Category: Keine Erotik Geschichten

Heldin des Tages Kap 09

by bardo_eroticos©

Kap. IX - Ablehnung

Synthesize me

And reboot

I need to start again

I need to make it different

Diorama -- Synthesize Me

Donnerstag, 12:20:34, Polizeihauptquartier.

Melanie von Speicher stieg gerade in den Fahrstuhl zum Parkdeck, sie hatte vor Mittag außerhalb zu verbringen. Und vielleicht früher zu gehen, ein paar Überstunden abzufeiern. Sie wollte in Ruhe ein gutes, tunesisches Mahl zu sich nehmen. Fast lautlos begannen die Türen sich zu schließen.

"Halt, warten sie auf mich bitte." hallte die helle Stimme durch den Gang.

Instinktiv, ohne weiter zu überlegen, drückte sie auf den Schalter der die Türen wieder öffnete. Eine junge Frau, vielleicht Anfang, höchstens Mitte Zwanzig eilte herbei und lächelte sie freundlich an.

"Uff, danke. Ich bin bloß froh wenn ich hier heraus komme."

Etwas irritierte sie an der blonden Frau. Sie kam ihr bekannt vor. Sie sah sie noch einmal gründlicher an. Blonde, schulterlange Haare. Grün-graue Augen. Ein schlankes Gesicht, hohe Wangenknochen, volle Lippen. Mittelgroße Brüste, schmale Taille, leicht ausschwingendes Becken. Lange, schlanke Beine.

Kick-Box-Club. Helen Stendall.

"Ach, hallo. Sie sind doch Helen. Helen Stendall, oder?"

Verwirrt schaute die Andere sie an.

"Spricht sich das hier so schnell 'rum?"

"Was? Nein, wir kennen uns flüchtig aus dem Kick-Box-Club. Sie trainieren in der Klasse nach mir, glaube ich. Melanie von Speicher."

Mit diesen Worten reichte sie der Anderen die Hand. Als ihre Hände sich trafen, fuhr ein Schock durch sie, ähnlich wie sie sich einen stärkeren elektrischen Schlag vorstellen würde. Sie hatte noch eine Auserwählte gefunden.

"Ah, jetzt erinnere ich mich. Sie trainieren in der Klasse für Cyberzombies, richtig?"

"Offiziell heißt das 'artificial enhanced'. Und ihre Klasse ist für die Mumbo-Jumbo's. Haben sie nicht auch mal einen Preis gewonnen?"

"Magisch begabte Kämpfer, wenn sie es offiziell wollen. Ja, ich war mal Meisterin in unserer schönen Stadt, im Vollkontakt ohne Gewichtsklassen. Mir tun heute noch die Rippen weh, wenn ich nur daran denke. Bei den darauf folgenden Landesmeisterschaften hatte ich mir zuvor zum Glück ein Bein gebrochen. Da gab es drei Tote. Ich begnüge mich lieber damit auf Kreisebene zu kämpfen."

"Und was führt sie zu uns?"

"Ein Typ, der mich gestern Nacht gefickt hat, ist noch in der gleichen Nacht umgebracht worden. Ich könnt' nicht behaupten er würde mir leid tun, der Arsch hat mich genötigt und dann unter Drogen gesetzt. Aber ich war es nicht. Und ich denke auf den Sicherheitskameras des Hauses ist das auch festgehalten."

Ein sechster Sinn schlug bei Von Speicher Alarm. Ihr Gegenüber log.

'Interessant', dachte sie.

"Dann waren sie bei der Mordkommission? Inspektor Havilland?"

"Ja, genau."

