Category: Nicht festgelegt Geschichten

Das Imperium aus Sex

by MagnoliaS©

Für j. oder auch g.

Für j.k.

Für a., meine Schwester.

Ihr habt mich inspiriert und mein Leben reicher gemacht.

Ich kann euch nicht genug danken.

***

Wenn Nena eins konnte, dann Männer auf einen Blick einschätzen. Egal, ob es Männer aus dem Big Business oder aus der Schicht der Arbeitslosen waren. Ein Blick von ihr genügte, um zu entscheiden, welche Taktik sie anwenden musste. Ein Blick und sie wusste, ob sie die geheimnisvolle Allwissende spielen musste oder die Frau, die von den Geistern heimgesucht wurde.

Nena war Wahrsagerin. Zumindest sagte das ein Schild an ihrer Haustür und eine Annonce in der Zeitung. Sie selbst sah sich eher als gute Geschäftsfrau und als hervorragende Schauspielerin. Sie hatte das Talent, einen Menschen sehen zu lassen, was er sehen wollte, doch bei Männern war das nicht so leicht. Die sahen nur, was sie sahen.

Sie glaubten eher weniger an die Dinge zwischen Himmel und Erde, die es laut Madame Rubina -- so nannte sie sich bei der Arbeit -- gab. Dennoch waren Nenas oder besser gesagt Madame Rubinas Kunden meist männlich. Wahrscheinlich, weil sie glaubten, dass sie in Wahrheit eine exklusive Prostituierte war. So wie die Damen in den Wellnesscentern nur „Massageexperten" waren.

Doch Madam Rubina brauchte ihren schlanken, jungen Körper gar nicht zu verkaufen. Sie brauchte nur auf die Handflächen der Männer und Frauen zu sehen und verdiente genauso viel Geld. Auch wenn bei ihrem jetzigen Kunden wohl kaum etwas rauszuholen war.

Nena fixierte den Mann, der auf sie zukam. Er hatte eine schlechte körperliche Haltung. Seine Füße richteten sich bei jedem Schritt nach Innen; sein Rücken war fast buckelig, so sehr versuchte er sich in sich selbst zu verkriechen; sein Kopf ging seltsamerweise voran, der Rest des Körpers schien seinem Kopf zu folgen und seine Augen waren zu groß, fast glubschäugig.

Nena beobachtete ihn, als er, - Nein, sein Kopf ihren Laden betrat und langsam der Rest des Körpers folgte.

Kein Ehering. Kein guter Haarschnitt. Ungebügeltes Hemd. Einen Ketschupfleck am Kragen. Scharfe, etwas zu intelligente Augen, für Nenas Geschmack. Sie verdiente schließlich ihr Geld mit der Dummheit und Leichtgläubigkeit der Menschen.

Nena lächelte ihm aufmunternd und ein wenig mystisch an, noch etwas breit von ihrem Joint. Sie könnte jetzt sagen: „Ich habe dich erwartet", aber leider mochten Männer diese Art von Floskeln nicht. Frauen gab es das Gefühl willkommen und richtig zu sein.

Dennoch musste sie von vornherein klar machen, dass es hier nicht um Prostitution und Sex ging. Zumindest nicht mit ihr. Denn Sex beinhaltete sehr wahrscheinlich eine der Fragen von ihm. So sah er leider aus. Und sie brauchte nur einen Blick, um das abschätzen zu können.

„Du bist ein wenig zu früh. Deine Entscheidung zu kommen, habe ich erst in drei Wochen erwartet.", sagte sie mystisch.

Einen Moment schien er verblüfft. Alle Männer, die zu ihr kamen, dachten, dass ihre Entscheidung zu ihr zu kommen, albern und dämlich war. Doch wenn sie kamen, dann entschieden sie das gerne spontan. Und dass Nena von ihren Entscheidungsschwierigkeiten wusste, verblüffte sie meist. Nicht immer, aber meistens.

