Category: Romanze Geschichten

Das Freudenmädchen

by ManuelaYasmina©

„Sie sind öfters hier?"

Der Mann, welcher ihn ansprach, trug, ebenso wie er, einen schwarzen Tanga. Mehr nicht. Aber ein solches Kleidungsstück trugen alle Herren hier. Und die Dame an seiner Seite hatte ihren Körper in eine schneeweiße Korsage gezwängt. Eine Korsage, in der ihre großen Brüste schon herausquollen.

„Wie kommen sie darauf?"

„Nun, wir waren vorigen Samstag hier. Den Samstag davor, und davor den Samstag sind wir das erste Mal hiergewesen."

„Ich weiß."

„Und immer warst du auch hier. Und du bist immer alleine hier."

„Ja."

„Wie kommt das? Samstags können doch nur Pärchen rein."

„Nun, das liegt wohl daran, daß der Club mir gehört."

„Ach so."

Er ließ das verdutzte Pärchen an der Bar stehen und machte sich auf seinen Rundgang.

Als er gerade seinen 15ten Geburtstag hinter sich hatte, verstarb sein Onkel Klaus. So etwas kommt halt vor. Aber sein Onkel hatte ein ausgefülltes Sexleben. Und: Er betrieb Clubs. Zwei von ihnen waren gut bestückt mit echt geilen Weibern. Mit anderen Worten: Sein Onkel war Zuhälter. Wenn man es so nennen konnte. Eigentlich arbeiteten die Mädchen alle auf eigene Kappe, mußten ihm nur Zimmer und Getränke bezahlen. Und da er immer die hübschesten Mädchen in der Umgebung hatte, und dies sich unter seinen gutbetuchten Kunden sehr schnell herumsprach, so war er, wie man sagt: ein gemachter Mann. Der dritte Club hingegen war völlig anders. Mädchen, welche dem Gewerbe nachgingen, kamen dort nie hin. Es war ein Swinger und Pärchen-Club. Dort trafen sich jene Menschen, die den Freuden des Partnertausches frönten. Und da er ihn so wie seine beiden anderen Clubs führte, nur das Beste ist gerade gut genug, war auch dieser eine vielfrequentierte Anlaufstelle. Alteingesessen, sauber und sehr diskret. Nun, alles geht vorüber, so auch das Leben. Und sein Onkel hatte nun dieses hinter sich.

Zur Testamentsvollstreckung waren seine Eltern und er einbestellt worden. Niemand wunderte sich, daß auch er dabei sein sollte. Und so saßen die Drei dem Notar gegenüber und hörten sich den letzten Willen des Bruders seines Vaters an. Und der hatte es in sich. Sie erfuhren, daß Onkel Klaus für jeden von ihnen ein Sparbuch angelegt hatte. Jeweils mit einer Million. Allerdings konnte er erst an seinem 18ten Geburtstag darüber verfügen. Aber damit waren sie alle zufrieden. Doch dann kam der Nachsatz.

Hiermit verfüge ich, das alle drei Sparbücher an die Stiftung für herrenlose Tiere fällt, wenn meine letzte Verfügung angefochten wird. Und diese ist: Meinem Neffe Manfred hinterlasse ich meine drei Clubs, mit der Auflage, diese auch weiterhin zu betreiben. Seine Eltern haben jetzt und auch in Zukunft nichts mit ihnen zu tun. Der bisherige Geschäftsführer hat mein vollstes Vertrauen und dieses in all den Jahren niemals mißbraucht.

