Category: Romane und Kurzromane Geschichten

Der Pornograf 11

by rokoerber©

Letzter Auszug aus „Der Pornograf" -- Band 1 (Der Schüler)

*** Lieber Besuch aus Konstanz ***

Ostersonntag war ich am Mittag bei Familie Bronner. Wir hatten natürlich viel aus Japan zu erzählen, obwohl Lis schon unermüdlich geplappert hat. Ostermontag holten wir unsere Gäste vom Bahnhof ab. Mutti und Vati Schmitt bezogen ihre Suite im Zeppelin. Sie waren sehr angetan von der vornehmen Unterkunft, Mutti blühte sichtlich auf. Die Prinzessin kam durch, ihrer königlichen Hoheit gefiel es, zu residieren. Papa hatte die beste Suite im Hause reserviert.

Dann fuhren wir zu uns. Mom hatte darauf bestanden, endlich mal wieder ein großes Fest, in der belle Etage, zu feiern. Renate und Klarissa sorgten für die Verpflegung, Papa Bronner und ich zahlten. Alle waren da, auch die Eltern von Renate und Axel. Als Hauptgericht gab es jungen Hammel, in der Wildnis, liebevoll über einem Holzkohlefeuer gegart. Immer wieder kamen getrocknete Kräuter in die Glut. Es roch wie in Persien. Es gab viele Nebengerichte, Vorspeisen, Nachspeisen; Klarissa war in Hochform.

Der Star war natürlich Rama, sie fühlte sich wohl auch so. Die herrschaftlichen Räume unseres Stadthauses gefielen ihr sehr. Dies war die Umgebung, die ihr so manchmal fehlte. Man kann halt nicht alles haben, die Liebe war ihr wohl auch wichtiger. Jetzt genoss sie den Urlaub jedoch in jeder Sekunde. Papa Bronner war hin und weg von ihr und Rama schwelgte in der Anerkennung ihrer Person.

Ihre Tochter war jedoch eine ernsthafte Konkurrenz, Leila muss man einfach mögen. Auch aus ihr war eine junge Dame geworden. Ihr Peter war da sicher nicht unschuldig daran. Dass die Zwei sich lieben, muss jedem sofort klar sein. Der Bulle von jungem Mann, hütete seine Prinzessin wie seinen Augapfel. Bei uns sah er keine Gefahr, als Fremder hätte ich es jedoch nie gewagt, Leila auch nur anzusprechen. Traudl erzählte mir, sie würde es nicht ausnützen, es gab keine kessen Blicke zu anderen Jungs. Sie redet freundlich mit ihnen, sonst nichts. Peter sei ihr ein und alles. Höchstens ich könne daneben bestehen - als der geliebte Bruder.

Peter erzählte mir, er habe jetzt ein Verhältnis mir einem älteren Mädchen. Leila selbst hätte es vorgeschlagen. Er sei nun viel einfacher für ihn abzuwarten. Gelernt hätte er auch etwas. „Leila will aber nichts davon wissen. Sie sagt, sie sei eifersüchtig, hätte aber eingesehen, dass dies der beste Weg ist. Sie müsse aber nicht unbedingt alle Details wissen. Sie habe schon so genug Mühe, nicht alle guten Vorsätze über Bord zu werfen. Ich habe mir geschworen, diese dennoch und unbedingt zu halten. Ich habe es versprochen, mir fällt es ja jetzt auch leicht. Solange ist es ja auch nicht mehr. Ich helfe ihr mit Schmusen, soweit ich kann. Wir müssen da einfach durch. Wir haben es gemeinsam entschieden und werden es halten."

„Das müsst ihr. Ich könnte mit Leila reden, wegen der Eifersucht, dass sie dir ein wenig mehr Leine gibt. Zu was? Soll ich sie ändern? Sie wird deine Frau. Ich denke du willst sie, so wie sie ist. Grade raus: Sie wird dir den Schwanz abschneiden, wenn du später fremdgehst, und dann hast du es auch verdient. Es sind unsere Frauen die sagen, wo es lang geht. Noch kannst du aussteigen, so blöde kannst du aber gar nicht sein. Sie sollte es dir ganz sicher Wert sein. Ich kenne persische Frauen, da brauchst du keine anderen mehr."

