Category: Romane und Kurzromane Geschichten

Der Pornograf IV - 09

by rokoerber©

Letzter Auszug aus Band 4 (Der Boss)

Mit Gerlinde zusammen, natürlich auch mit allen Eulen, konnten wir an den Tagen zwischen den Jahren, wie die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr bei uns heißt, immerhin noch vier Nachbarn einfangen. Das Magazin gab es inzwischen längst auch in Deutschland und es hatte offenbar einen guten Namen. Nachbarn zu finden war, trotz der sehr frivolen Bilder die wir gerne machten, oder vielleicht auch gerade deshalb, sehr leicht. Die Hälfte der Kunden meldete sich in unserem Postfach, extra dazu eingerichtet. Inzwischen hatten wir nicht nur, die oft scheuen Amateure zur Kundschaft, in unsere Klientel gab es jetzt immer öfters Liebhaber von Sado Maso Spielen und ähnlichem Schwachsinn. Immer noch waren es jedoch stets Gruppen, in sich geschlossen, aber zu fast jedem Blödsinn bereit.

Mikel hatte sich längst entschieden, neben den alten Nachbarn, ein zweites Magazin mit dem völlig harmlosen Titel Geile Nachbarn herauszugeben. Es lag wohl auch an der damaligen Zeit, in der wir da lebten; die geilen Nachbarn kamen immer mehr in den Vordergrund. Mit ihnen aber auch die Leser, die nur zu oft neue Kunden für uns wurden. Und diese Leser meldeten sich. Es war abzusehen, dass wir bald in andere deutsche Metropolen mussten. Frankfurt, Köln, Hamburg, sogar Berlin. Immer mehr Leserbriefe aus diesen Gegenden, trafen im Verlag ein.

Gerlinde, die Eulen und ich, hatten uns längst an diese neue, sehr aufgeschlossene Kundschaft gewöhnt. Die Arbeit machte Spaß, wenn wir abends auch oft mit heißen Höschen, wie Doris dazu sagt, nach Hause kamen. Von der Technik her waren wir wenig gefordert, wir kamen mit dem einfachsten Equipment zurecht. Qualität war nur in Ausnahmefällen gefragt, wenn die Bilder auch in einem anderen Magazin zu verwenden waren. Ansonsten war, von der kaufenden Kundschaft, vor allem Anregung für die eigene Fantasie gefragt.

Und dann war Sylvester. Das Ladengeschäft von Papa, inzwischen hat er ein benachbartes Geschäft aufgekauft und integriert, war zu einer Räuberhöhle aus 1001 Nacht mutiert. Fototafeln informierten den unbedarften Gast über den Iran. Genauer gesagt, über das alte Persien. Die Dekoration war fantastisch: Kleine Tische, wie ich sie zum ersten Mal bei Rama sah, bildete, mit diesen komischen Kissen, gemütliche Sitzecken. Aufgestapelte Teppiche boten Ruheflächen, wie die harten Teakholzliegen in Thailand. Lampions mit Glühlampen boten schummriges Licht, bis in den Keller hinab, der mich sehr an die Keller im Basar von Teheran erinnerte. Auf alle Fälle wusste ich jetzt, warum ich von meinen Eulen kaum etwas sah. Sie hatten hier viel zu tun. Es war eine gewaltige Kulisse für eine Sylvesterfeier.

Als wir mit drei Taxen vorfuhren, Gerlinde kam mit uns, wurden wir am Eingang von Abdallah abgefangen. Gerlinde und Sara bekamen einen gewaltigen Schreck als er, mit gezogenem Schwert, da so unvermittelt auftauchte. Als Saya und Mitzi, sie kannte das Theater natürlich, dann auch noch in tiefer Demut zu Boden sanken, sah ich Blässe in den Gesichtern. Die verschwand allerdings schnell, als er, unserem Stand gemäß, seine Ehrerbietung erbrachte. Als er uns, da kamen wir keinesfalls davon, danach in die Arme schloss, war erst mal der Schreck vorbei. Dann kam er allerdings für mich: Abdallah konnte sprechen, mit knarrender, grollender Stimme begrüßte er uns auf Deutsch. Ich sah Papa, im Hintergrund, Tränen lachen. Er hatte, im Laufe des Sommers, einen Spezialisten aufgetan, der dem ehemaligen Sklaven und kastrierten Haremsbewacher, mithilfe eines elektronischen Kehlkopfes, das Sprechen ermöglichte. Hören konnte er immer noch nichts, von den Lippen lesen, war ihm aber nie ein Problem.