Anfangs konnten weder seine Mutter noch er sich vorstellen, was für Clubs dies waren. Eher schon seine Mutter. Er dachte dabei an Clubs, wie sie in den Filmen von Edgar Wallace immer vorkamen. Alteingesessene Clubs in denen ältere Herren Zigarre oder Pfeife rauchend in schweren Ledersesseln sitzend Zeitung lasen oder miteinander diskutierten. Wo Frauen nicht hinein kamen. Einzig sein Vater wußte, um was es sich bei diesen Clubs handelte. Er hatte seinen Bruder oft besucht. Allerdings nicht aus dem einen Grund. Er und Onkel Klaus hatten immer schon ein sehr enges Verhältnis gehabt. Ein so enges und tiefes Verhältnis, daß er seiner Frau sagte, daß Klaus verstorben sei, noch bevor er jenen schicksalhaften Anruf entgegen nahm. Zwar hatte er gedacht, daß jene Clubs verkauft würden. Nun aber mußte er feststellen, daß sein Sohn mit seinen 15 Jahren, Deutschlands jüngster Bordellbesitzer sein würde. Denn obwohl es ihnen nicht schlecht ging, die zwei Millionen, über die seine Frau und er verfügen konnten, kamen ihnen sehr gelegen. Darum sagte er auch nichts, als der Notar sie fragte, ob sie das Testament anfechten würden. Und so wurde ihnen allen jeweils ein Sparbuch ausgehändigt, auf dem der Betrag von einer Million ausgewiesen war. Einzig Manfred bekam noch etliche Papiere. Mit einem dicken Aktenkoffer verließen sie das Büro.

Auf der Heimfahrt fragte seine Frau natürlich, was es für Clubs wären. Manfred fiel gleich ins Gespräch ein und meinte:

„Mama. Du kennst die doch. Am Samstag in dem Edgar Wallace Film war doch wieder einer drin."

„Ah so."

Ihr Mann konnte sich das Lachen gerade noch verkneifen. Und da er nur nickte, war seine Frau beruhigt. Es hätten ja auch andere Clubs sein können.

Drei Tage später, es war Freitag, da kam er früher aus dem Büro zurück. Seinem Sohn hatte er gesagt, daß er mit ihm etwas erledigen müsse. Darum war Manfred auch nicht, wie sonst, mit seinen Freunden unterwegs gewesen. Seine Frau war noch bei einer Freundin, als er nach Hause kam. Und so sah sie auch nicht, daß nach einer halben Stunde ihre beiden Männer im schicken Anzug mit Krawatte das Haus verließen. Noch hatte er seinem Sohn nicht gesagt, wo sie hin fahren würden. Doch als er nach wenigen Minuten auf einen Parkplatz an der Landstraße fuhr und den Motor ausschaltete, da war es an der Zeit, seinen Sohn darüber aufzuklären, wohin sie fuhren und weshalb. Und so saß nach gut einer halben Stunde ein völlig verdutzter Sohn neben ihm, während er die Auffahrt zum Swingerclub hinauffuhr. Natürlich wußte der Geschäftsführer wer sie waren. Darum hatte der Club heute auch erst ab 20 Uhr geöffnet.

Manfred begrüßte seinen Geschäftsführer, der für alle drei Clubs verantwortlich war. Dieser führte sie nach einer kurzen Unterredung durch die Räumlichkeiten. Dies war Manfred zwar etwas unangenehm, war er doch in dieser Hinsicht noch völlig unbescholten, dennoch stellte er viele Fragen hinsichtlich des Mobiliars. Die Liebeswiese, da konnte er sich noch etwas drunter vorstellen. Doch als er in dem Raum mit den vielen Löchern in den Wänden kam, da mußte der Geschäftsführer ihm doch erklären, daß der eine Partner auf der einen, der andere Partner auf der anderen Seite jener Wand stand. Und der Mann seinen Penis durch die Öffnung schob, während er nicht wußte, wer ihn auf der anderen Seite bediente. Ebenso ratlos war er im Studio. Hatte er sich vorgestellt, nach öffnen der Türe eine Kamera und viele Lampen zu sehen, so sah er nun direkt gegenüber dem Eingang ein schwarzes Holzkreuz, Peitschen und Ketten, Masken und Fesseln. Dementsprechend hatte er hier auch die meisten Fragen und dementsprechend lang war hier die Erklärung des Geschäftsführers gewesen. Schließlich, nachdem sie Pool, Ruheraum und die anderen Räumlichkeiten gesehen hatten, wobei ihm die „Hochzeitssuite" am besten gefallen hatte, saßen sie in der Bar und redeten übers Geschäft.

