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Amors Kuss Teil 03

by BradJames©

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Das Abendessen war sehr freundschaftlich. Das Essen war einfacher Toast mit Rührei, den Psyche gemacht hatte. Adam hielt die Unterhaltung am Leben, aber Psyche war still und lächelte nur gequält über Adams Scherze. Ihre düstere Stimmung entging Melissa nicht, die sich zwar Sorgen machte, aber nichts sagte. Sie wollte Psyche nicht verhätscheln und entschied sich ihr mehr Privatsphäre zu geben.

Sie schaute ihren halb gegessenen Toast an und fragte sich, was das mit dem Spiegel sollte. Der Drang ihn sich anzuschauen war so stark, dass sie das Jucken in den Fingern spürte. Sie wollte das Tuch herunter reißen und die Reflektion des Spiegels sehen. Alles zu seiner Zeit. Es gab Millionen von Fragen, die sie Psyche fragen musste, aber sie beschloss zu warten, bis Adam gegangen war. Als das Abendessen zu Ende war, nahm Melissa das Geschirr, um abzuwaschen, während Psyche sich zu Tür begab. Adam machte sich fertig zu gehen. „Bye Meme, pass auf Psyche und dich selbst auf!", rief Adam von der Tür aus.

Melissa kam aus der Küche, verabschiedete ihn und schaute still zu, wie Psyche langsam die Tür hinter ihm schloss. Beide starrten die Tür an, während Adams Schritte langsam leiser wurden. Die Stille wurde fast schon bedrohlich. Es erinnerte sie beide an das, was noch kam. Etwas verlegen unterbrach Melissa die Stille: „Ich wasch noch fertig ab und dann können wir noch ein bisschen reden."

Psyche lächelte gezwungen und antwortete: „Können wir morgen früh reden? Ich bin ziemlich müde und muss schlafen. Du kannst in das Arbeitszimmer meines Vaters gehen. Zweite Tür rechts. Da kannst du lesen oder fernsehen. Ich hoffe, das macht dir nichts aus." Melissa war es gewohnt, alleine zu sein und versicherte Psyche, dass sie damit keine Probleme hatte. Melissa ging in die Küche, räumte das Geschirr in die Spülmaschine und dachte weiter über den Spiegel nach. Sie konnte ihn einfach nicht aus ihren Gedanken verbannen. Sie beschloss, mit Psyche darüber zu reden, da sie den Spiegel einfach nicht vergessen konnte.

Sie ging die Treppe hoch und klopfte an der Tür. Da sie keine Antwort bekam, betrat sie den Raum. Sie hörte die Dusche und wollte sich schon umdrehen und den Raum verlassen, aber dann spürte sie die Versuchung. Ihre Beine bewegten sich von sich aus auf den Spiegel zu. Sie konnte nicht anhalten, zog das Tuch herunter und starrte den marmornen Spiegel mit komplizierten Blumenverzierungen an. Sie schaute ihr Spiegelbild an und fragte sich, warum so etwas Großartiges bedeckt worden war. Der Spiegel beschlug, was Melissa die Oberfläche neugierig berühren ließ. Ihre Hand schien in die Oberfläche des Spiegels hineinzutauchen und sie spürte, wie sie von einer Kraft zurück und gegen die Tür geworfen wurde. Angst überkam sie, während sie eine schattenhafte Form im Spiegel sah. Sie schnappte nach Luft, als sie die Form aus dem Spiegel in das Zimmer treten sah. Sie konnte sich nicht zurückhalten und schrie, als die Form die Gestalt einer Frau annahm.

„Oh nein, Melissa, was hast du getan?" Psyches bestürzte Stimme ließ Melissas Augen auf ihren mit einem Handtuch bedeckten Körper fallen. Sie schaute wieder das Wesen vor ihr an und keuchte vor purem Erstaunen. Das Wesen ließ die anderen beiden Frauen wie Pennerinnen aussehen. Sie war so prachtvoll, dass jeder Mann sein Leben aufgeben würde, um mit ihr zu schlafen. Sie hatte glänzendes Haar, das bis zu ihren Waden reichte. Ihre großartigen meergrünen Augen schienen Melissas zitternde Gestalt zu durchbohren. Musikalische Worte verließen ihre sinnlichen roten Lippen. Verblüfft starrte Melissa die Göttin an und spürte ihr Herz rasen.

