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Homo Superior 08: Der Kommissar

by PhiroEpsilon©

8 Der Kommissar

Bisher waren ja alle ziemlich straight. Irgendwann musste sich das ja ändern.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2021 Phiro Epsilon

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Thomas

Ich hätte nie gedacht, dass zwei tote Gangster im Keller eines leerstehenden Mietshauses in Kreuzberg mein Leben umkrempeln würden. Ich bin Kriminalhauptkommissar Thomas Weber, und das ist meine Geschichte.

*

("Dun Dun")

Dienstag, Ohmstraße, Kreuzberg

Ich hätte aufhören sollen zu atmen, bevor ich die Treppe hinunterstieg. "Ach du grüne Neune! Nach was stinkt es hier eigentlich nicht?"

"Rosen", meinte Karl Höllerer, der Kriminaltechniker, trocken. "Und Pfefferminz normalerweise auch nicht. Moin, Tom. Willst du eins?"

"Ich denke nicht, dass das meine Nase genug betäuben kann. Was haben wir?"

Am unteren Ende der Kellertreppe lag ein Körper. Männlich, zerrissene Jeans, Billigmarke. Ausgetretene dreckige Springerstiefel. Bomberjacke.

"Der Kerl hier ist laut seinen Abdrücken ein gewisser Richard Krause. Drogendealer. Dahinten in der Ecke liegt eine Knarre mit seinen Abdrücken auf dem Griff."

"Ist er die Treppe heruntergefallen?"

"Gefallen worden. Hier." Er drehte den Kopf der Leiche. Knapp über dem Nacken war eine rötliche Verfärbung zu sehen. "Stumpfe Gewalteinwirkung. Irgendetwas Abgerundetes. Er hat Hämatome am Körper, die vom Sturz herrühren, aber das hier hat ihm das Genick gebrochen." Er mimte einen Schlag mit einem Baseballschläger, aber irgendwie passte das nicht richtig.

"Er war auf jeden Fall schon tot, als er hier unten ankam."

"Und die andere Leiche?"

Er wies mit dem Daumen über seine Schulter. "Willst du nicht doch lieber ein Paar Tic Tac für die Nasenlöcher?"

"So schlimm?"

Er lief voraus und wich dabei einigen hässlich aussehenden Pfützen aus.

Lag da eine tote Ratte? "Puuh!" Es war tatsächlich so schlimm.

"Hier."

Eine offenstehende Tür, ein Kellerraum ohne Lichtschalter. Ein Batteriescheinwerfer gab sich Mühe, den Raum auszuleuchten. An der Wand saß ein Körper. Männlich, unrasiert, Tarnanzug, ganz ähnliche Stiefel wie der andere. Neben ihm lag eine Fünfundvierziger.

"Oskar Krawuttke. Fünf Jahre wegen schwerer Körperverletzung."

"Was hat den umgebracht?"

"Trümmerbruch des Hinterkopfs. Vorläufige Vermutung: Den hat jemand mit der Schulter gegen das Sternum gestoßen, und er ist rückwärts mit dem Kopf gegen die Wand geknallt. Sehr heftig." Diesmal klang seine Vermutung passender. Ich konnte es direkt vor mir sehen.

Ich runzelte die Stirn. "Hmmm. Zwei völlig verschiedene Todesarten?"

Er nickte.

Zwei Todesarten, zwei Täter. Zwei tote Kriminelle. Ein Drogendeal, der schiefgegangen war? Fühlte sich allerdings nicht richtig an.

"Hier vorne", sagte Karl und deutete mit seiner Taschenlampe auf den Boden, "lag eine leere Spritze. Ein paar verschmierte Fingerabdrücke drauf, nicht von einem der beiden. Aber das hier ist noch interessanter." Er leuchtete an den Fuß der gegenüberliegenden Wand. Ein nasser Fleck. "Das ist Urin. Weibliche DNA."

"Wieso ist der grün?"

"Keine Ahnung. Ich hab's schon ins Labor geschickt."