„Wie heißt du, mein Junge?", fuhr Nena fort. Sie war wahrscheinlich nicht älter, als der Mann. So Mitte zwanzig, aber „mein Junge", erweckte in ihnen oft das Gefühl Zuhause, behütet, beschützt zu sein. Wie bei Mama.

„Michael...", antwortete er stockend und gesellte sich zu ihr an ihren Tisch. „Meine... meine Fr-Freunde nennen mi-ich Mike."

Nena hätte ihr ganzes Hab und Gut verwettet, dass dieser junge Mann nicht einen Freund hatte. Doch sie ließ ihm gerne seinen Spaß. „Mike, was führt dich zu mir?"

Zuerst blickte er verwirrt, als solle sie das schon wissen, doch dann senkte er den Kopf. „I-ich hab Probleme i-im J-j-job." Er stockte kurz, atmete tief ein. „U-und bei Fr-Frauen. Und Fr-Freunden. Und mei-einem Vermie-ieter."

„Setz dich, ich lege dir die Karten." Armer Kerl, dachte sie beim Kartenmischen. Und bald hat er auch noch Probleme mit seinem Geld.

Dann zuckte sie innerlich mit den Schultern. Naja, Mami brauchte ein Paar neue Schuhe.

***

Über ihren Köpfen -- vom subatomaren Raum aus betrachtet „über ihren Köpfen" -, saß Hades, der Unterweltsgott auf einer Wolke des Olymps. Er war mittlerweile so besoffen, dass er Probleme hatte den Kelch mit der Ambrosia an seine Lippen zu führen.

So geschah es auch, dass er umkippte und sich Halt suchend nach einer Wolke ausstreckte, sie verfehlte und direkt im Raum von Madame Rubina landete.

Doch kicherte er erstmal eine ganze Weile besoffen auf dem Boden herumrollend und suchte dann mit seinen Augen den Boden ab, um seinen Kelch wieder zu finden. Als er ihn am Fuß von Mike entdeckte, raffte er sich mühevoll auf, um gleich darauf wieder mit den Armen rudernd zu Boden zu stürzen. Dort blieb er wieder liegen und lachte. Oh, Mann, wenn ihn jetzt Zeus erwischte! Aber, hui, war das eine geile Party! Wo waren denn die Nymphen plötzlich? Also diese eine hatte es ihm echt angetan. So ein Zuckerstückchen!

Eher ungewollt hörte er dabei dem Jungen zu, der sein ganzes Leid klagte und bekam seinen sentimentalen Moment. Wie ein kleines Mädchen weinend, sprach er einen Zauber und richtete sich schließlich tatsächlich auf, um dem Jungen abschließend auf die Schulter zu klopfen. Dabei entdeckte er seinen Kelch wieder und gleich darauf fiel ihm die wilde Party über seinem Kopf wieder ein. Mit einem Wusch war er verschwunden und stellte auf der Party der hübschen kleinen Nymphe nach, bis sie sich mit ihm einließ.

Er sollte sich nie wieder an diesen kleinen Zauber erinnern, der auf der Welt für ziemlich viel Chaos sorgte. Aber von der Nacht mit der Nymphe sprach er noch einige Jahrhunderte.

***

Mike schob sich an seiner Haushälterin vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen und griff sich die Kanne mit dem frischen Kaffee. Von der Anrichte nahm er sich auch ein liebevoll belegtes Schnittchen und stopfte es sich lustlos in den Mund. Mampfend, mit der Kaffeekanne in der Hand, ging er zurück in sein Schlafzimmer und ließ sich zwischen die zwei wunderschönen Frauen gleiten, die sofort Platz für ihn machten. Dann trank er direkt aus der Kanne und genoss es einige Augenblicke, die Lippen der Frauen an seinem Körper spielen zu lassen. Aber ganz entspannen konnte er sich nicht. Nicht ganz.