Seine Schwester war immer noch so unhübsch wie früher, aber auch noch genauso liebenswürdig. Auch sie freute sich, uns wieder einmal zu sehen. Sie führt dem Bruder immer noch den Haushalt. Sie hatte nichts dagegen, dass ich sie ein wenig beschmuste.

Drinnen, in den Tiefen des Teppichimperiums von Papa, begrüßte ich die ganze Schar der Mädchen aus Rottweil. Sie alle waren im Laufe des Sommers ja bei uns. Auch sie hatten nichts von ihrer Natürlichkeit eingebüßt und freuten sich maßlos auf die Party.

Ganz hinten, in der Nähe des Buffets und eines kleinen Orchesters, trafen wir endlich auf Rama mit Gefolge. Die Begrüßung war so lautstark und stürmisch wie immer. Traudl, Freundin und Kompagnon von Prinzessin Leila, war wie selbstverständlich auch da. Beide hingen, wie Blutegel saugend, an mir. Auch sie hatten den Prozess des Erwachsenwerdens längst hinter sich. Erst dann kam ich dazu, meinen Freund Peter zu begrüßen. Wir hatten uns in diesem Sommer nicht gesehen, sie hatten nur 14 Tage Urlaub, ausgerechnet in der Zeit, in der ich mit Kim in Dänemark war. Apropos Kim, sie kommt ja aus dieser Klicke, wenn ich es mal so ausdrücken darf. Sie wurde genauso fürchterlich abgeschlabbert, wie Lis und ich.

Es gab noch und noch zu erzählen, bis dann endlich Papa Friedrich Schmitt auch noch auftauchte. Der Oberpolier zerquetschte mich beinahe. Seine Frau, Prinzessin Rama, der Leser möge sich erinnern, war ja schon aus Anlass dieser Diamantensache bei uns in der Villa, ihn hatte ich am längsten nicht mehr gesehen. Bei Lis fasste er sehr viel zarter zu, bei Kim auch.

Ja, und dann begann eine denkwürdige Sylvesterparty. Papa Bronner hatte ein paar seiner guten Kunden, meist auch Teppichhändler, eingeladen. Es tummelten sich gut 150 Leute in seinem Laden. Er erschien ob seiner Größe immer noch sehr menschenleer, nur die vorgesehenen Plätze waren gut gefüllt. Es gab reichlich Smalltalk und noch mehr zum Essen. Von den Getränken gar nicht zu sprechen. Ein paar Teppiche bekamen im Laufe des Abends auch etwas davon ab. Mein Schwager Axel, der vereidigte Fachmann, meinte gelassen, das würde nur ihr Alter bestätigen und damit den Wert. Er hatte verdammt viel dieser Teppichhändlermanieren angenommen.

Gaukler unterhielten die Gäste, weiß der Kuckuck, woher Papa die hatte. Eine kleine Kapelle spielte flotte Musik und ich hatte heute mal andere Tanzpartner, die mich aufforderten. Ich halte mich mit solchen Leibesübungen lieber zurück, Gerlinde und mir genügt unser Beruf. Lis, Kim, und der Rest der Belegschaft hatten aber sehr fleißig zu tanzen. Papa hatte die Söhne einiger Kunden eingeladen, auch seine jungen Verkäufer waren da. Im Keller, da ist er überhaupt nicht mehr so Prüde, wie früher, da gab es sogar eine richtige dunkle Räuberhöhle, zum Sitzen nicht geeignet, aber zum Schmusen.

Um Mitternacht gab es Champagner und ein Feuerwerk vor der Ladentüre. Eine gute Gelegenheit für ein paar Nachbarn sich auch noch einzuschmuggeln. Papa Bronner nahm es gelassen, der Eingang wurde von Abdallah bewacht, da konnte auch nicht der kleinste Wertgegenstand verschwinden. Ein drohender Blick würde genügen.

Mom und Pop waren natürlich mitten drin. Ich wagte mit Mom sogar ein kleines Tänzchen, zu einem mehr getragenen ruhigen Stück. Aber immerhin. Sie meinte, wenn ihr das vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, sie hätte ihm die Pest an den Hals geflucht. Kein Wunder, heute merke man es nur noch an Kleinigkeiten, dass sie zwei künstliche Kniegelenke hat. Damals war sie ein armes Wesen.