"Wäre eine Frau in der Lage gewesen, den hier so hart gegen die Wand zu schubsen?"

"Wenn sie Bodybuilding macht, vielleicht."

"Also wohl eher nicht. Also brauchen wir einen Mann und eine Frau. Er tötet die beiden Kerle, um sie zu hier rauszuholen?" Das klang besser.

Karl zuckte die Schultern. "Ich sammle Fakten. Das Interpretieren ist deine Sache."

*

Direktion 5 K 3, Friesenstraße, Kreuzberg

"Und, Herr Kommissar, haben Sie heute Abend schon etwas vor?"

Ich riss mich von meinem Monitor los und richtete meinen Blick auf die Frau, die an meinem Schreibtisch stand.

Monika Wulff, KriminalhauptmeisterIN — sie legte Wert darauf — blickte mich einladend an. Sie trug eine todschicke hellblaue Bluse, durch die ein schwarzer BH mit B-Cup zu erkennen war, einen engen, knielangen Rock, graue, schimmernde Strümpfe und halbhohe Pumps. Dezentes Makeup, Lavendelparfüm. Sehr konservativ im Vergleich zu ihrem normalen Auftreten und ganz offensichtlich ein Versuch, mich ins Bett zu kriegen. Schon wieder!

"Moni, du weißt doch: Nicht interessiert."

"Ach, Tom, komm." Sie kicherte. "Wir können wenigstens ein Bier zusammen trinken."

Ich holte tief Luft. "Das hatten wir doch schon. Wir trinken ein Bier, du kuschelst dich an mich, und schon wird es schräg. Willst du nicht lieber mit Karl ausgehen? Du weißt, dass er auf dich steht."

Sie winkte ab. "Der ist viel zu jung."

"Ich bin auch erst fünfundzwanzig."

"Ja, aber sooo reif."

"Woher willst du das wissen?"

"Wenn nicht, hätte ich dich schon längst rumgekriegt."

Ich lachte auf. "Bitte, Moni, mach es uns beiden nicht noch schwerer. Ich interessiere mich nicht für Frauen." Und eigentlich auch nicht sehr für Männer. Nicht genug, um es auszuprobieren.

"Du hast nur noch nicht die Richtige getroffen."

Ich blickte ihr ernst ins Gesicht. "Mag sein. Aber du bist es definitiv nicht. Sorry."

Sie wirbelte einmal um ihre Achse. "Du hast ja keine Ahnung, was dir entgeht." Damit stolzierte sie davon.

Ich schüttelte den Kopf. Nur gut, dass sie meine Ablehnungen immer akzeptierte. Ich durfte nur nicht in ihre Nähe kommen, wenn sie ein Glas zu viel hatte. Bei der letzten Weihnachtsfeier war ich gerade so entwischt.

Ja, ich war ein Einzelgänger. Im Beruf und auch im Privatleben. Mein Chef hatte das akzeptiert, weil ich "den Riecher" hatte. Ich konnte auch ohne Partner mehr Fälle aufklären, als die anderen zu zweit.

Das Telefon klingelte. Autopsie. "Weber?"

"Antonia hier. Hallo Tom, kannst du mal runterkommen?"

"Zu dir doch immer." Ich legte auf und lief los.

Nur gut, dass Antonia glücklich verheiratet war. Sie konnte ihre Libido mir gegenüber besser im Zaum halten als die meisten meiner Kolleginnen. Nicht, dass es mir etwas ausmachte zu flirten. Aber ich hatte das Gefühl, dass die Damen in letzter Zeit aufdringlicher wurden.

"Frau Doktor Meier?"

"Herr Kriminalober— upps — -hauptkommissar Weber."

"Tja, Frau Doktor. Ich hab's bei dir einfacher."