Gestern auf einer Feier im nobelsten Kasino der Stadt war eine Party ihm zu Ehren gegeben worden. Für seinen Geburtstag. Alles, was Rang, Namen oder einfach Kohle hatte, war aufgekreuzt, doch irgendwie war der Abend nicht so verlaufen, wie Mike es sich vorgestellt hatte. Dabei hatte eigentlich alles gestimmt. Das Catering war erstklassig, die Bedienungen kaum oder gar nicht bekleidet, in den Nebenzimmern folgte eine Orgie der nächsten und der Alkohol floss in rauen Mengen. Selbst einige eindeutige Bilder von hohen Politikern und Mafiabossen hatte er, oder besser gesagt, seine fest installierten Kameras, schießen können. Er dürfte in den nächsten Jahren also keine Probleme in seinem Geschäft bekommen.

Mike war stolzer Besitzer eines Bordells. Nein, falsch, er war stolzer Besitzer DES Bordells schlechthin. Nachdem er wundersamerweise von einem Loser zu einem Frauenheld aufgestiegen war, hatte er sich natürlich vermarktet. Er war von den Betten mächtiger, einflussreicher Damen in die Betten reicher, gelangweilter Hausfrauen gewandert und hatte sich als Liebhaber einen Namen gemacht. Einen bald mehr als bekannten Namen. Kurz darauf bot man ihm einen Platz in einem Bordell an, als Callboy. Zwei Jahre später gehörte ihm der Laden und mehrere andere Ableger von „L'amour toujour" in allen größeren Städten.

Ein Imperium aus Sex, Drogen, Waffenschmuggel und anderen illegalen Geschäften war daraus entstanden und nannte sich nun sein Eigen.

Sein Erfolgsrezept war einfach und deshalb so genial: Er bot so ziemlich alles an, von Sex mit Scheinminderjährigen, BDSM, Schwangerensex, Orgien, Scheinvergewaltigungen, Tiersex, Snuff über Hasch, Koks, Heroin, Exstasy, LSD bis hin zu Waffen, Autos und Immobilien. Selbst Hypnose. Einfach alles, was das reiche Herz begehrte. Dafür waren die Preise gesalzen. Und Mike hatte sich eine goldene Nase verdient.

Doch jetzt, in diesem Moment, als eine der blonden Damen seinen Schwanz einsaugte und die andere an seinen Nippeln spielte, dachte er darüber nach, was ihn an der Feier gestern so gestört hatte. Er brauchte nicht lange zu überlegen, denn der Grund für seine Unzufriedenheit brannte ihm förmlich im Gedächtnis.

Natürlich ging es dabei um eine Frau. Und nicht irgendeine Frau. Diese eine Frau war von der Presse und hatte sich in einen Domino verkleidet auf seine Party geschlichen, um die Perversitäten einiger der einflussreichsten Männern und Frauen der Welt aufzudecken und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Doch das Schlimmste war, dass sie nur durch einen dummen Zufall aufgeflogen war. Nicht seine hundertzweiundvierzig Mann starke Securitybesatzung, den streng kontrollierte Eingangsbereich mit den Einladungskartenlesern oder die fest installierten Kameras hatten sie erwischt, nein, der Sohn eines Rockstars hatte versucht sie in einem der Separees zu vernaschen. Doch sie wehrte sich, bis der Schnösel nach Hilfe rief.

Sie würde wohl kaum mehr ihre Fotos verkaufen können, denn das arme Mädchen war nun in einer von Mikes Gefängniszellen.

Die Gefängnisräume waren eigentlich für sexuelle Spielereien gedacht, doch deshalb waren sie nicht minder effektiv oder anderweitig nutzbar.

Die Frage war jetzt bloß: Was sollte man mit ihr machen?

Umbringen? Verschwinden lassen? In ein ausländisches Gefängnis verschieben? Hypnotisieren? Sie ohne die Fotos einfach wieder gehen lassen?

Die letzte Möglichkeit war wohl die einfachste und kostengünstigste, denn niemand würde ihre ungeheuerlichen Geschichten ohne handfeste Beweise glauben. Wer vermutete schon, dass der ehrenhafte Richter Bones es liebte ein Schaf zu ficken, während eine Domina ihm den Hintern versohlte? Niemand würde das glauben. Wahrscheinlich nicht mal seine Gattin, die sich drei Räume weiter von einem „minderjährigen" Jungen ins hintere Loch ficken ließ.