Wir waren gegen Sieben am Morgen daheim. Saya brachte um Zehn in der Nacht bereits die Kinder heim und blieb bei ihnen. Nun weckte sie mich mit einem viel zu fröhlichen Lachen und einer Brausetablette. Ich hatte einen Termin am Telefon mit Marni, der Ruf ging leider nicht mehr durch. Ich forschte nach. Marni bekam kein Problem, die bekloppte deutsche Schaltstelle kappte jedoch die Verbindung, die auch sie vergessen hatte. Einmal getan, war leider nichts mehr zu machen. So vertun spießige Beamte manche Gelegenheit.

Ach ja, das Lachen von Saya; als sie mit den Zwillingen heimkam, saß auf der Treppe der Eingangstüre ein verfrorener Italiener. Alessandro. Ich hatte ihn einfliegen lassen. Er muss am späten Nachmittag wieder zurück, die Strapaze nahm er aber gerne für seine Saya in Kauf. Die Zwillinge schliefen schnell ein und die beiden hatten lange, lange Zeit sich über die Schönheit Italiens zu unterhalten.

Ein Urlaub im Schwarzwald

Für uns war ein erfolgreiches Jahr zu Ende. Mit Kim zusammen, und dem Steuerberater, hatte wir längst das Weihnachtsgeld ausgerechnet und bezahlt. Auch die Prämien waren verteilt, von denen Pop auch einen ordentlichen Batzen abbekam. Alles zusammen war genug, um überall Stürme der Freude auszulösen. Beim zuständigen Finanzamt vielleicht weniger. Da half aber auch kein sich wehren, Gesetze gelten auch für Fotografen und deren fleißige Mitarbeiter.

Vor dem Heiligen Dreikönigstag wurde das Team noch einmal tätig. Dann kam James. Er brachte für Mom Notizen von einigen Italienerinnen mit und für Mikel Filme. Von ihm und George, auch von Josie Stockman. Wir sollten sie weiterleiten. Doris leitete. Eines ihrer leichtesten Übungen.

Die Eulen, alle Eulen, schlossen sich der Museums-Theater-Opern- und Wirtshaustour von Mom an. Wir quetschten uns in einen gemieteten Kleinbus und fuhren nach Rottweil. Gerlinde und James bezogen die Präsidentensuite. Wir sahen sie uns zumindest mal an. Prächtig. Da hatten Renate und ihr Hans, viel Liebe reingesteckt. Gerlinde verdrehte in Vorfreude auf den Urlaub die Augen. James sah man an, dass er mit Gerlinde den Urlaub genießen würde.

Natürlich besuchten wir auch das bewusste Haus, in dem Kitty residierte. So auf Anhieb hätte ich auf eine völlig normale Pension der obersten Güteklasse getippt. Die Zimmer der Mädchen waren zwar sehr individuell, aber alle äußerst gediegen und gemütlich eingerichtet. Ganz tolle kleine Appartements, nur eine Küche fehlte. Dafür waren die Bäder modernst mit runden Wannen ausgerüstet. Ich konnte mir gut vorstellen, dass männliche Besucher es sich in diesen Räumen schon gut gehen lassen konnten.

Was traditionelle persische Gastfreundschaft bedeutet, das kannten wir ja. Wenn ich nicht bestens versorgt wäre, hierher könnte es mich schon mal ziehen. Vor allem kannte ich die Damen ja alle und – keine davon war mir unsympathisch. Ich will damit nicht ausdrücken, dass ich mit einer davon bereits rumgeschmust hätte. Außer mit Kitty selbst natürlich. Die Damen standen nicht auf meinem Programm. Meine zwei Weiber beschäftigten mich genug.

Hans ließ es sich nicht nehmen, er brachte uns, die Kinder und das ganze Gepäck, in einem Pferdeschlitten, gezogen von gleich vier prächtigen Apfelschimmeln, hoch zu ihrem Schwarzwaldhaus. Jeder kann sich vorstellen, was für ein begeisterndes Abenteuer die 45 Minuten Schlittenfahrt für die Zwillinge war. Das Geschrei als sie ausgeladen wurden, war ohrenbetäubend. Drinnen, in der Hütte, war alles für uns hergerichtet. Ein riesiger Raum erwartete uns. Ein dienstbarer Geist hatte den Kamin bestückt und angezündet. Er verbreitete wohlige, behagliche und verdammt gemütliche Wärme.

Meine Frau ist wirklich eine gute Mutter. Sie bat Hans mir alles Wichtige zu zeigen, derweil zog sie die Zwillinge aus und setzte sie nackt aufs Töpfchen, auf dem riesigen weichen Flokati, der vor dem Kamin lag. Dazu kam für Paul sein Lieblingsbär und für Pele ein rotes Feuerwehrauto aus Holz. Die Kinder waren nun erst mal voll zufrieden mit sich und der umliegenden neuen Welt.

