durfte, „gut ausgestattet".

Bereits nach den ersten Stunden musste ich feststellen, dass ihr vollständiger Verzicht auf Körperbedeckung in dem hier herrschenden heißen, feuchten Klima bedeutende Vorteile hatte. Trotz meiner tropentauglichen Funktionsbekleidung war ich völlig verschwitzt. Ich würde persönliche Hygiene und die Beschaffung von Trinkwasser in meiner Prioritätenliste weiter nach oben setzen müssen.

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Mein genaueres Studium der Gruppe ergab zwei Auffälligkeiten, die ich noch nicht erklären konnte. Erstens schien es, zumindest vom äußeren Erscheinungsbild her, keine Astari zu geben, die älter als Mitte oder Ende 40 waren. Ob dies nur ein Fehlschluss meinerseits aufgrund ihrer durchweg ausgezeichneten körperlichen Verfassung war, oder es biologische oder soziale Gründe hierfür gab, musste sich erst durch eine längerfristige Beobachtung herausstellen.

Zweitens gab es einen erstaunlich geringen Anteil von Kindern in der Gruppe, angesichts des relativ primitiven Zustands ihrer Gesellschaft und der -- wie ich bereits nach kurzer Zeit definitiv bestätigen konnte -- sehr großen Häufigkeit von Sexualkontakten der Erwachsenen. Es gab in der Gruppe lediglich fünf Kinder und Minderjährige und genau eine Frau ist sichtlich schwanger. Ohne weitere Daten gesammelt zu haben, vermutete ich, dass die Astari Frauen wesentlich seltener empfängnisbereit waren als Menschen, was eine Folge der Evolution sein dürfte. Andernfalls würde eine zu starke Vermehrung zu Überbevölkerung und Ressourcenknappheit führen.

Die evolutionäre Rolle des Retrovirus konnte ich mit diesem Modell noch nicht erklären. Unter der Annahme, dass er auf die Astari die gleiche Wirkung hatte, die wir bei Menschen beobachteten, waren alle Erwachsenen damit infiziert. Es kam den ganzen Tag über zu zahlreichen, permanent wechselnden Sexualkontakten. Die graduell wachsende Erregung von Männern war angesichts der Umstände nicht zu übersehen, führte aber zu keinerlei Aufsehen oder besonderen Reaktionen auf Seiten der anderen Gruppenmitgliedern.

Schließlich ging der Mann auf eine Frau zu und gab ihr mit Zeichen seinen Wunsch zu verstehen. Wobei die Paarungen, soweit ich es bis jetzt beurteilen konnte, zufällig entstehen und beiderseits völlig freiwillig zustande kamen. Tatsächlich war es eher die Regel als die Ausnahme, dass erst die zweite oder dritte Angesprochene sich bereit erklärte. Auch schien meinen Beobachtungen zufolge die Initiative ebenso oft von einer Frau wie von einem Mann auszugehen.

Zu meiner Erleichterung suchten die Paare sichtgeschützte Orte außerhalb des Lagers auf. Ihr Tun dort blieb aber, selbst wenn es noch fraglich gewesen wäre, kein Geheimnis, da sie bei der körperlichen Liebe, im Gegensatz zu ihrer stillen Kommunikationsweise, keinesfalls zurückhaltend oder leise waren.

Vermutlich sollte ich mich von der Tatsache geschmeichelt fühlen, dass auch ich, im Laufe meiner Beobachtungen des Gruppenlebens, bereits mehrere eindeutige Angebote von Männern erhielt. Selbstverständlich lehnte ich alle mit Hilfe der von den Frauen abgeschauten Gesten höflich ab, was auch zu keinerlei negativen Reaktionen seitens der Zurückgewiesenen führte.

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In Hinblick auf die Zeichensprache der Astari musste ich ein neues Problem zur Kenntnis nehmen. Ein Großteil der Bedeutung oder gar eine Bedeutungsverschiebung ergab sich daraus, dass man viele Gesten nicht einfach ausführte, sondern dabei den Partner berührte. Aufgrund der Ansteckungsgefahr war dies für mich natürlich ausgeschlossen. Ich kam mir dadurch wie eine Taubstumme vor und suchte einen Weg, diese Barriere zu überwinden.