Mike seufzte leise und betrachtete die blutroten, dicken Lippen die sich rhythmisch um seinen Schwanz schlossen und ihn tief einsaugten. Das Gefühl war unendlich heiß und feucht, doch nach der durchzechten Nacht konnte er einfach keine richtige Begeisterung aufbringen.

Er hatte in seinem Leben einfach schon zu viel ausprobiert und das erste Mal seit zehn Jahren, wünschte er sich die Aufregung zurück, die er in den ersten Tagen seiner „Verwandlung" verspürt hatte. Damals war alles so wunderbar neu und geil gewesen. Heute hatte er genug Muschis im Mund gehabt, um sagen zu können, was die Dame am Tag zuvor gegessen hatte, oder in welchem Zeitraum ihres Zyklus` sie sich befand. Damals hatte ihn das Gefühl schier umgebracht seinen Schwanz in einer feuchten Fotze zu versenken. Heute machte es ihn kaum mehr an, wenn sich der enge Kanal eines Hinterns um seinen Schwanz schloss.

Konnte man sich eine Hornhaut an den Schwanz ficken? Oder hatte es einen anderen Grund, dass er die Erregung von damals nicht mehr empfand? Die hirnlose Geilheit, die brünstige Leidenschaft, die himmelerreichende Ekstase war so... schal geworden. So unbefriedigend.

Einen Moment spielte Mike mit dem Gedanken einige der Drogen, die er so verkaufte mal auszuprobieren, doch dann verwarf er den Gedanken. Er musste - zumindest er allein - einen klaren Kopf behalten in einem Geschäft, das nur einen Hauch vom Gefängnis entfernt lag. Auch wenn ihn der Gedanke ans Gefängnis weit weniger erschreckte, als noch vor einem Jahr. Es wäre etwas Neues in seinem Leben. Endlich nicht mehr dieses unsägliche Geschäft mit der Lust...

Ganz überraschend kam er. Sein Sperma schleuderte sich in den Rachen der Kleinen mit den blutroten Lippen, die artig alles trank. Danach stand er auf, trank den letzten kalten Rest Kaffee aus der Kanne und ließ sie hinter sich zu Boden gleiten. Auf dem Weg ins Bad schnappte er seine stumme Haushälterin an: „Neuer Kaffe. Fleisch zum Mittag. Bettwäsche wechseln. Mädchen rausschmeißen." Damit verschwand er im Bad. Verwirrt stellte er fest, dass sich sein Puls, als er gekommen war, nicht mal für einen Moment beschleunigt hatte. Doch er schob den Gedanke von sich und ließ sich erstmal von dicken „Tropentropfen" wach waschen. Danach stellte er den Wasserfluss auf „Nieselregen" seifte sich ein, rasierte sich unter der Dusche und schnitt sich nur zwei Mal.

Er hatte ein sehr kantiges, zerklüftetes, attraktives und ausdruckstarkes Gesicht, was ihm in so ziemlich allen Lebenslagen zugute kam, doch sein Kinn ohne Schnitte zu rasieren war unmöglich. Gleichzeitig war er aber nicht bereit den Schwanz vor einem Nassrasierer einzuziehen und auf einen Trockenrasierer umzusteigen. Und so verlor er jeden Morgen ein paar Tropfen Blut auf dem Altar der Arroganz.

Mit einigen Schnipseln Klopapier im Gesicht schlurfte er langsam in seine Küche, wo seine stumme Haushälterin bereits Steaks briet. Obwohl ihn der Geruch aufmunterte, blieb ein Rest seiner unzufriedenen Stimmung.

Er setzte sich an den Tisch. Im selben Moment klingelte auch schon das Telefon. Mike nahm den Hörer von der Wand, ohne vom Küchentisch aufzustehen und bellte in den Hörer: „Was?"

„Sir, wir, ähm, haben ein Problem mit der Frau von der Presse. Sir, sie brüllt seit Stunden nach einem Anwalt und macht damit die ... Gäste in unseren anderen Kellerräumen nervös."

