Category: Erotische Verbindungen Geschichten

Fibonaccis Fenster

by Auden James©

Aus dem amerikanischen Englisch von Auden James

© 2012 Auden James

2021 durchgesehen u. korrigiert

Alle Rechte vorbehalten

Originaltitel: Fibonacci's Window

Copyright © 2006 by BlackShanglan

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Sechs achtzig sieben. Sechs achtzig acht. Sechs achtzig –

»Hi, Jonas.«

– neun. Scheiße. Ich hasse, wenn sie das tut. Ich mein, ich mag sie, aber gottverdammt nochmal.

»Hi Shelley.« Fünf fünfundvierzig. Ich kann die Uhr hinten sehen, zehn, vielleicht zehneinhalb Zoll über dem Gesicht. Zeitung. Brot. 1538 Market. 1.79 der Laib.

»Das Übliche?« Ich nicke. Sie ist wieder dahinten. 64, 65 Zoll hoch. 30 Zoll Taille. Merkwürdige Maße. Große Titten. Je fünfunddreißig, vierzig Kubikzoll diese Dinger. Gottverdammt nochmal, sie sind mächtig in Ordnung. Stell dir vor, an einem solchen Paar zu nuckeln.

Evening Standard. 75 Cents. Ein Dollar auf die Hand, E58934738, Wechselgeld. 25 Cents. 25%. .25 vom Dollar.

Scheiß drauf. Scheiß auf dich. Als ob ich was dafür kann.

Shelley lächelt. Sie hat pudeliges Haar, drei, dreieinhalb Kringel alle zwei Zoll. Eine Art schmelzende Frau. Weich. Hundertfünfzig Pfund vielleicht. Schwer zu sagen in diesem Cardigan. 16.75$ bei Harteman's nur dieses Wochenende. Ich sah den Flyer.

Sie stellt mir einen Kaffee in die Hand. Sie ist schnucklig so gesehen. Kaffee. 1.25 Dollar fünfundzwanzig in meiner Tasche –

Sie stoppt meine Hand. Ich mag es, wenn sie das tut. Mich berührt.

»'s ist OK, Jonas«, sagt sie. Weich. Bißchen heiser.

Ich kann nicht wirklich lächeln. Scheiße ich will ja, aber da sind diese Tauben, sechs, sieben über den Köpfen, kreisend, und dann sind's fünf, dann sieben, dann sechs, weil das Dach des Kiosks sie ständig abschneidet. Ich weiß nie, wie viele zurückkommen. Fünf. Sieben. Acht.

»Jonas.«

Vier. Was zum Teufel? Aber ich mag sie wirklich.

»Shelley.« Ich irgendwielächle. Ich versuch's, gottverdammt nochmal. Sie mehrlächelt zurück. Halt strahlender. Es ist schön.

Acht. Schanke dön. Fünf. Sieben. Sie blickt mich an.

»Du bist spät heute.«

Fünf siebenundvierzig. Jepp. Brotstand schließt um sechs. Dreizehn Minuten. 87er Bus fiel aus. 35er, dann der 23er, zehn, fünfzehn Haltestellen. Viel zu viele.

Ich blick zu ihr hoch. Sieben. Sie wartet.

»Jepp«, nuschle ich. »Bus s'ausgefallen.«

»Ich geh um sechs.«

Sechs. Fünf. Nein, sechs. Uhr. Nicht Tauben. Wazumteufel?

»Oh. So? Du, ähm … willst nach Hause gehen?« Sie's schnucklig. Großtittig. Weich. Süß. Ich mag sie.

»Jopp. Das wär nett.«

Lächelt. Scheiße, wo sind die Tauben hin? Ich geh nachsehen. Zwölfeinhalb Minuten. Sie gibt ihre Schürze ab. Wir gehen.

Ich kann nicht reden. Siebenundvierzig. Achtundvierzig. Sie juckt's nicht. Versucht's halt ein- oder zweimal, aber sie läßt's. Kein Irren-Seinlassen wie »Scheiße Mann, ich hab versucht mit dir zu reden«, sondern eine Art … Schnucklig-Seinlassen. Vierhundertzweiundzwanzig und rechts. Das ist die Lobby. Wir bleiben stehen. Bei mir. Scheiß Aufziehspielzeug. Ich weiß nicht, wo sie wohnt. Könnten ein Haufen Schritte sein. Vielleicht mit dem Bus. 123er oder der 17er, um diese Zeit am Abend; Nummer 5 zu den Parks, vielleicht. Ich weiß nicht, wo ich mit ihr hingehen soll.

»'tschuldige.« Ich bin dabei, es zu vergeigen. Aber sie irgendwie … keine Ahnung. Mich kümmern die Scheißtauben einfach nicht, klar? Auf eine Art lächelt sie.