„Die ganze Woche über haben wir immer so an die 15 bis 20 Gäste. Das hält sich dann mit den Ausgaben die Waage. Freitags haben wir naturgemäß mehr Kunden. Samstags ist reiner Pärchenabend. Und sonntags Lesben und Homo-Party. An den drei Tagen ist die Bude gerammelt voll."

„Und wie sind die Öffnungszeiten?", wollte er wissen.

„Unter der Woche 16 bis 24 Uhr. Freitags von 17 bis 2 und sonntags auch. Samstags öffnen wir um 14 Uhr mit offenem Ende. Es kann schon mal vorkommen, daß wir sonntags erst um 6 in der Früh schließen."

Sie redeten noch über einige weniger wichtige Dinge wie Getränke Buffet, Personal, dann verabschiedeten sie sich voneinander bis zum folgenden Tag. Manfred sah seinen Vater erstaunt an, sagte aber nichts. Erst als sie im Auto saßen, da fragte er:

„Wieso bis morgen."

„Du weißt doch, daß mein Bruder dir drei Clubs hinterlassen hat."

„Ja."

„Und was sind das für Clubs?"

„Na, zuerst hab ich gedacht es wären so englische Clubs."

Sein Vater lachte schallend auf und schüttelte seinen Kopf.

„Nicht?"

„Sah der aus wie ein englischer Club?"

„Nein."

„Na siehst du."

„Dann sehen die anderen auch so aus?"

„Wie meinst du das?"

„Na, mit Liebewiese, Studio und so."

„Hm, ja und nein."

„Was denn nun?"

„Sie haben viel mehr Zimmer. Dennoch unterscheiden sich sehr gewaltig von dem vorhin."

„Na siehst du. Dachte ich es mir doch."

„Du weißt nichts. Du scheinst Onkel Klaus nie durchschaut zu haben."

„Wie meinst du das?"

„Das wirst du morgen sehen."

„Morgen?"

„Ja, morgen. Wir fahren um eins los."

„Und Mama?", fragte er irritiert.

„Die nicht. Die wäre heute schon ausgerastet. Das morgen tu ich ihr nicht an."

Mehr sagte er an diesem Tag nicht. Gemäß ihrer Absprache erzählten sie zu Hause nicht, wo sie gewesen waren. Als Ausrede hatten sie einen Besuch bei einem Freund seines Vaters angegeben. Und da Papa sehr viele hochgestellte Freunde hatte, so war ein Anzug bei einem dieser Besuche nichts Außergewöhnliches.

Der folgende Tag brachte nicht nur seinen Terminplan durcheinander, nein, er schüttelte auch sein Liebesleben gewaltig durcheinander. War er doch eigentlich mit Jutta verabredet gewesen, bei der er am vergangenen Donnerstag erstmalig seine Hand auf ihren Busen gelegt hatte. Zwar noch auf ihrem Pulli, aber darunter trug sie nur noch ihren BH. Und an den wollte er an diesem Samstag ran. Doch leider kam es anders.

Ganz anders.

Um eins fuhren sie los. Erneut im Anzug. Diesmal benutzte sein Vater die Autobahn. Aber nur bis zur nächsten Ausfahrt. Als sie auf die Landstraße kamen, war dort auch ein Hinweisschild. Der Name darauf war ihm bekannt. Doch er sagte nichts. Vielleicht würde sein Vater dann fragen, woher er ihn kenne und so. Das wollte er vermeiden. Allerdings schien sein Vater diesem Hinweisschild zu folgen. Und dem nächsten ebenfalls. Erst als sein Vater die Auffahrt zu jenem Objekt hinauffuhr, da fragte er nach.

„Wir fahren zur Burg Eberstein?"

„Ja."

„Äh, Papa? Weißt du, was da ist?"

„Wie meinst du das?"

„Das ist ein"

Er konnte seinem Vater nicht sagen, daß er wußte, daß die Burg ein Puff war.

„Ein Bordell. Sprich es ruhig aus."

„Du weißt das?"

„Natürlich."

„Warst du auch schon hier?"

„Ja, sogar sehr oft."