Eventuell hätte ich die Dosierung des Antiserums erhöhen können, um die Berührungsgesten ohne Risiko anwenden zu können. Bisher wirkte es wie erwartet. Meine täglichen Selbstkontrollen mit dem medizinischen Tricorder ergaben keinerlei Auffälligkeiten, die auf eine Infektion hingewiesen hätten. Nach einer Überprüfung meiner Vorräte musste ich allerdings feststellen, dass sie bei einer größeren täglichen Dosis nicht bis zum Eintreffen der Caribe ausreichen würden. Möglicherweise wäre es aber denkbar, Zeiten der intensiven Interaktion -- in denen ich mich verstärkt schützte -- mit Zeiten abzuwechseln, in denen ich den Kontakt miede und somit auf die tägliche Impfung verzichten konnte.

Ob sich dies aus medizinischer Sicht nachteilig auswirken würde, konnte ich nicht abschätzen, da uns keine entsprechenden Forschungsergebnisse vorlagen. Viel eher würde ich aber Nachteile für meine Beziehung zu den Astari befürchten, die irritiert sein könnten, wenn ich mich zeitweise vor ihnen zurückzog. Das Problem blieb hiermit vorerst ungelöst.

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Eines der Ergebnisse meiner bisherigen Studien war, dass die häufigen Kopulationen deshalb keine negativen Auswirkungen auf die Astari Gemeinschaft hatten, weil der Aufwand für das Bestreiten des Lebensunterhalts extrem gering war. Sie lebten geradezu in einem Paradies. Sie ernährten sich von Früchten und anderen Pflanzenteilen, die sie in unmittelbarer Nähe ihres Lagers ernteten. Sie hatten weder Bedarf an Vorratshaltung, noch mussten sie sich -- zumindest in der bisherigen Beobachtungsperiode -- gegen schlechte Witterungseinflüsse schützen.

Waffen besaßen die Astari weder für die Jagd, da sie Vegetarier waren, noch zur Verteidigung. Wie mir erst nach einiger Zeit klar wurde, gab es in der Welt der Astari weder Raubtiere noch anderes großes Wild. Dies dürfte, zusammen mit dem Wegfall von Konkurrenz um Nahrung oder Lebensraum, weitgehend auch das Fehlen von Aggressivität und Furcht in ihrem Verhalten erklären.

Es verursachte also keine Nachteile für den Einzelnen oder die Gruppe, wenn ein Astari seine aktuelle Tätigkeit nicht abschloss, weil er sich spontan mit einem Sexualpartner zurückzog. Die Auswirkungen eines solchen Verhaltens auf eine moderne arbeitsteilige Gesellschaft oder gar eine Raumschiffbesatzung waren dagegen offensichtlich.

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Vermutlich war es eher persönliche als wissenschaftliche Neugier, die mich zu einem Schritt bewog, den ich nachträglich sehr bereute. Um meine Annahmen, die ich anhand meiner Vorstellungskraft und der hörbaren Indizien zum Treiben der Paare außerhalb des Lagers getroffen hatte, zu bestätigen, folgte ich einem Paar heimlich auf seinem Rückzug in den Wald.

Aus einem vermeintlich sicheren Versteck beobachtete ich den Mann und die Frau und durfte feststellen, dass sie nicht nur sehr leidenschaftlich waren, was ich bereits aus der Geräuschkulisse schließen konnte, sondern auch äußerst ausdauernd und erfindungsreich.

Dem Paar bei seinem ausschweifenden Tun zuzusehen, rief allerdings bei mir unerwünschte körperliche und mentale Auswirkungen hervor, die ich hier nicht weiter schildern will. Jedenfalls hielt ich es anschließend für eine schlecht durchdachte Vorbereitung auf diese Feldstudie, die gesamte Planungszeit über und während der achtmonatigen Reise auf der Caribe bewusst enthaltsam gelebt zu haben.

Möglicherweise trug aber auch die permanent sexuell aufgeladene Atmosphäre unter den Astari, der ich mich seit Wochen aussetzte, mit dazu bei, dass ich in der Nacht im Anschluss an die heimliche Beobachtung des Liebespaares einen extrem realistischen erotischen Traum hatte. In diesem Traum hatte ich in jeder Hinsicht das Empfinden, als sei ich die Frau, die von dem Astari Mann auf vielerlei Weise befriedigt wurde und ihn befriedigte. Besonders beunruhigend dabei war, dass ich im Traum aus den Augen der Frau mich selbst sehen konnte, wie ich halb hinter einem Baum verborgen dem Treiben zusah und dabei meiner eigenen Lust nachgab.