"Na dann viel Spaß. Der läßt sie so schnell nicht vom Haken wenn er sie in Verdacht hat. Egal wie viele Indizien und Beweise ihre Unschuld belegen. Kennen sie die Columbo-Trids? Genau so ein Typ ist der. Tut immer ein wenig vertrottelt, beißt sich an einer Spur fest und ackert mit unerwartetem Scharfsinn daran. Ist nur nicht ganz so erfolgreich wie der Fernseh-Heini. Wenn sie meinen Rat wollen, kontaktieren sie schon mal einen guten Strafverteidiger. In der Ausbildung haben sie uns immer gesagt, es werden mehr Menschen wegen ihrer Aussagen verknackt, als wegen irgendwelcher Beweise."

"Na danke für den Tipp. Werde ich tun."

Als der Fahrstuhl auf dem Parkdeck ankam knurrte Stendalls Magen unüberhörbar.

"Meine Güte, das klingt ja als hätten sie heute noch nichts gegessen. Ich kenne da einen guten Thai, ganz in der Nähe."

"Ach, nein danke. Mir ist mehr nach einem Brathähnchen. Und wo ich da eins auf dem Heimweg krieg' weiß ich. Da steht mein Wagen. Wir sehen uns morgen Abend?"

Sie war vor einem weißen Nissan Jackrabbit stehen geblieben. Als sie sich der Tür näherte nahmen die Sensoren sie war, und auf einen kurzen Daumendruck entriegelte sich die Tür und sprang auf.

"Ja ich denke schon."

Von Speicher ging ein paar Schritte weiter, in Richtung ihres eigenen Wagens. Doch statt des erwarteten Geräuschs eines schnurrenden Elektromotors ertönte nur das gequälte Wimmern eines versagenden Generators. Sie blieb stehen und schaute sich um. Irrte sie, oder hörte sie da auch verstimmte Flöten zwischen den Startversuchen?

Helen Stendall stieg offensichtlich wütend aus dem Wagen. Scheppernd schlug sie die Tür zu.

"Verdammt, das hat mir gerade noch gefehlt. Der scheiß Tag ist echt im Arsch. Fuck!"

Wütend trat sie gegen den Vorderreifen. Es war geradezu erschreckend wie wenig Kraft nötig war, um den kleinen Wagen zum Schaukeln zu bringen.

"Kann ich sie mitnehmen? Ich muß entweder Richtung Süderfurter Straße, oder zum Lenka-Zentrum. Wohin zuerst ist mir egal."

"Ach Scheiße. Das das Mistding ausgerechnet jetzt verrecken muß. Am Ende kriege ich noch einen Strafzettel für zu lange Nutzung der Scheiß-Garage. Hier gibt's doch bestimmt auch 'ne Bushaltestelle oder?"

"U-Bahn. Aber wie gesagt, wenn der Umweg nicht so groß ist, nehme ich sie auch gerne mit."

"U-Bahn? Mist, das läuft mir überhaupt nicht rein. Keine Ahnung welche ich da nehmen soll. Und dann muß ich mindestens dreimal umsteigen. Das weiß ich noch vom letzten Mal. Na gut, wenn sie in's Lenka-Zentrum fahren bin ich dabei. Danke. Und tut mir leid das ich so mies drauf bin, sie können ja nichts dafür. Aber die letzten zwei Tage waren echt das Letzte."

"Schon ok. So Tage kenn' ich. Und wie gesagt, ich muß eh einkaufen. Ob jetzt oder in drei Stunden ist mir schnuppe. Ich glaube dort gibt es auch Brathähnchen."

12:40:26, Tiefgarage des Polizeihauptquartiers.

Von Speichers Wagen verließ die Ausfahrt und fuhr Richtung Süd-Osten durch den Mittags noch mäßigen Verkehr. Mäßig bedeutete immer noch genug, und so überließ Von Speicher es dem Navigationssystem sich durch die Blechkolonnen zu wühlen. Das ließ ihr Zeit, ihre Beifahrerin zu mustern. Ihre Gedanken rasten, während sie überlegte wie sie diese Akolythin für ihren Zirkel gewinnen konnte.

Sie spürte das dies ihre bisher schwierigste Aufgabe werden würde.