Mikes Pulsschlag beschleunigte sich, als er wieder an die kleine Pressefrau dachte.

Sieh mal einer an, dachte er.

Seine schlechte Stimmung war verflogen.

***

Melinda hatte trotzig die Arme vor ihrem Körper verschränkt und verfluchte sich selbst dafür so unglaublich dämlich zu sein. Zuerst hatte sie ihre Kamera nicht verschwinden lassen, als sie genügend Fotos hatte; dann war sie nicht gegangen, als es Zeit wurde, sondern hatte den Geschehnissen einfach weiter zugesehen; dann hatte sie den Sohn eines Rockstars so lange verprügelt, bis er schrie, statt ihn einfach K.O. zu schlagen; dann hatte sie sich MIT der Kamera UND ihrem Presseausweis erwischen lassen, die sie eigentlich schon längst hätte rausschmuggeln müssen und nun hatte sie sich auch noch die Kehle wund gebrüllt. Und wozu? - Für nichts.

Niemand beachtete sie in diesem finsteren Kellerloch. Wer auch immer dieses Etablissement gebaut haben mag, hatte sich wirklich alle Mühe gegeben bei der Reproduktion einer Gefängniskammer aus dem Mittelalter so authentisch wie möglich zu bleiben. Die Wände waren nicht aus gefärbtem Gips, oder Ton, sondern aus echtem Granit, soweit sie das beurteilen konnte. Die massiven, grob geschlagenen Wände waren genauso eindrucksvoll, wie das ziemlich echte Quietschen der Türen, das Rasseln der Ketten in den anderen Zellen und das Schreien der Gefangenen. Selbst die Pritsche roch nach menschlichen und tierischen Ausscheidungen und muffigem Stroh. Der Eimer für die Notdurft war ebenfalls sehr echt. Genau wie die... Geschenke an den Gastgeber darin, die wohl der letzte Besucher hinterlassen hatte.

Die Journalistin in ihr war beeindruckt und fasziniert. Die Frau in ihr fühlte sich seit den Anblicken des gestrigen Abends kribbelig und... unausgefüllt und das Mädchen in ihr weinte sich aus Angst die Seele aus dem Leib.

Sie versuchte erwachsen und abgeklärt zu sein, als sie nach einem Anwalt rief, auch wenn sie sich gleichzeitig dabei albern und kindisch vorkam. Niemand würde ihr hier einen Anwalt geben. Und selbst wenn sie einen bekam, würde er wohl kaum etwas an ihrer Lage zum Positiven ändern, sondern nur verhandeln, auf welche Weise sie verschwand.

Man konnte sie schlecht gehen lassen. Sie hatte einfach schon zu viel gesehen. Sie hatte Leute aus der High Society bei Dingen beobachtet, die die Journalistin in ihr in helle Verzückung über die Schlagzeilen ausbrechen ließ, der Frau in ihr feuchte Träume bescherte und dem unschuldigen Mädchen in ihr die Unschuld raubte.

Sie schnaubte würdevoll, als sie sich von dem kleinen Mädchen in ihr verabschiedete. Die Zeit für sie war einfach vorbei, wenn man sah, wie ein Mann ein Mädchen, das nicht älter als dreizehn schien, fickte. Auch wenn sie in einem der Broschüren, die überall ausgebreitet lagen, gelesen hatte, dass die Mädchen und Jungen nur so jung wirkten und in Wahrheit volljährig waren.

Die Journalistin schüttelte nur den Kopf. Wen wollten sie damit verarschen? Bei all den Ungeheuerlichkeiten und Gesetzwidrigkeiten, die hier vorgingen, wollten sie ihr weiß machen, dass alle auf ihr Alter kontrolliert wurden? Also bitte...

Wütend schritt sie einen kleinen Bogen in der Zelle, die Arme immer noch wütend verschränkt. Nach etlichen Stunden vernahm sie plötzlich das Geräusch einer Tür, die sich öffnete. Sie schoss herum und sah sich in einer Situation wieder, die sie sich so nie ausgemalt hätte. Vor ihr stand ein sehr, sehr attraktiver Mann mit dunklen Haaren und noch dunkleren Augen. Sein glühender Blick wanderte über sie, von den Haaren bis zu ihren Füßen, bevor er an ihrem Gesicht hängen blieb. Die Augen glühten jetzt hungrig.