„Du kennst ... was frage ich eigentlich noch? Du bist mein Freund und ich vertraue dir. Leila ist meine Liebe und verdammt, ich werde sie später nie betrügen. Zur Hochzeit bekommt sie ein Messer. Das soll sie benutzen, wenn ich jemals fremdgehe. Sie gibt mir die Gelegenheit, vorher ... danach gibt es nur noch sie. Das ist mein letztes Wort zu dieser Angelegenheit." Ich bin sicher, Peter meint es so.

Traudl war auch mächtig gewachsen. Ich hatte fast Sorge, ob das im Sommer nicht Ärger geben könnte, so hübsch war sie. Ich sagte es ihr auch. Sie lachte nur und sagte: „Ich vertraue dir einfach. Mein Freund hat mich immerhin schon geküsst. Er ist wild auf Mehr, sieht aber ein, dass ich noch zu jung bin. Für Intimeres. Mir kommt es darauf an, nicht blind in ein Abenteuer zu stolpern, wovon wir noch keine Ahnung haben. Ich habe mit Leila gesprochen, ganz dumm bin ich also nicht mehr. Ich habe aber nun mal den Vorsatz, dass du mein Lehrmeister wirst, drum will ich es einfach. Vor allem, weil ich gesehen habe, dass du mit Leila ganze Arbeit geleistet hast. Mein Bruder ist völlig verrückt nach ihr. In der ersten Woche Urlaub, werd ich auch Achtzehn, dann dürfte ich sogar mit dir ... Oder hast du keine Lust mehr?"

„Meine Weiber sind einverstanden. Peter auch, er ist in gewisser Beziehung ja nicht nur dein großer Bruder, sondern auch dein Beschützer. Ich mag dich und die Zeit ist begrenzt. Wir werden unseren Spaß haben." Ich gab ihr einen Kuss. „Es wird harmlos bleiben. Die Jungfrau Traudl wird aber schon etwas lernen. Ich habe genug Erfahrung mit Lis. Die ist natürlich immer noch unbeschadet. Es ist uns zur Ehrensache geworden. Sie ist übrigens nicht eifersüchtig wie ..."

„Wer ist nicht eifersüchtig?" Es war Lis, die uns unterbrach.

„Die Rede war von dir, meine geliebte Elisabeth. Und, dass du mir in gewissem Rahmen sehr viel Freiheit lässt."

„Ich bin sehr, sehr eifersüchtig. Auf alles, was hinter meinem Rücken geschieht; was ich nicht unter Kontrolle habe. Ich bin bereit Augen auszukratzen, um meine Rechte zu verteidigen. Wenn ich jemand kenne, wie dich, Traudl, dem räume ich Freiheiten ein, vorausgesetzt ich weiß davon. Bei dir und Paul ist alles klar. Im Urlaub schmusen ohne ... eben das. Ich traue dir und vor allem Paul, es ist ohnehin sein letzter Sommer ohne mich. Ich wünsche euch viel Spaß. Übrigens, wenn Kim einen gewissen Anteil an Paul hat, das ist einbezogen. Sie ist nett und sauber, das habe ich gesehen. Paul soll nicht verhungern und Kim kenne ich. Wenn diese kleine Person mit ihm zurechtkommt, dann soll sie. Besser als jemand, den ich nicht kenne, um das auch einmal zu erwähnen. Also keine neue Hellen, mein Schatz! Dich, Traudl, wird er aber auf keinen Fall schänden. Klingt heiß, was? Paul ist ein lieber Mensch. Darum heirate ich ihn ja auch."

Als Traudl ging, kam Leila an meine Seite. „Mein lieber Bruder", begann sie das Gespräch. Dazu wollte sie in den Arm genommen werden. „Mit Peter komme ich wundervoll klar. Ich würde ja liebend gerne mit ihm ... na das, tun. Er ist da aber ganz hart und das ist gut so. Wir halten durch. Wir bekommen das hin." Ihre Augen hatten da aber schon etwas sehr Sehnsüchtiges. Ich vermute, sie und ihr Peter, sind in ihren Liebesspielen, schon recht fortgeschritten.

„Lis geht es ja ähnlich, wie du weißt", tröstete ich sie. „Wir schmusen zwar recht heftig, im Übrigen ist es ja nur noch ein knappes halbes Jahr. Ich hab's ja besser, mit Renate. Aber Lis beansprucht natürlich ebenfalls viel Zeit, und das zu Recht."

