Category: Romane und Kurzromane Geschichten

Anwaltsgehilfin Teil 02

by die_sense©

Am nächsten Morgen hatten sie gestritten. Sie wusste gar nicht genau, was der Anlass gewesen war. Markus war einfach ausgerastet, als sie von ihren Reiseplänen erzählt hatte. Seit Wochen bereitete sie eine Vortragsreise für Holsten vor und vor wenigen Tagen hatte er sie gebeten mitzukommen. Vor lauter Arbeit hatte sie vergessen, Markus Bescheid zu geben.

„Wie lange weißt Du das schon? Und warum erfahre ich das erst jetzt? Mit dem „Boss" ins Hotel. Pfft! Was erwartet der Typ eigentlich noch alles von Dir?", immer lauter war er geworden dabei.

Zuerst war sie erschrocken. Was war denn jetzt los? Eine Dienstreise. Da muss man sich doch nicht so aufführen. Zwei Tage, eine Nacht. Aber dann war sie wütend geworden: „Das ist Arbeit du Trottel! Ich soll protokollieren und die Abendveranstaltungen für Kollegen und Klienten vorbereiten. Das geht eben nur vor Ort. Du wirst auch mal einen Abend ohne mich klar kommen." Er glaubte doch nicht im Ernst, sie würde etwas mit dem Chef anfangen. Sie tat im nicht den Gefallen zu weinen. Ihr Abschied war deutlich kühler als sonst.

„Doreen! Können Sie bitte herüberkommen?", durch die halb geöffnete Tür winkte Holsten sie zu sich. „Hier. Ich habe die Unterlagen nochmals durchgesehen. Alles in Ordnung jetzt. Bitte 20 Kopien, wie besprochen und in die dunklen Mappen. Ist alles in Ordnung?"

Doreen biss sich auf die Unterlippe und nickte zaghaft. „Nur etwas Kopfschmerzen", log sie. „So, so." Er blickte sie an. Und dann tat sie das, was sie schon den ganzen langen Tag tun wollte, sie weinte. Erst waren es nur zwei große Tränen, die ihr über die Wangen rollten. Ein Schluchzen. Und schließlich ein Heulkrampf. Sie sank auf dem Sessel zusammen. Das alles war so peinlich. Erst als er ihr das Taschentuch unter die Nase hielt, merkte sie, dass der Boss sich vor sie gekniet hatte.

Er war noch immer größer als sie. „Na, na. Wer wird denn gleich? Eher Liebeskummer, oder?" Er lächelte sie an: „Damit kenne ich mich aus. Immerhin verdiene ich mit sowas mein Geld. Und nicht zu knapp." Die Hand auf ihrer Schulter war schwer, aber in diesem Moment der einzige feste Punkt in ihrem Leben.

Sie schluchzte noch einmal laut auf: „Er ist so fies in letzter Zeit. Er gönnt mir nichts. Ist dauernd misstrauisch. Dabei versuche ich alles richtig zu machen. Ich liebe ihn doch." Noch immer konnte sie kaum atmen. Den ganzen Tag war es gut gegangen. Sie hatte sich in die Arbeit gestürzt, hatte getippt und Buchungen im Internet bestätigt und Vortragslisten erstellt und Tischordnungen. Schon nächste Woche war die Konferenz und noch so viel zu tun. Nur aufs Telefonieren hatte sie verzichtet soweit es ging.

Und jetzt dieser Zusammenbruch. Sie schämte sich in Grund und Boden. Der Boss strich ihr gerade die langen, braunen Haare, die glatt über ihr Gesicht gefallen waren hinter ein Ohr, als das Telefon läutete.

Er stand auf und griff über den Schreibtisch zum Hörer: „Holsten! Ah. Doris. Ja, ich weiß wie spät es ist. Was? Die Kinder habe ich vergessen. Ihr könntet mir ja rechtzeitig sagen, was ihr von mir wollt, anstatt mich immer wieder an die Wand laufen zu lassen!"