Die Hütte war ein Wintertraum. Die Schlafzimmer waren zwar eher winzig, das Bett im Elternzimmer war kreisrund und, das probierte ich gleich aus, ebenfalls urgemütlich. Im Bett gab es Platz für ein Regiment. Außen rum war der Zugang auf einen Meter begrenzt. Der Schrank war begehbar und viel zu groß für die paar Klamotten, die wir mithatten. Auch wenn, säuberlich im Plastikhänger, von Renate noch einiges da war. Das Kinderzimmer war da eher schlicht, ein breites, großes Bett, ein Schrank und eine Wickelkommode, fertig. Dafür war die Tapete nett ausgesucht und die Nachtlichter widerspiegelten Sonne, Mond und Sterne. Auch ein Babyfon war da. Da hatte einer wohl schon an die Zukunft gedacht.

Hinten raus, gab es einen unendlichen Vorrat mit enormen Holzscheiten. Direkt erreichbar war Toilette und das Bad. Es war sehr viel größer als das Schlafzimmer, mit Whirlpool und finnischer Sauna. Dusche und Waschbecken ergänzen den Luxus. Der Keller war etwas schwierig zu erreichen, eine Bodentüre, über eine Seilrolle mit Gegengewicht, musste geöffnet werden, dann führte eine Holztreppe nach unten. Ins Schlaraffenland. Ein Logbuch enthielt die Beschreibung von gut hundert tiefgefrorenen Gerichten. Mit der Bitte um Streichung dessen, was entnommen wurde. Ein enormer Kühlschrank war frisch gefüllt mit dem, was eine Familie so mal frisch braucht. Er enthielt neben einem Eiswürfelbereiter auch Champagner. Bier und Softdrinks auch. Es war nichts vergessen, man merkte den Service eines Hotels.

„Und wo koche ich?“, fragte Lis, die jetzt auch runtergeklettert kam. Die Zwillinge beschäftigten sich selbst.

„Na in der kleinen Küche“, meinte Hans.

„Ach, darauf wäre ich nun nicht gekommen. Die ist wohl auf dem Dachboden?“ Lis wurde frech, ein deutliches Zeichen, dass es ihr hier gut gefiel.

Es stellte sich heraus, dass die Küche unter der Treppe war die, ebenfalls hinter einer Türe versteckt, zum Heuboden führte. Modernst eingerichtet. Klein, fein und vollautomatisch. Mikrowelle, Spülmaschine, Espressomaschine. Dann wurde uns noch der Wandkasten gezeigt, in dem jeden Morgen Brötchen und was wir sonst bestellen angeliefert wird. Um Sieben. Sonntags um Acht. Ein Zettel, da hineingelegt, sei genug, die Ware käme am nächsten Tag. Wir erfuhren noch die Notrufnummer am Telefon, dann waren wir alleine.

Zusammen inspizierten wir den Heuboden. Da gab es tatsächlich noch Heu. Leider war es zu kalt, um hier mit den Kindern rumzutoben. Lis hatte da auch so gewisse Ideen. Ich fand aber einen tollen Schwarzwälder Schinken. Ich holte in der Küche ein Messer. Dann entdeckte ich auch die Bar. Ein Himbeergeist sah mich lockend an.

Lis machte, in der Mikrowelle, je ein Gläschen Brei für die Schlingel warm, dann drückte sie mir das Bauernbrot in die Hand. Ein Riesenrad. Brettchen, uriges Besteck, schäumendes Bier und Schnapsgläser kamen auf den Tisch. Wir ließen es uns schmecken. Draußen war es bereits dunkel. PH maulte noch einen Augenblick, als ich ihm frische Windeln anlegte, weil er doch noch so gerne die Geheimnisse des ‚Sne’ erkunden wollte. Als ich ihm hoch und heilig versprach, es gleich morgen Früh nachzuholen, gab er Ruhe.

Dann war ich mit meiner Frau alleine. Wir waren durchdrungen von der Gemütlichkeit der Hütte. Im Kamin knackte das Holz. Ich legte nach. Hans hatte mir genaue Anweisungen gegeben, wie es zu machen sei, dass das Feuer nicht ausgeht. Es gibt zwar auch noch eine Elektroheizung, die ist aber nur für den Notfall. Wir brauchten sie nie. Alles funktionierte, wie es sein soll. Faulheit nahm Besitz von uns. Wir unterhielten uns - mit langen Pausen dazwischen.