„Peter hat jetzt, auf den Rat von Lis hin, ebenfalls eine Bumsfreundin. Eifersüchtig? Nein. Wir lieben uns. Aber ein bisschen Angst soll er schon um mich haben, darum spiele ich auf eifersüchtig. Ich mag es, wenn Liebe bestätigt wird", lächelte sie.

Ich kam mir fast vor, als wenn ich ebenfalls Hof halten würde. Rama muss es ähnlich ergehen. Sie wurde von Papa Bonner und Pop belagert. Friedrich schäkerte mit Mom, Mama Bronner und Mama Schäfer. Die Damen schienen sich köstlich zu amüsieren.

Papa Schäfer kam zu mir. Er wollte alles über Hans wissen. Ich sagte ihm noch einmal, was ich wusste. Auch, dass ich es gut fand wie die beiden mit einander umgingen. „Wenn er einen Antrag macht, dann sicher mit allen Zeugnissen. Hans ähnelt dem Wesen von Renate so sehr, dass die beiden Zwillinge sein könnten. Wir haben versucht, ihn so gut wie möglich zu testen. Auch mit bösen Tricks. Einen gewissen, sehr wichtigen Test, hat Renate sicher gebeichtet. Ich habe es ihr zumindest dringend geraten."

„Das hat sie, ich denke es war auch gut so. Das muss ja auch klappen. Es wäre sehr bedauerlich, wenn ein Jahr warten in einem Fiasko enden würde. Sie hat uns auch von dieser Kikki erzählt. Da ihr es zusammen ausgeheckt habt, wird es schon so am Besten sein. Die heutige Jugend. Für uns war das früher undenkbar." Er seufzte tief.

„Mehr als ein Jahr ist eine sehr lange Zeit", erklärte ich ihm. „Da werden wohl viele Blätter Briefpapier voll geweint. Renate ist ein cooles Mädchen, aber manchmal kann sie halt auch nicht aus ihrer Haut. Wir werden ihr helfen, wo es geht, aber packen müssen die beiden es schon alleine. Eines ist für sie aber sehr, sehr wichtig: Das mit Hans, darf keinesfalls nach Persien durchsickern. Sie würde sonst wichtige Privilegien verlieren. Die Zwei wissen das. Sie und ihre Frau vergessen vorläufig wohl am besten Hans wieder. Die Chance mit Persien wollen sie Renate doch sicher nicht verderben."

Er nickte. „Das hat Renate auch schon gesagt. Noch ist sie offiziell deine Nebenfrau. Na ja, Nebenfrau ..."

Es waren tolle Tage. Rama war natürlich auch bei Papa in seinem Laden. Er war erstaunt über ihre Kenntnisse von Teppichen. Die wenigen Teppiche aus seinem alten Bestand, erkannte sie auf Anhieb.

Mein Reich wollte sie auch sehen. Ich veranstaltete sogar ein Shooting für sie. Es hing da noch ein Termin für eine Kundin, die für IGDuM posieren wollte. Ich machte harmlose schöne Bilder und Rama war sichtlich beruhigt über meinen Job. Er war ihr zuvor wohl doch etwas anrüchig erschienen.

Die Damen wollten natürlich auch zum Shopping. Dazu hatte ich nun überhaupt keine Lust. Ich gab aber Lis genug Geld mit, damit sie unsere Freunde zum Essen einladen konnte. Sie war ja schließlich, zumindest was Rama anging, meine Frau. Ich hatte auch Renate und Lis noch einmal eindringlich gewarnt, etwas von Hans verlauten zu lassen. Marni hätte Renate sicher auch so genommen, der Status der Nebenfrau, brachte aber Vorteile. Renate war das völlig klar.

Die Damen verputzten ein riesiges Mittagessen im Ratskeller. Nach dem Einkauf, ich zählte 12 Tragetaschen und die sahen keineswegs sehr leer aus, ging es noch zum Konditor.

Leila schrieb Lis später, dass Rama, ihre Garderobe in Stuttgart gewaltig aufgemotzt hätte. In Konstanz würde es ja keine ordentlichen Läden geben. Sie, Leila, hätte aber auch was Nettes gefunden, für ihren Peter. Wir rätselten einen ganzen Abend, ob es für Peter denn etwas zum Anziehen oder mehr zum Ausziehen war.