Manfred verschlug es die Sprache. Jetzt erschien ihm die Ehe seiner Eltern in einem völlig anderen Licht. Sein Vater, hoch katholisch, hatte Mama betrogen und war ins Bordell gegangen???

„Weiß Mama das?", fragte er, als sie gerade durch das Tor auf den Burghof fuhren.

„Teils, teils."

Noch bevor er nachfragen konnte, sah er seinen Geschäftsführer die große Treppe herunter kommen. Da schwante ihm etwas.

„Hab ich jetzt einen Puff?"

„Nein."

Erleichtert atmete er auf. Doch dann hörte er, wie sein Vater sagte:

„Zwei."

„Was!"

„Ja. Die Burg Eberstein und das Haus der 1000 Lüste."

Manfred schluckte. Das Haus der 1000 Lüste war das edelste Bordell der Großstadt. Und die Burg das vornehmste. Und die sollten nun ihm gehören? Völlig geistesabwesend stieg er aus und begrüßte den verdutzen Geschäftsführer.

„Ich hab ihm gerade gesagt, wer der neue Besitzer ist."

Lachend nickte jener.

„Und was hat er gesagt?"

„Noch nichts. Ich glaube, das muß er erst mal verdauen."

„Sie sind auch der Geschäftsführer vom Haus der 1000 Lüste?"

„Ja."

„Und wann besuchen wir sie da?"

„Morgen. Die Mädchen sind schon ganz aufgeregt. Die hiesigen aber auch."

„Mädchen?"

„Ja. Das hier ist ein Bordell. Im Club sind die Frauen Gäste. Hier arbeiten sie."

„Sie gehen auf den Strich?"

„Laß das ja die Mädchen nicht hören. Die verprügeln dich. Das hier sind keine Nutten. Da machen sie einen großen Unterschied."

Er nickte nur und folgte ihnen ins Haus, wenn man von einem Haus reden konnte. Denn schon die große Eingangshalle wies das Wort „Haus" weit von sich. Sie durchquerten sie, während Manfred sich die obszönen Wand und Deckengemälde anschaute. Sie stellten alle Arten der Vereinigung dar, so genau und detailgetreu, daß jedes Pornoheft sich davon eine Scheibe hätte abschneiden können. Und so trat er errötet in einen großen Raum, der wohl die „Wartehalle" der Mädchen sein mußte. Schon dachte er, daß ihn die Mädchen alle leicht bekleidet in Unterwäsche oder mehr oder minder nackt begrüßen würden, da sah er, daß sie alle Kleider oder Röcke und Blusen trugen. Blusen, welche bei fast allen von ihren Brüsten arg strapaziert wurden. Als er hereinkam, standen die Mädchen alle auf. Wie durch Geisterhand standen sie binnen weniger Augenblicke in einer Reihe und der Geschäftsführer stellte sie ihm alle vor. Rosi, Beate, Monique, Ellen, Jutta, Doris, Hannelore. Nach der 8ten hörte er nur noch hin. Er würde sie niemals alle auseinanderhalten können. Schließlich waren es an die 30 Mädchen. Und weitere 16 fehlten wegen Krankheit oder Urlaub. Einige vergaß er allerdings nicht. Monique, mit ihren schwarzen Augen und dem pechschwarzen langen Haaren. Ihre Titten waren so groß, das man wohl eine neue Größentabelle für die Körbchen erfinden mußte. Jutta, klein und zierlich, deren Busen den von Monique wohl einholen wollte. Karin mit ihren rehbraunen Augen. Regine. Sie war irgendwie schüchtern. Drei, vier weitere waren ihm aufgefallen und er dachte schon daran sie flachzulegen. Aber er wußte nicht, ob sie es mit seinem Onkel getrieben hatten. Ob das mit dazu gehörte. Nachdem er die Begrüßung hinter sich hatte, nahmen die Mädchen wieder ihre Plätze ein. Sie bekamen etwas zu trinken und redeten erst über das Geschäft. Die Anzahl der Mädchen, welche hier arbeiteten, die Öffnungszeiten. Ja, hier gab es wirklich Öffnungszeiten. Sie waren unter der Woche von 10 Uhr morgens bis 4 Uhr in der Früh. Darum arbeiteten die Mädchen auch nicht täglich. Sie konnten es sich aussuchen, wann sie arbeiteten. Ebenso war die Zeit, in der sie ihre Periode hatten, tabu zum arbeiten. Wer dagegen verstieß flog raus. Anschließend sollte ein ausführlicher Rundgang folgen. Doch sein Vater lehnte dankend ab.