13:19:13, der blau-metallic farbene Thunderbird rollte in die Garage des LEKA-Zentrums, und mit einem dunklen Grollen verstummte der Motor.

"Kommen sie, gehen wir noch zusammen ein Hähnchen essen. Ich hasse es alleine zu essen, und der Kühlschrank zu Hause ist eh leer."

Helen Stendall überlegte einen Moment, schien kurz davor zu stehen abzulehnen. Doch dann siegte die Höflichkeit.

"Nun gut, gehen wir essen."

14:00:00 LEKA-Zentrum, am "Grill Hend'l"-Stand.

Die beiden attraktiven Frauen hatten ihre Hähnchen aufgegessen, Teils unter nichtigem Small-Talk, teils unter fast schon eisigem Schweigen. Helen Stendall hatte die ganze Zeit über das Gefühl, daß ihr Gegenüber etwas von ihr wollte, und das mit ihr etwas nicht stimmte. Das verdarb ihr die Stimmung. Sie hatte nie viel Kontakt zu den vercyberten Kämpfern gehabt, und noch weniger zu den Amateuren. Aber dieses merkwürdige, falsche Gefühl hatte sie noch nie zuvor gehabt.

Bei einer unauffälligen Gelegenheit, als die Polizistin gerade die Anmache eines anderen Kunden abwehrte, hatte sie die Blickebene gewechselt und sich die Aura gründlich angesehen. Es war ein verwirrendes Bild das sie dort gesehen hatte. Im ersten Moment schien Von Speicher ein ganz normaler Cyberzombie zu sein. Falls man einen Menschen der sein Fleisch freiwillig gegen Metall und Kunststoff austauschte überhaupt als 'normal' bezeichnen konnte.

Als sie aber weiter gesucht hatte, hatte sie die schwachen, aber verräterischen Spuren einer Maskierung gefunden. Und durchbrochen. Und dann war das Verwirrende gekommen. Sie schien magisch zu sein, schwach aber immerhin. Sie schien ein magisches Mal zu tragen, dessen Bedeutung Stendall nicht hatte erkennen können. Und sie schien mit anderen Verbunden zu sein, aber dies verlor sich auf den tieferen Ebenen.

Von Speicher wußte auch nicht weiter. Sie hatte das Gefühl bei der Anderen nur auf Ablehnung zu stoßen. Wie sollte sie sie nur dazu bekommen, dem noch unfertigen Zirkel beizutreten? Fast schien ihr, als solle dies ihre eigentliche Bewährungsprobe werden. Bei den ersten beiden Akolythen war alles wie von selbst in das Bild gefallen. Als hätte eine andere Macht ihr dabei geholfen. Hatte sie vielleicht ja auch. Jedenfalls war das Essen vorüber, und sie war nicht einen kleinen Schritt weitergekommen.

Wie zuvor im Wagen musterte sie die Frau neben sich im Profil. Stellte sich vor ihre Hände über deren Haut, über die Brüste und zischen die Schenkel gleiten zu lassen. Wie ihm Gegenzug die Hände und die Zunge der anderen über ihre Haut glitten. Sie merkte wie ihre Atmung schneller wurde.

"Hey, Pfoten weg."

Der gereizte Schrei der Anderen riß sie aus ihren Tagträumen. Ohne es bewußt zu merken hatte sie ihre Hände auf die Schenkel der anderen gelegt und begonnen sie durch den Stoff der Hose zu streicheln.

'Mist', schoß es ihr durch den Kopf. 'Jetzt habe ich es erst mal vermasselt.'

Erschrocken zog sie die Hand weg.

"Ich frag mich ja langsam echt ob ich ein fick-mich-Schild auf der Stirn trage. Erst der Penner der jetzt Gott sei dank tot ist, und jetzt auch noch 'ne Bullette. Scheiße. Und Danke für nichts, Lesbe."

Wütend knallte sie das Reinigungstuch auf die Hähnchenknochen, warf Von Speicher noch einen vernichtenden Blick zu und verschwand in der Menschenmenge.