Nach dem lieben Besuch, lief das gewohnte Leben wieder ab. Vier bis fünf Shootings am Freitagmittag und am Samstag. Montag bis Donnerstag wurde gepaukt. Es gab keine Aussetzer mehr. Für Renate kam jede Woche ein Brief von Hans. Ein paarmal lagen ein paar Zeilen von Kikki dabei. Wie Renate sagt, war dies das einzige Zeichen, dass es da eine Verbindung gab.

Einmal bekam auch Lis, Post aus Japan. Kikki schickte ihr ein Buch mit sehr erotischen japanischen Zeichnungen. Sie schrieb, dass sie wieder so richtig Lust am Leben habe, sei nicht zuletzt ihr, Lis, zu verdanken. Es sei ja ursprünglich auch ihre Idee gewesen. Sie, Kikki, hätte lange überlegt, mit was sie Lis dafür eine Freude machen könnte, da sei ihr dieses Buch in die Hand gefallen.

Lis hatte ihre Freude an dem Buch, denn es wurden vor allem Handlungen gezeigt, die ihr, der Jungfrau, zusammen mit einem Mann nachzuvollziehen, zugestanden sind. Leidtragender war ich. Die Japaner haben irgendwie eine auswuchernde Fantasie. Nicht nur ich war überrascht, was man wo, mit der Zunge für Reaktionen auslösen kann.

Lis fand das Buch zwar absolut toll, aber keinesfalls für ihre Freundinnen geeignet. Nur Renate durfte ein paar Blicke hineinwerfen, in die wenigen Kapitel wo zwei (Jung-)Frauen für Liebesspiele benötigt wurden. Sie waren für lange Zeit voll damit beschäftigt.

Blondi rief an: „Willi ist auf dem Weg zu dir. Sei vorsichtig, er dreht durch. Deine Bilder aus Japan haben ihn geschafft und das Konsortium wohl auch."

Willi kam. Meine Frauen waren da. Er umarmte sie herzlich.

„Euer Paul ist wirklich der tollste Bursche, den ich kenne. Das Direktorium war knapp vor einem Schlaganfall. So viele der hübschesten Mädchen in ihrer Wäsche. Es gibt eine neue Fiesta - Deutsche Mode in Japan." Wir haben uns mit dem Verlag geeinigt, 40% einer japanischen Auflage zu zahlen. Kikki Okura hat uns eine genaue Statistik verschafft, was die japanischen Mädchen wollen, besser, was sie getragen haben. Alles, mit Größe, Farbe und Modell. Das war dem Konsortium so viel Wert, dass ich einen neuen Etat bekam. Ich fürchte fast, ihr müsst auch noch in andere Länder. Der Verlag ist bereit in jeder Sprache zu drucken, sie wollen ja auch verkaufen. Das brennt aber nicht. Ich wollte dir, Lis und Renate aber vordringlich danken. Dann wollte ich deine Mutter kennen lernen, vielmehr Beatrix Mai."

Ich rief runter, wir hatten inzwischen ein Haustelefon. Mom wollte ihn gerne empfangen. Renate brachte ihn. Später saßen wir zusammen beim Kaffee. Lis hatte für heute einen Kuchen gebacken. Er schmeckte prima, Mom lobte prompt.

„Wenn jetzt bald Renate weg ist, muss ich halt schon mal anfangen, mich etwas mehr in den Haushalt einbringen. Leider bin ich es halt nicht so gewohnt, wie Renate. Aber lernen muss ich es sowieso; warum nicht gleich", belehrte sie uns.

„Mein Gott Kinder. Ihr denkt wohl an alles. Ich denke auch schon mit Grauen daran, dass Renate uns schon bald verlässt. So jemanden wie dich, finde ich kaum mehr. Lis, du hast sicher den guten Willen, aber weder die Zeit noch die Ausbildung, diese Arbeit zu übernehmen. Da muss uns was einfallen", stöhnte Mom.