Schweißgebadet und spürbar erregt wachte ich auf. Es war, als ob ich im Traum noch einmal den Orgasmus erlebt hatte, den ich beim Ausspähen des Pärchens parallel zu dessen Höhepunkt selbst erreicht hatte. Rasch überprüfte ich meinen körperlichen Zustand mit dem Tricorder. Das Nachklingen der sexuellen Erregung war an den Werten deutlich abzulesen. Glücklicherweise gab es aber weiterhin keine Spur des Virus in meinem Organismus.

Kurz dachte ich darüber nach, meine Forschung abzubrechen und mich von den Astari abzusetzen. Nachdem ich mich beruhigt hatte, verwarf ich diesen Gedanken. Bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse wären nie gemacht worden, wenn sich ihre Entdecker von Träumen hätten abschrecken lassen. So realistisch sie auch gewesen sein mögen.

Ein Rest von Unsicherheit blieb trotzdem zurück: entsprang der Traumblick aus den Augen der Frau auf mein zweites, masturbierendes Ich meiner überreizten Fantasie oder war es ein Abbild der Wirklichkeit, weil ich vielleicht unbewusst wahrgenommen hatte, dass sie mich sah? Und wenn Letzteres zutraf, welche Auswirkungen würde es auf mein Verhältnis zu den Astari haben? Hatte ich ein Tabu gebrochen?

Computer: den letzten Eintrag verschlüsseln und den Zugriff nur auf mich persönlich einschränken.

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Um dem zweiten Ziel meiner Forschung, den biologischen Aspekten näher zu kommen, benötigte ich eine Versuchsperson. Ich gab einem jungen Mann zu verstehen, dass er mir zu meinem Basislager folgen solle, was er auch bereitwillig tat. Dort aber begannen die Schwierigkeiten.

Von ihm eine Speichelprobe zu erhalten, war noch eine leichte Übung. Eine Blutprobe zu bekommen, stellte sich dagegen als unmöglich heraus. Mit noch so viel Schmeichelei und sachlicher Überzeugungskraft konnte ich ihn nicht dazu bewegen, ihm eine Spritze setzen zu dürfen. Selbst als ich mir selbst eine kleine Menge Blut entnahm, um ihm zu beweisen, dass der Eingriff vollkommen ungefährlich war, erreichte ich genau das Gegenteil. Er wirkte angesichts des Blutes völlig entsetzt und seine Stimmung fiel schlagartig auf einen Tiefpunkt. Was ich anhand des natürlichen Erregungsanzeigers in seiner Körpermitte unmittelbar sehen konnte.

Dabei wurde mir klar, dass er aus seinem Erfahrungsschatz heraus vermutlich etwas ganz anderes erwartete, weshalb ich ihn alleine aus dem Lager gebeten hatte. Dies wiederum trieb mir die Röte ins Gesicht und machte den dritten Teil meiner Untersuchung nicht gerade leichter.

Mit meinem beschränkten Wortschatz versuchte ich ihm zu bedeuten, dass ich eine Spermaprobe von ihm haben wollte. Zum ersten Mal war ich dabei froh, dass die Astari Gesten statt gesprochener Worte benutzten. Vor Peinlichkeit hätte ich vermutlich keinen Laut über die Lippen gebracht.

Der junge Mann, in Ermangelung eigener Namen nannte ich ihn Temu, konnte mir aber in keiner Weise folgen. Nach und nach wurde mir klar, dass es nicht in erster Linie daran lag, dass ich die notwendigen Zeichen nicht kannte. Es war vielmehr ein Mangel der Sprache selbst, die keinen Begriff dafür kannte, was ich von ihm erwartete. In einer Welt, in der jederzeitige Erfüllung sexueller Begierde durch einen Partner des anderen Geschlechts garantiert war, gab es keinen Bedarf an Masturbation.

Fußnote: auch Homosexualität scheint in der Astari Gesellschaft unbekannt zu sein. Die Gründe hierfür könnten Thema einer weiteren Forschungsarbeit sein.

Notgedrungen musste ich also selbst Hand anlegen. Im wahrsten Sinne der Wortes. Ich streifte mir also einen Latexhandschuh über und machte mich daran, meine Probe zu holen. Offenbar gefiel Temu, was ich anfing, denn nach wenigen Handgriffen stand er schon wieder aufrecht und ließ mich auch weiter gewähren, bis ich den Lohn meiner Mühen in einem Glas auffangen konnte.

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