»Willst du, daß ich mit raufkomme?« Sie fragt auf Vielleicht-ja-Weise. Ich nicke. Tatsächlich, ja. Scheiße … jepp. Jepp, du kommst mit rauf.

Vier Treppen. Ich hasse Aufzüge. Es sind jeweils elf Stufen, aber die letzte hat zwölf. Sie ist müde. Schnucklig, jedoch. Keine Klagen. Ich mag das an ihr. Ich mein, ich bin kein … klar. Und sie erzählt mir nicht einen Haufen Scheiß. Sie ist am Schnaufen – fünfundzwanzig, sechsundzwanzig Atemzüge die Minute, hoch zum letzten Absatz steigend. Sie tut mir leid. Ich nehm ihre Hand, weil sie zieht sich das Geländer hoch. Sie lächelt. Scheiße genial. Sie ist am Atemholen. Ich berühr ihre Hand. Sie ist irgendwie … heiß.

Drei Türen. Bei mir. Die Tür ist kaum zu und wir drängen uns dagegen. Küssen. Schmecken. Shelley. Meine Hände rutschen hoch unter ihren Cardigan, 16.75$, Harteman's, nur dieses Wochenende, und dann spüre ich ihre steifen Warzen in meine Handflächen stechen und oh, als ob's mir was ausmacht. Gottverdammt nochmal, es ist schön. Warm. Weich. Sie muß mehr so bei 165 liegen, aber Scheiße ist es schön.

Es geht schnell. Hektisches hungriges Saugen an Zungen; ihre großen Titten drängen gegen meinen Mund; dann geht sie mir an den Reißverschluß, Scheiße, Scheiße, es ist acht nach sechs, ich schwör verdammt, ich kann die Uhr auf dem Herd sehen, und sie rutscht an mir runter. Hör nicht auf, siebenunddreißig Jahre schwör ich hat niemand jemals ja 5.26 Zoll ist nicht scheißviel aber ugh! Ihre Lippen schließen sich und sie lächelt und ich knall meinen Kopf gegen die Tür, als mein Körper zuckt und mein Kreuz kribbelt und Scheiße.

Ich mach mir für vielleicht eine halbe Sekunde lang Gedanken ums Zu-früh-Kommen. Dann lächelt sie zu mir hoch. Es ist scheißperfekt. Mann, weißt gar nicht, wie sehr ich diese Frau liebe.

Es kommt. Oh, Scheiße, es kommt.

Wir rutschen runter. Scheiße, was weiß ich, wo ich bin. Ich mag sie, allerdings. Ich will's ihr sagen, aber ich würd's nur vergeigen. Vielleicht weiß sie's. Sie schmiegt sich an mich und ich berühr sie. Warm. Nah. Es ist scheißunbeschreiblich.

Es ist Stunden, bevor ich weiß, wie spät es ist.




NACHBEMERKUNG DES ÜBERSETZERS


Ich danke BlackShanglan für die Bereitwilligkeit, sein Werk mit uns Lesern im Internet frei zu teilen. Da die vielen Zahlen, die im Text vorkommen, viele Leser im englischsprachigen Raum verwirrten, möchte ich an dieser Stelle versuchen, einer ähnlichen Verwirrung vorzubeugen, indem ich eine mögliche Erklärung für die Zahlenhäufung vorschlage. BlackShanglan bezeigt mit diesem Erotikon James Joyce seine Reverenz, weshalb nicht nur die erratischen Vögel aus dem fünften Kapitel des Portraits des Künstlers als jungen Mannes herüberflattern und – endlich, mag Stephen (»old father, old artificer«) Dedalus denken! – ihre biologische Familienzugehörigkeit offenbaren, nein, auch die Textgestalt nimmt starke Anleihen bei dem von James Joyce begründeten Bewußtseinsstrom. Mit diesem Erotikon öffnet sich dem Leser also auch eine Art joycesches Fenster in die Vorstellungswelt eines Mannes, der an einer »obsessive-compulsive disorder« (dt.: Zwangsstörung) leidet. Zahlen bestimmen sein Denken, selbst wenn er sich dagegen wehrt; und also daher wimmelt es in seinem Bewußtsein, seinen Gedanken, von Zahlen. Weitere Informationen zur OCD und James Joyce sind im Netz reichlich vorhanden. Möge mein Erklärungsvorschlag – insbesondere bei anfänglichen Verständnisschwierigkeiten – dem einen oder anderen für ein tieferes Textverständnis behilflichen sein!

Written by: Auden James

Story Tags: zahlen, kellnerin, ocd, große brüste, mollig, zwangsstörung, flash fiction, obsession, amerika, blasen

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