'Großartig' dachte Von Speicher. 'Ich bin scharf wie noch was und dafür ist meine Zielperson weg. Sozusagen alles im Eimer.'

Sie bestellte sich noch ein Bier, das brauchte sie jetzt gegen den Frust. Dann begann sie sich einen neuen Schlachtplan zu überlegen. Als erstes wollte sie mal mit Havilland reden. Oder vielleicht besser mit einem seiner Mitarbeiter. Aus denen war eher was nützliches herauszukriegen. Dann vielleicht auch mal den Tatort ansehen. Sie könnte schwören, das Stendall im Aufzug gelogen hatte. Die hatte was mit dem Tod zu tun. Nur was war die Frage. Und das mußte sie vor Havilland herauskriegen. Dann hatte sie vielleicht ein Druckmittel. Und sie mußte auf dem Laufenden über Havillands Ermittlungen bleiben. Wenn sie Stendall vor einer drohenden Verhaftung warnen konnte, würde ihr das vielleicht auch helfen.

Und hatte sie nicht etwas davon gesagt, daß der Tote sie genötigt hätte? Das wären auch wichtige Informationen. Vielleicht war sie mit diesem Material ja trotz der polizeilichen Ermittlungen noch erpreßbar. Sie trank das Bier aus, bezahlte und brach auf.

Freitag, 08:12:30, Polizeihauptquartier.

Auf dem Weg zum Kaffee-Automaten paßte Melanie von Speicher den Inspektor der Mordkommission Behrend ab.

"Hallo Markus. Ihr arbeitet doch an dem Mordfall mit der Hauptverdächtigen Stendall, oder? Kannst du mir darüber irgendetwas erzählen?"

"Tut mir leid. Havi hat angeordnet das nichts nach draußen gelangen darf."

"Bin ich draußen? Komm', tu mir den Gefallen und gib mir die Infos."

"Du kennst Havi. Warum willst du das überhaupt wissen?"

"Ich weiß auch nicht. Ich habe Stendall gestern im Aufzug getroffen. Ich habe da so ein Gefühl."

"Gefühl ja? Und dafür soll ich meine Beförderung riskieren? Was für ein Gefühl denn bitte?"

"Ich glaube einfach das sie nicht die Wahrheit sagt. Zmindest nicht die ganze. Und das da mehr dran ist als nur der Mord. Wer war denn überhaupt das Opfer?"

"Daniel Venia...Verdammt. Was heißt mehr als nur ein Mord? Hältst du sie für eine Terroristin? Du klingst fast schon selbst wie Havi." Er versuchte seinen Lapsus mit Spott zu übertünchen.

"Nein, aber irgendwas ist halt komisch. Bitte." Sie schaute ihn von unten herauf mit ihrem treuesten Blick an.

Er seufzte. "Na gut, ich sollte zwar nicht, aber wenn du mich so anschaust..."

Sie strahlte ihn begeistert und dankbar an.

"Das hier ist nicht der richtige Ort um darüber zu reden, ich weiß auch einen besseren. Eine Bedingung habe ich aber. Du gehst morgen Abend mit mir tanzen. In der Disco erzähl' ich dir dann auch alles."

Kurz dachte sie nach, dann entschloß sie sich daß der Preis wirklich in Ordnung war.

"Ok, aber dafür hältst du mich dann auch weiter auf dem Laufenden."

"Solange der Chef den Geheimgrad nicht erhöht, einverstanden. Ich ruf' dich an."

Sie schüttelten über der Abmachung die Hände, und anschließend ging jeder erstmal seiner verschiedenen Wege und Aufgaben nach.

Dramatis personae:

Melanie von Speicher - Mitglied des γSEK und Heldin einer Geiselnahme

Helen Stendall - Exhibitionistin, eine Auserwählte

Markus Behrend - Inspektor der Mordkomission

Written by: bardo_eroticos

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