„Ich habe schon eine Weile eine Idee im Hinterkopf, sie ist noch unreif. Ich lasse dich aber nicht hängen, Mom. Ich möchte nicht das Gespenst der Unruhe, hier im Haus, sein, wenn ich gehe. Aber jetzt ist Willi dein Gast und wir reden nur über Privates", schockierte Renate.

„Entschuldigen sie bitte Herr Wollweber. Bei uns in der Familie geht es dauernd so zu. Renate und Lis sind nun mal Familie. Irgendwie gehören Sie, auch schon dazu, zumindest bei manchen Tischreden. Mich persönlich hat beeindruckt, wie sie mit Blondi umgegangen sind. Sie haben es wohl auch aus meiner kleinen Geschichte erkannt. Ich erinnere mich leider kaum an Blondi, ich kenne hauptsächlich die Geschichte mit Pauls Ohnmacht. Ich bewunderte ihren Mut, glaube aber, sie haben recht getan, ihr zu vertrauen. Inzwischen löst sich die WG ja immer mehr auf. Mickis Welt ist bald vorbei. Wie ich hörte, ist Micki die Nächste und Klarissa hat ihren Portier, auch wenn ein Empfangschef daraus wurde, aber was tut das zur Sache. Die Stufe rauffallen tut nicht so weh, wie runterfallen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung." Sie klopfte auf ihre Knie. „Das Micki und Marie die WG weiter leiten, spricht für ihr neues Ehrgefühl; sie kümmern sich um den Rest. Von Frettchen bekam ich gestern einen Brief. Sie hat ihn auch, den Zukünftigen. Er ist Klempner, noch an der sehr langen Leine. Noch darf er sie nur hofieren, doch die Junggesellenzeit für ihn nähert sich dem Ende, ob er will oder nicht. Sie schreibt, sie habe gespart, etwas Geld komme aus der WG, als Anzahlung für eine eigene Werkstatt muss es reichen. Sie lernt jetzt abends Buchhaltung. Es ist etwas Erstaunliches mit diesen Mädchen. Ich wollte, ich könnte mal mit den Schwestern in dem Kloster reden." Sie blickte in die Ferne.

*** Tapas in Alicante ***

Mai. Renate wurde Zwanzig. Es gab eine Feier im kleinen Kreis. Sie begann wohl schon damit, sich von ihren Freundinnen abzunabeln. Nur Lis und ich waren geladen. Später tauchten unerwartet doch noch Inge und Dorle auf. Lis schenkte ihr ein Fotoalbum mit den, ihrer Meinung nach, schönsten Bildern aus Japan und schrieb ein paar nette Texte dazu. Die Bilder kopierte sie natürlich selbst. Der Geburtstag fiel auf den Donnerstag vor Pfingsten. Es war meine, in dieser Beziehung unschlagbare Lis, die mich auf die Idee brachte: So schenkte ich Renate ein langes Wochenende in Alicante. Mit mir.

Ich fragte Lis, wie sie auf diesen Einfall kam. Ihre Antwort war so verblüffend wie einfach: „Ich dachte, was ich mir wohl wünschen würde. Mit Renate liege ich auf einer Wellenlänge, et voilà. Da war es. Von Alicante habe ich gehört, es sei nett. Nicht so laut wie Barcelona und nicht so überlaufen wie Madrid. Der Prado und so, wird auch kaum das sein, was sie in diesem kurzen Urlaub besonders anmachen wird. Die Agentur von Papa beschafft euch eine Suite, im ganz neuen Melia Alicante, am Hafen."

Renate freute sich. „Da können wir einmal richtig entspannen."

Wir flogen am Freitagmittag los, umsteigen in Madrid, um Sechs waren wir im Hotel. In der Juniorsuite war genug Platz für uns. Der Blick über die große Badebucht, hinauf zu einem alten Fort, war malerisch und Renate war voll begeistert. Wir zogen uns nett an und gingen in die romantische Altstadt zum Bummeln. Wir aßen Tapas und tranken Rotwein. Gegen Neun gingen wir in die kleine Bar im Hotel. Wir wagten sogar ein Tänzchen. Sicher wieder etwas ungelenk, wir haben dazu ja kaum Zeit, noch seltener Gelegenheit, und Walzer spielten sie auch nicht. Den hatten wir ja für Wien geübt.