„Klaus hat das mal mit mir gemacht. Drei Stunden hat das gedauert. Und dann das ewige rauf und runter. Weißt du eigentlich wieviel Stufen es hier gibt? Nein? Na, in drei Stunden wirst du es wissen. Frag die Mädchen, ob sie dir alles zeigen. Die können dir auch genau sagen, was in den Räumlichkeiten passiert."

Das war ihm irgendwie peinlich, obwohl er zu gerne mit Monique diesen Rundgang gemacht hätte. Aber sofort meldete sich Karin, die mit den rehbraunen Augen, und meinte, daß sie das gerne machen würde. Sie habe ja noch Zeit. Und so ging er mit ihr mit. Zunächst zeigte sie ihm die Räumlichkeiten unten. Sie waren alle harmlos. Küche, Speisesaal, Tanzsaal. Also all das, was man im Stardust, einer großen Diskothek in der Stadt, auch fand. Dann aber ging es die große Treppe hoch in den ersten Stock. Hier fand man etliche Türen.

„Das sind unsere Zimmer. Ich kann dir aber nur meines zeigen. Wir müssen die Türen stets verschlossen halten."

Nachdem sie das Ende des Ganges fast erreicht hatten, blieb sie stehen und schloß eine Türe auf.

„Das ist mein Zimmer."

Sie traten ein und er war überrascht. Das Zimmer machte einen richtig romantischen Eindruck. Tüllvorhänge am Bett, die Möbel sehr alt, Brokatvorhänge.

„Sehen alle Zimmer so aus?"

„Nein, jede von uns hat eine andere Note. Ich bin halt so."

„Es gefällt mir. Es ist so märchenhaft."

Karin wurde rot, was er, trotz ihrer Schminke, genau sehen konnte. Sein Blick fiel auf eine Schale mit Parisern.

„Hast du viele Kunden?"

„Unter der Woche weniger. Aber am Wochenende schon. Allerdings, wenn einer mich länger bucht, dann geht es. Da brauch ich nicht so oft meine Beine auseinander zu machen."

„Hört sich an, als ob du es nicht gerne machst."

„Wer macht das schon gerne. Aber es wird gut bezahlt, und ich spare jeden Pfennig. Wenn ich 40 bin, will ich nie wieder arbeiten müssen. Und wenn es schon früher geht, wieso nicht."

„Was kostet es eigentlich?"

„Das kommt darauf an. Eine schnelle Nummer 250. Dafür ziehen wir aber höchstens unsere Höschen runter. Nackt kostet es 500. Französisch auch. Diverse Extras natürlich mehr."

Mit diesen Worten gingen sie hinaus, und sie schloß ihr Zimmer ab. Sie gingen durch eine verborgene Türe und kamen in ein weiteres Treppenhaus.

Der Rundgang dauerte fast vier Stunden. Karin zeigte ihm wirklich alles. Von der romantischen Königssuite, bis zum Folterkeller im Verließ. Er sah sich alles interessiert an und stellte auch viele Fragen. Nur die eine nicht, die ihm auf den Lippen brannte. Würde er mit den Mädchen bumsen können, ohne dafür bezahlen zu müssen? Allerdings beantwortete Karin ihm diese Frage von sich aus. Denn als sie unten durch die große Halle gingen, sagte sie:

„Und wenn du mal einsam bist, ich leiste dir gerne Gesellschaft. Vorausgesetzt, du hast nichts dagegen mit einer von uns ins Bett zu gehen. Du kannst das mit jeder von uns haben. Aber wenn eine „Nein" sagt, dann mußt du das akzeptieren."

„Und was kostet das dann?"

Sie schaute ihn entsetzt an.

„Nichts!"

„Ihr wißt aber auch, daß ich erst 15 bin?"