Die Journalistin erschrak, die Frau fühlte sich lächerlich geschmeichelt.

„Sie schulden mir zwölftausend Dollar.", schnurrte seine dunkle Stimme durch den Raum. „Eine Nacht in einer meiner Zellen ist exklusiv und nicht gerade... günstig, meine Liebe. Doch ich habe für Sie eine Ausnahme gemacht und den Preis halbiert, schließlich kamen sie nicht in den Genuss der... Angestellten."

Im selben Moment hörte Melinda, durch die offene Zellentür, wie in einer anderen Zelle eine Peitsche auf Fleisch traf und ein Mann lustvoll und gepeinigt jaulte.

Sie erschauerte. Die Journalistin. Die Frau. Beide. Das Mädchen war verschwunden.

Sie konnte sich vorstellen, wie der „Genuss der Angestellten" hier unten aussah.

„Anwalt.", krächzte sie, denn ihre Stimmbänder hatten die stundenlangen Schreie nicht gut verkraftet.

Der Mann breitete sie Arme aus. „Hier bin ich Ihr Anwalt." Ein Lächeln verbreiterte seinen sinnlichen Mund. „Und der Richter."

Panik schnürte ihr die Kehle zu, als ihr klar wurde, dass es keine Chance für sie gab. Sie war hier gefangen. Die Gefangene eines stinkreichen Gesetzesbrechers. Einen Moment gab sie sich der Panik hin, fühlte wie die Angst durch ihren Körper raste, Adrenalin ihren Puls, ihren Herzschlag beschleunigte, Schweiß ihre Achseln tränkte, dann riss sie sich mühevoll zusammen. „Lassen Sie mich einfach gehen. Ich werde niemandem ein Wort sagen -- und selbst wenn, niemand würde mir glauben."

Der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde abschätzend. „Ja, vielleicht." Sein Grinsen wurde träge. „Doch sie arbeiten bei einer renommierten Zeitung. Sie können meine geschätzten Kunden vernichten, ohne ein Wort über die Abenteuer hier auch nur zu erwähnen. Sie haben Macht, Macht über mich. Und ich bin nicht gewillt, diese Macht zu meinem Verhängnis werden zu lassen." Einen Moment schwieg er, dann huschte ein gerissener Ausdruck über sein Gesicht. „Aber ich muss zugeben, dass ich Ihre Macht auch nutzen kann."

Ihr Atem setzte einen Moment aus. „Wie meinen Sie das?"

Er lachte leise und dunkel. „Auch ich habe Feinde, meine Liebe. Mächtige Feinde. Feinde, die mich zwingen meinen Platz zu behaupten, auch wenn mich das Spiel, meine Geschäfte schon lange langweilen."

Sie brauchte einige Zeit, um den Sinn seiner Worte zu verstehen. „Sie wollen aufhören, aber Sie können es nicht?"

„Dumm sind Sie nicht", kommentierte er gedankenverloren. „Nein, dumm sind Sie nicht. Dennoch haben Sie sich mit Kamera und Presseausweis erwischen lassen."

Hitze stieg in ihre Wangen.

„Naiv vielleicht", spann er seine Gedanken weiter. „Aber nicht dumm." Sein Blick wurde wieder klar, richtete sich wie der Laserpunkt einer Waffe wieder auf ihr Gesicht. „Melinda, richtig? Nun, Melinda, ich habe tatsächlich den Geschmack an meinem Geschäft verloren und spiele mit dem Gedanken mich zurückzuziehen, doch leider bin ich nicht bereit meinen Platz für jemanden anderen zu räumen. Verstehen Sie? Ich habe mein Imperium allein aufgebaut und es soll mit mir untergehen. Ich habe ein Problem damit, dass sich jemand meinen Ruhm unter den Nagel reißt."

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