Wie sagte Lis? Die Seele baumeln lassen. Dann waren wir müde. Ich sah bei den Kindern rein. Sie atmeten ruhig und schliefen, mit roten Bäckchen. Als ich ins Schlafzimmer zurückkam, schlief meine Frau auch bereits. Ehe ich noch etwas sagen konnte, war ich ebenfalls weg, im Land der Träume.

Wir hörten den Brötchenboten nicht. Dafür Pele, die plötzlich bei uns im Zimmer stand und Hungel brüllte. Ich stob raus und legte erst im Kamin nach. Dann holte ich die Brötchen und brühte Tee auf. Ab in den Keller, Milch holen und was sonst gebraucht wurde. Es war unnötig, Lis entdeckte einen weiteren Kühlschrank in der kleinen Küche. Neben der Spüle. Der Keller war wirklich nur Vorratsraum.

Es gab eine kleine Panne, keiner hatte daran gedacht, dass unsere Kinder an ihre Hochsitze gewöhnt waren. Wir nahmen sie einfach auf den Schoß, das gefiel ihnen schon mal ganz gut. Ich legte einen Zettel in den Brotkasten. Danach spülten wir gemeinsam, dann wurden die Kinder winterfest gemacht. Die Entdeckung des Schnees war dran.

Schlitten fahren macht Spaß. Eine Schneeballschlacht war Oberspitze. Dann lernten sie kennen, dass Schnee kalt ist. Rein ins Haus, erst warm duschen, dann ab in die Sauna. Bald war alles wieder gut. Die beiden pressten sich die Nase an der Balkontüre platt, als sie zuschauten, wie neue Schneeflocken vom Himmel fielen. Winter.

Erst um Zwei gab es Mittagessen. Eine gewaltige Arbeit für mich. Runter in den Keller, Buch studieren, auswählen, ausstreichen, nach oben bringen, Mikrowelle anwerfen, Essen auf die am Kamin vorgewärmten Teller packen und zum gedeckten Tisch schleppen. Liz hatte inzwischen zwei dieser Fußbänke entdeckt. Damit war erst mal das Problem mit den Kindersitzen auch vom Fenster. Es gab Hühnchen Marengo mit Reis. Die Stücke wurden klein genug geschnitten, um auch von den Kindern gemocht zu werden. Danach gab es Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Ein Freudenfest für Kindergaumen. Für Süßzähne wie Mutter Lis, allerdings auch.

Den Mittagsschlaf der Kinder verbrachten wir mit Erzählungen aus unserer Jugendzeit. Unser erster Flug, damals mit Papa nach Teheran. Episoden, die meine Arbeit betraf, kamen nicht so zum Zug, unsere Hochzeitsreise, mit allen unseren Eskapaden schon. Nachdem die kleine Bande wieder wach war, spielten wir mit ihnen. Die hölzerne Eisenbahn von Kikki wurde großzügig im Raum verlegt. Platz gab es genug. Die Familie trieb sich auf dem Boden rum.

Kurz vor dem Dunkelwerden ging es nochmals raus. Mit der Schaufel bewaffnet schippte ich einen Gang zum Fußweg, über den der Brötchenbote morgen kommen soll. Für den Notfall ist Brot eingefroren. Versehentlich bekam Pele eine Schippe Schnee ab. Sie sah das als Berechtigung an, mit ihren kleinen Händen die in festen Handschuhen steckten (nur mit einem Daumen bestückt) eine erneute Schneeballschlacht zu beginnen; sofort von ihrem Bruder unterstützt. Die Mutter half ihnen dann auch noch. Die verdammte Bande traf zielgenau, da half nur noch die Flucht.

Nach dem wir uns alle, im Whirlpool, wieder aufgewärmt hatten, gab es ein leckeres Abendessen. Wieder mit Schwarzwälder Schinken. Dann wurden die Zwerge nachtfest verpackt und wir gingen alle ins große runde Bett. Das war ein Spaß, den die Zwillinge bis zur Neige auskosteten. Ich trug sie gegen Zehn, schlafend, in ihr Zimmer. Dann hatten Lis und ich auch noch unseren Spaß.

Wir begannen, uns an den Urlaub in der Schwarzwaldhütte zu gewöhnen. Unsere kleine Familie hatte ein richtiges Familienleben. Kein Telefon störte, keine Gäste kamen, der Brötchendienst hatte auch keine Nachrichten in den Kasten gesteckt, er brachte außer Brötchen, Brot, Milch, nur zwei Kinderstühle.

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