„Oh. Ehrlich?"

„Ja."

„Schade."

„Wieso?"

„Wir sind Prostituierte. Mit Minderjährigen dürfen wir nicht ins Bett gehen. Das ist von Gesetz aus verboten."

„Und wie soll ich es dann machen? Ausschwitzen?"

„Nun, wenn du nichts sagst, ich sag auch nichts."

„Und wo?"

„Ich hab doch ein Zimmer hier."

„Schon, aber wie soll ich herkommen. Ein Auto hab ich nicht. Außerdem sehen mich ja dann auch die Anderen."

„Dafür kannst du ja durch den anderen Eingang. Aber auf dem Gang könnte man dich sehen. Wie wäre es denn in der Stadt?"

„In der Stadt?"

„Ja, ich wohne doch nicht hier."

Und so kam es, daß er mit einer Adresse in seiner Tasche zurück zu den anderen kam. Während Karin sich mit den Mädchen unterhielt, gingen sie ins Büro. Dort suchte der Geschäftsführer den Grundriß der Burg und gab ihn Manfred.

„Damit du dich nicht verläufst.", lachte er.

Sie blieben noch etwa eine Viertelstunde, dann kamen sie heraus. Eigentlich wollte er sich von allen Mädchen mit einem Gruß verabschieden, doch da standen alle auf und reichten ihm die Hand. Daß sie dabei so standen, daß weder sein Vater, noch der Geschäftsführer ihn sehen konnten, das hatte einen Grund. Karin, sie gab ihm als letzte die Hand reichte ihm einige Blätter, die zusammengefaltet waren.

„Steck sie schnell ein. Du wirst schon wissen, was sie bedeuten."

Er steckte sie ein und gab Karin die Hand. Dann eilte er zu seinem Vater und sie gingen hinaus.

Erst als er in seinem Zimmer war, konnte er einen Blick auf die beiden Blätter werfen. Als er auf das erste Blatt sah, da wußte er schon, was auf dem Zweiten stand. Denn ganz oben war zu lesen:

Für den Fall, daß du dich einsam fühlst:

Darunter stand mehr als eine Adresse. Sofort suchte er einen Namen darauf. Erst fast am Ende des zweiten Blattes sah er ihn.

Monique Schlüter Kleine Waldstraße 35, 2424351

Schnell setzte er sich an seinen Computer und rief Google Earth auf. Zwei Minuten später wußte er, wo Monique wohnte. Er markierte das Haus und stellte fest, daß er mit dem Rad etwa 10, 15 Minuten benötigen würde. Danach ging er die Liste durch und markierte jede einzelne im Programm. Als er die Auflösung zurückdrehte, sah er, daß vier der 11 Mädchen in nicht allzugroßer Entfernung zu ihm wohnten. Das weiteste war etwa eine halbe Stunde Bahnfahrt entfernt. Die restlichen sieben wohnten am anderen Ende der Stadt. Allerdings waren sie alle bequem mit Bus und Bahn zu erreichen. Bis auf eine. Yasmin wohnte weit vor der Stadt. An öffentliche Verkehrsmittel war da nicht zu denken. Das konnte er sich gleich abschminken. Und mit dem Rad? Grob gemessen waren es fast 20 km Strecke. Luftlinie kürzer, aber er hatte keinen Flugschein. Und ein Flugzeug, mit dem er auf der Straße landen konnte, erst recht nicht. Schade. Soweit er sich erinnern konnte, war Yasmin doch jenes Mädchen, was ihn schon bei der Begrüßung mit einer Mischung aus Scheu und Verlangen(?) angesehen hatte. Eine aberwitzige Idee kam ihm. Ob eines der Mädchen ihn zu ihr hin fahren würde? Das Yasmin vielleicht doch ein Auto haben könnte, mit dem sie auch zur Arbeit fuhr, daran dachte er nicht. Und auch nicht, daß sie ihn vielleicht abholen könnte. Aber auf das Naheliegenste kam man natürlich nicht. Und er auch nicht. Und so lag er an diesem Abend sehr lange noch wach und knobelte eine Route zu Yasmin aus.

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