Schon wieder Streit. Doreen versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken. Holsten wurde blass: „Ob ich Sex habe? Bist Du noch ganz bei Trost? Ich bin im Büro! --- Das Stöhnen? Das ist Doreen. Nein, nicht was Du denkst. Sie hat einen Nervenzusammenbruch... Ach, glaub doch, was Du magst. Ich ficke nicht fremd." Sein anfangs blasses Gesicht war rot angelaufen. Das echte Wutgesicht. Furchteinflößend. Männlich. „Soll ich mal nach dem Gärtner fragen? Ja. Ist wohl besser!" Er knallte den Hörer hin. „Sie fährt mit den Kindern zu ihren Eltern. Glaubt doch tatsächlich, ich würde... wir würden..." er sah sie an. Anders als sonst, länger. Eindringlich, fast sehnsüchtig, bildete sie sich ein. Dann schüttelte er den Kopf und alles war wie vorher.

Freundlich wie immer und bestimmt nahm er sie an den Händen und zog sie vom Sessel: „Kommen Sie, wir gehen noch einen Happen essen. Das haben wir uns verdient." Als ob nichts gewesen wäre. Er überrumpelte sie so mit diesem Stimmungswechsel, dass sie vergaß, Widerstand zu leisten. Sie wollte doch heim. Zu Markus. Sie hatten noch nie einen so heftigen Streit gehabt und sie wollte sich nur mit ihm versöhnen. „Kommen Sie. Es ist ohnehin schon spät. Wir beeilen uns und ich bringe Sie nach Hause."

SMS: lieber schatz, muss noch arbeiten. warte nicht. sei nicht böse. lieb d.

Es war der Japaner geworden. Natürlich. Mindestens zweimal die Woche waren sie zuletzt mittags dort gewesen. Hatten schon einen eigenen Tisch im hinteren Teil des Lokals. Etwas intimer. Für Mandantengespräche. Heute war wenig los. Einige Geschäftsleute und ein verliebtes Paar im vorderen Teil. Der Fisch war fantastisch und die offene Zubereitung der Speisen faszinierte sie noch immer. Auch ohne Kundschaft waren sie öfter hier gewesen. Hatten geplaudert. Über ihre Pläne. Über Markus. Seine Frau.

Die Ehe war wohl nicht mehr zu retten, aber aus irgendeinem Grund kämpften beide Holstens noch. Wenn sie nicht gerade stritten. Vielleicht war dieser Streit nur der Ausdruck der Hilflosigkeit eines Paares, das sich noch immer mochte, sich aber nichts mehr zu geben oder zu sagen hatte. Markus!

SMS: ok -- bin schon im bett. m.

„Alles in Ordnung Herr Holsten. Wir können in Ruhe essen." Sie wusste nicht, warum sie das gesagt hatte, aber langsam wurde ihr wieder warm. Japanisches Essen und französischer Wein. Essen, wie der Tenno in Paris. Fast hätte sie losgelacht. Sie hätte erst essen und dann trinken sollen. War aber auch schon egal. Der Boss schenkte nach. Hatte er auf ihr Glas oder ihren Ausschnitt geschaut? Vielleicht wollte er überprüfen, ob die Perlen noch da waren. „Doreen, Du spinnst doch", schimpfte sie im Stillen mit sich selbst.

Sie versuchte abzulenken: „Wie groß sind Sie eigentlich genau?" Er legte den Kopf schief und griff in sein Sakko, das er über den Stuhl gehängt hatte. Aus dem eleganten Portemonnaie zog er seinen Personalausweis und schob ihn ihr über den Tisch. Thomas Holsten. Jahrgang. Wohnort. 204 cm. 204. „36 ist meine Glückszahl", prustete sie heraus. Er sah sie fragend an. „Naja, 204 weniger 168 ist 36. Sechs mal sechs! Meine Glückszahl." So wie er sie darauf ansah, war sie sicher, dass er bestenfalls „Sex mal Sex" verstanden hatte. Sie nahm einen großen Schluck Rotwein, um die in ihre Wangen steigende Röte zu verbergen und entschuldigte sich ins Bad.