Drei rassige spanische Schönheiten saßen an der Bar, offensichtlich auf Männerfang. Renate quatschte sie an. Ja, sie kämen an den Wochenenden gerne hierher; tanzen, ein bisschen flirten, vielleicht findet sich ja auch der Mann fürs Leben. Sie seien aber keine Putas. Es war ein fürchterliches Radebrechen. Es war noch nicht viel los, Renate bat die Drei an unseren Tisch. Ich gab einen aus, dann Smalltalk in schlechtem Englisch und schlimmem Deutsch. Was wir denn in Deutschland machen. Ich sagte, ich sei Fotograf. Es endete damit, dass Renate sich kurz entschuldigte, aufs Zimmer ging und mit dem Album von Lis, mit den Japanerinnen, und den zwei Ausgaben von Fiesta wieder zurückkam.

„Glaube mir, es war ein Zufall. Ich wollte eigentlich nur das Album mitnehmen", grinste sie mich an.

Die Mädchen hatten rote Ohren, als sie in den Heften blätterten. Die Bilder aus Japan wurden mit Oh's und Ah's bedacht. Wie viel Geld denn die Mädchen bekommen würden.

„Das viel Diferencia. Pay 50 Mark and pay 500 Mark. Frage ob Girl sein good Model", radebrechte ich in ihrem Kauderwelsch. Sie verstanden schnell, und wir hatten einen Fototermin für Sonntag, bevor ich dazu kam, an Renate zu denken. Eine wollte uns um Acht abholen. Ziel: eine alte Huerta von einem gewissen Tio.

Ich sah Renate an. Sie nickte gelassen: „Das macht dir sowieso Spaß und wir sehen was. Sag zu." Ich sagte. Als gegen Mitternacht der Rummel so richtig losging, verzogen wir uns. Zeit für die Liebe.

Am Samstag besuchten wir den Palmengarten von Elche, am Nachmittag tollten wir im Meer und abends aßen wir im Quo Vadis, einem der besten Restaurants in der Altstadt. Nahe beim Hotel. Es gab einen ganz tollen Fisch im Salzmantel, mit feinen Soßen. Dazu spanischen Sekt, eiskalt und trocken. Renate genoss jede Sekunde, ihre Augen strahlten vor Glück. Ob sie wohl an Hans dachte? Wenn schon, es ist ihr zukünftiger Ehemann. Ich hatte sie aber eher im Verdacht, dass sie mit Gewalt versuchte ihn zurückzudrängen. Die Gedanken werden noch früh genug kommen und ihr schlaflose Nächte bescheren. Ich hatte da Erfahrung, aus meiner Anfangszeit mit Lis, aber auch mit ihr.

Wir ließen uns das Frühstück aufs Zimmer kommen, mit allem Drum und Dran. Wir waren noch nackt, ich löffelte gerade genüsslich in einem Ei und Renate schmierte sich sorgsam Butter auf ein Hörnchen, als es klopfte. Schnell die Bademäntel über, dann öffnete ich die Tür halb, die Kette war vor.

„Ich bin Teresa, nenne mich Terry. Ich komme wegen der Verabredung von Freitag. Darf ich schnell mal reinkommen?" Sprach mich eine fesche Spanierin an. Sie gefiel mir auf Anhieb. Ich nahm die Kette runter und öffnete.

„Hallo Terry. Ich bin Paul und das ist Renate. Wir haben euch nicht vergessen. Wir sind in 10 Minuten fertig, aber komm rein." Renate verschwand ins Schlafzimmer. Anziehen.

„Es gibt da ein kleines Problem. Nein, nein, nicht mit dem Ausflug. Ich möchte vorher etwas beichten. Die Mädchen haben es wohl nicht gesagt. Einfach so raus, wir sind eine Gruppe von acht Tänzerinnen. Genau gesagt Schönheitstänzerinnen, brutal gesagt, wir machen Striptease. Wir haben in Valencia einen Vertrag abgebrochen, weil der Manager wollte, dass wir mit seinen Gästen schlafen. Wir haben nichts gegen Männer, sind aber keine Putas, Huren. Schon gar nicht, wenn der Manager uns mit ein paar Peseten abspeisen will. Er hat uns den Vertrag zurückgegeben, weil wir mit der Polizei drohten. Nun sind wir erst einmal arbeitslos und haben sehr viel Zeit."

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