„Das ist also deine Magd? Sie ist hübsch anzuschauen." Psyche schlang ihr Handtuch enger um sich und antwortete: „Sie ist nicht meine Magd. Sie ist meine Heilerin." Aphrodite schien auf Melissa zuzuschweben und in ihrer Nähe fühlte sich Melissa wie eine Fliege in einem Spinnennetz. Ihr Herz schlug schneller und als Aphrodite ihre Hand auf ihren Kopf legte, spürte sie, wie ihre Energie aus ihrem Körper gezogen wurde und ihre Leben an ihren und Aphrodites Augen vorbeizog.

Sie war wieder ein junges Mädchen, das durch die Maisfelder rannte. Tränen strömten an ihren Wangen herunter, während sie sah, wie das Flugzeug ihres Vaters explodierte und abstürzte. Sie war das kleine Mädchen unter dem Tisch, als ihr Vater beerdigt wurde und sie die Unterhaltung ihrer betrunkenen Mutter mit ihrer Großmutter belauschte, in der sie sagte, dass sie die Stadt verlassen würde und Melissa zurücklassen würde. Sie erinnerte sich an die Einsamkeit und die Verzweiflung, die sie gespürt hatte, als ihre wundervolle Oma nur einen Monat später starb.

Die grausame Welt nahm ihr ihre Unschuld, als sie mit dreizehn von ihrem Pflegevater vergewaltigt wurde. Sie erinnerte sich ganz genau an die Gewalt, das Eindringen. Tränen liefen an ihren Wangen herab und sie rollte sich zusammen, wippte vor und zurück, sehnte sich danach, geliebt zu werden. „Hör auf! Hör sofort auf! Sie hat nichts damit zu tun, was zwischen uns ist. Lass sie los." Psyches Stimme brach den Zauber und Melissa blinzelte sich in die Realität zurück. Aphrodite bewegte sich von Melissa weg und sagte nachdenklich: „Ihr Menschen seid die grausamsten Kreaturen des Universums. Die Schrecken, denen ihr eure Kinder aussetzt, sind unvorstellbar."

Psyche kniete sich hin und legte ihren Arm um Melissa, die immer noch dabei war, mit den Dämonen klarzukommen, die Aphrodite aus der Vergangenheit zurückgebracht hat. Die Göttin anstarrend sagte Psyche hart: „Du hattest nicht das Recht, die schlimmsten Momente ihres Lebens zurückzubringen. Wie kannst du es wagen uns grausam zu nennen, wenn du diejenige bist, die sich daran labt, uns dabei zu sehen, wie wir unsere schlimmsten Erinnerungen noch einmal durchleben. Du bist das Monster, dass es liebt, unseren Willen, der uns am Leben hält, zu brechen."

Lachend setzte sich Aphrodite auf einen nahe gelegenen Stuhl und sagte mit verächtlicher Stimme: „Ich soll die Göttin der Liebe sein, aber Liebe ist nichts ohne Dornen und Schmerz." Sie starrte die beiden Frauen an und fuhr fort: „Aber ich bin in erster Linie eine Mutter, deren Sohn verletzt ist und dahinsiecht. Trotzdem bin ich hier und rede mit dir, als dich für das, was du getan hast, zu zerstören. Weil ich ihn liebe."

Psyche zog eine sichtbar zitternde Melissa auf die Beine und versuchte mit ruhiger Stimme zu sprechen. „Als wir uns beim letzten Mal trafen, hast du mir gesagt, dass ich Amor treffen kann, wenn ich drei Aufgaben erfülle. Was sind diese?" Aphrodite stand auf und starrte Psyche an, als ob sie ein Insekt wäre, das aus dem dunkelsten Loch gekrochen war. „Ich werde dir einfache Aufgaben geben. Diese Aufgaben können in einer Minute erfüllt werden, aber ich werde dir einen Tag für jede geben. Wenn du irgendeine nicht erfüllen kannst, wird dein Schicksal in meinen Händen liegen. Akzeptiert?"

Psyche bewegte sich von Melissa, die versuchte sie zurückzuhalten, weg, starrte Aphrodite an und sagte: „Akzeptiert. Und jetzt gib mir die Aufgaben." Aphrodite ging auf den Spiegel zu und berührte einen Edelstein. Der fing an hell zu scheinen und den Raum wie ein Kaleidoskop mit Licht zu füllen. Sie drehte sich um und sagte mit lauter dramatischer Stimme: „Hör gut zu. Deine Aufgabe ist einfach, aber unlösbar. Da ist ein umgefallener Sack Reis in der Küche. Du musst mir die genaue Zahl Reiskörner nennen, die in dem Sack waren. Und du hast einen Tag, um die Aufgabe zu erfüllen. Ich werde morgen Nacht zur selben Zeit zurückkehren. Wenn die Aufgabe nicht erfüllt ist, verlierst du dein Leben."