Was war nur los? Sonst war sie nicht so direkt. Sie hatte ihren Chef ja beinahe angemacht. Mist. Der Streit daheim, die Arbeit und jetzt auch das noch. Das kalte Wasser im Gesicht half ein bisschen. Sie war tatsächlich betrunken. Vielleicht hilft eine kurze Pause. Sie stützte sich kurz an der Wand ab auf dem Weg zur Toilette. Ohne den Rock zu heben setzte sie sich auf den Klodeckel und legte ihren Kopf in beide Hände. Sie schnaufte ein paar Mal durch und stand auf.

Sie hatte die Klotüre kaum geöffnet, als die Durchgangstür zum Restaurant etwas heftiger aufgestoßen wurde als nötig. Sie verharrte. Nur einen Spalt weit war ihre Tür geöffnet und trotzdem konnte sie mehr sehen und vor allem hören, als sie wollte. Das Paar aus dem Lokal hatte es nur noch mit Mühe ins Bad geschafft.

Sie hatte ihre Hand schon in seiner Hose und er mühte sich damit, ihren Slip aus dem Weg zu bekommen. Beide atmeten schwer. Schließlich riss etwas. Ohne den Kuss zu unterbrechen, hob der Typ sie aufs Waschbecken und stieß in sie. Doreen hörte wie sie in seinen Mund keuchte. Sie sah, wie sich die Beine der Frau um seine Hüfte klammerten und sie erkannte ihren Höhepunkt daran, wie sie den Kopf an den Spiegel schlug. Auch er war gekommen. Außer Atem und völlig aufeinander fixiert sahen sich beide an. Nach endlosen Sekunden begannen die beiden ihre Kleidung zu ordnen. Sie kicherte. Doreen atmete erst wieder, als sie allein im Bad war. Sie schüttelte den Kopf, um die Bilder wieder loszuwerden. Aber es half nichts, sie war feucht geworden bei dem Anblick. Bei der animalischen Lust, mit der die beiden übereinander hergefallen waren. Bei der Gier und der Verliebtheit.

Sie hob den zerrissenen Slip auf und versteckte den letzten Beweis für das Schauspiel in ihrer Faust.

„Sind Sie in Ordnung? Sie sehen blass aus." -- „Können Sie mich bitte nach Hause bringen? Mir ist nicht gut."

Erst als sie die Wohnungstüre hinter sich geschlossen hatte und erschöpft in der beruhigenden Dunkelheit gegen die Wand lehnte, merkte sie, dass sie noch immer das Höschen in der Hand hielt. Angewidert ließ sie es fallen. Holsten war freundlich gewesen wie immer. In seinem großen Wagen hatte er sie wie versprochen durch die halbe Stadt kutschiert. Nur selten -- zufällig -- hatte er sie berührt. Nie lange, nie offensiv. Eher beruhigend, aufmunternd. Sie hatte keinen Grund sich zu beklagen. Ohne Licht zu machen, zog sie sich aus. Ihre Kleidung ließ sie dort fallen, wo sie gerade war auf dem Weg ins Bad. Noch immer leicht benommen putzte sie ihre Zähne. Es roch nach Sex. Sie roch nach Sex.

Markus drehte sich weg, als sie sich nackt an ihn schmiegte. Auf ihre Berührungen reagierte er nicht. Dabei wäre eine Versöhnung so wichtig für sie gewesen. Am Ende machte sie es sich selbst und biss sich dabei die Lippe blutig.

Written by: die_sense

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Story Tags: jung, chef, selbstbefriedigung, voyeur, spanner, toilette, restaurant

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