Mit diesen Worten wurde das Licht hinter ihr so hell, dass es blendete. Die Frauen drehten ihre Gesichter weg und als sie wieder hinschauten, war die Göttin verschwunden. Psyches Füße gaben unter ihr nach und sie setzte sich auf den Stuhl, den die Göttin vorher besetzt hatte. „Die macht ein ganz schönes Drama, oder?", versuchte Psyche zu scherzen. Melissa starrte Psyche bloß an und öffnete mehrmals ihren Mund um zu sprechen, aber was gerade passiert war, war so spektakulär, dass ihr die Worte fehlten. Schlussendlich schaffte sie es, Psyche zu fragen: „Warum hast du den Handel akzeptiert? Sie wird dich töten, weißt du das nicht? Ist ein guter Fick es wert zu sterben?"

Psyche hob eine Augenbraue und sagte: „Guter Fick? Redest du von Amor? Was du nicht verstehst ist, dass ich mich in ihn verliebt und ihn erschossen habe. Ich muss wissen, ob er okay ist." Melissa stand vom Bett auf, ging zu Psyche, kniete sich neben ihr hin und bat sie: „Dann schick ihm eine Karte. Tu das nicht, Psyche, es ist es nicht wert. Diese Kreatur wird dich töten oder noch etwas Schlimmeres tun. Sie hat mich innerhalb von Sekunden durch die Hölle gehen lassen."

Psyche nahm Melissas Hand in ihre eigene und antwortete mit ernster Stimme: „Verstehst du es nicht? Als sie dir noch einmal die schlimmsten Momente deines Lebens vorspielte, wollte sie dich nur verschrecken. Sie wollte DEINEN Willen brechen. Aber was sie nicht versteht, ist, dass das, was uns nicht tötet, uns nur härter macht." Melissa fragte: „Was hat sie dir gezeigt?" Psyche lehnte sich zurück und flüsterte: „Sie zeigte mir, wie meine Mutter mit aufgeschlitzten Pulsadern in einer Badewanne voller Blut lag. Und irgendwie schlitzte sie auch die meinen auf, damit ich genau wusste, wie sich meine Mutter damals fühlte. Außerdem sollte ich mich daran erinnern, wie es war, als kleines Mädchen seine Mutter sterben zu sehen, ohne etwas tun zu können."

„Darum warst du von der Tinte, die an die Wand gespritzt war, so fasziniert." Mit einem trockenen Lächeln sagte Psyche: „Meine Hände sind mit dem Blut meiner Mutter und dem Blut meines Liebhabers bedeckt und ich kann nur für eines davon sühnen oder es zumindest versuchen." Melissa stand auf und lief im Raum hin und her, bevor sie anhielt, Psyche anschaute und sagte: „Die Aufgabe kann wirklich nicht erfüllt werden. Wir gehen lieber mal in die Küche und schauen uns die Situation an."

Psyche nickte und drückte sich aus dem Stuhl. Sie fühlte sich wie ein Ballon ohne Luft. Hinter Melissa herlaufend fragte sie sich, wie sie die Aufgabe erfüllen sollte. Der Sack Reis lag in der Mitte der Küche und die Frauen starrten ihn hoffnungslos an. Melissa schaute Psyche an und fragte: „Gibt es einen Plan B?" Psyche schüttelte den Kopf und Melissa meinte: „Dann sind wir aufgeschmissen. Wir sollten deinen Vater anrufen." Psyche begann die Reiskörner zu sammeln und sie in den Sack zu werfen. Dabei sagte sie zu Melissa: „Und was bringt uns das? Die Eltern werden über ihre bösen Kinder reden und uns dann Hausarrest geben? Ich glaube nicht. Das einzige, was passieren wird, ist, dass ich sterbe und mein Vater dabei zusehen muss oder sogar auch stirbt. Also ist das keine Option."

Sie drehte sich um, schaute Melissa an, setzte sich hin und sagte: „Warum legst du dich nicht kurz schlafen und dann denken wir nach und finden einen besseren Plan?" Melissa nickte und ging aus der Küche in ihr Zimmer, wo sie ihr Handy fand und Harolds Nummer wählte. Das Telefon klingelte zweimal und eine männliche Stimme antwortete: „Harold." Melissa atmete tief ein und sagte: „Kommen Sie besser so schnell wie möglich her."

Written by: BradJames

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Story Tags: amor, psyche, aphrodite

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