"Irgendwann werde ich noch Professor. Aber vorerst —"

Sie lief zu einem der belegten Obduktionstische und lüftete das Laken, mit dem die Leiche abgedeckt war. "Oskar Krawuttke. Die Obduktion hat Karls Vorab-Einschätzung bestätigt. Eine Art Rammstoß hat sein Brustbein gebrochen und die Spitze einer Rippe in die Lunge gedrückt. Wäre er nicht mit dem Kopf gegen die Wand — äh — 'geknallt', wäre er kurz darauf sowieso verblutet."

"Ein Rammstoß mit der Schulter?"

"Durchaus möglich."

"Ist das nicht das, was Spieler beim American Football üben? Mit einer Schulter den Gegner umwerfen?"

"Wenn, dann ist das hier eine solche Aktion auf Steroiden. Ich vermute, dass der Angreifer eine erhebliche Distension des Deltoids und vielleicht sogar eine Fraktur der Clavicula davongetragen hat, wenn er keine Rüstung trug."

Ich nickte. Zerrung im Schultermuskel und Schlüsselbeinbruch. Inzwischen brauchte ich keinen Übersetzer mehr für Antonias Kauderwelsch und kannte die meisten der zweihundertdrei Knochen eines Menschen.

"Ich werde in den Notaufnahmen nachfragen."

"Eventuell bei den örtlichen Football-Clubs. Der lässt sich das vielleicht von seinem Sportarzt richten."

"Sehr gute Idee."

"Sonst gab es keine Überraschungen. Drogentest positiv, ebenso der auf Gonokokken und Herpes."

Ich machte demonstrativ einen Schritt rückwärts.

Sie lachte und lief zum nächsten Tisch. "Der hier ist interessanter. Richard Krause. In seiner Kopfwunde habe ich Spuren eines professionellen Lederpflegemittels gefunden."

"Oh!"

"Daraufhin habe ich einen Scan der Wunde gemacht, die exakte Form bestimmt und Kollege Computer hat die Tatwaffe identifiziert."

Sie nahm ein Blatt Papier vom Tisch und drückte es mir in die Hand. Ich konnte mir die Ergebnisse natürlich auch in der digitalen Akte ansehen, aber Frau Doktor liebte ihre Auftritte.

Ich warf einen Blick auf das Blatt. "Teure Frauenschuhe? Christian Louboutin?" Die Wunde passte perfekt zur Spitze des Schuhs.

"Die Daffodiles haben drei Zentimeter Plateau und fünfzehn Zentimeter Absätze."

Ich versuchte diesmal vergeblich, mir die Situation vorzustellen. "Eine Frau auf Plateau-Heels hat ihm ihre Fußspitze in die Schädelbasis gerammt?"

"Wäre ich jünger, würde ich versuchen, dir den Move vorzumachen und kläglich scheitern. Die Frau ist gut. Perfekte Körperbeherrschung."

"Martial-Arts-Ausbildung?"

Sie nickte. "Ganz sicher. Aber ich habe noch mehr." Sie grinste mich an.

"Soll ich vor dir auf die Knie gehen, damit du es mir erzählst?"

Für einen Wimpernschlag veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ich hätte schwören können, dass sie meinen flapsigen Vorschlag ernsthaft in Erwägung zog. Hoffentlich fing sie jetzt nicht auch noch an, mir nachzustellen.

Doch dann lächelte sie. "Nicht nötig. Ulna und Radius rechts sind am unteren Ende gebrochen. Ungefähr vor drei Monaten. Professionell eingerichtet. Also habe ich rumgefragt. Nun rate mal, wer den jungen Mann behandelt hat."

Ich versuchte, einen Blick auf das Blatt zu erhaschen, das sie in der Hand hielt. "Nun spann mich nicht auf die Folter."

"Eine gewisse Frau Doktor Weber in den DRK-Kliniken. Ich habe mich gefragt —"

Ich seufzte auf. "Da werde ich wohl mit meiner Mutter reden müssen. Hoffentlich kann sie ein paar Minuten ihrer wertvollen Zeit erübrigen."

*

Zentrale Notaufnahme, DRK-Kliniken, Köpenick

"Du hast mir immer noch keine Verlobte vorgestellt."

Welcher junge Mann liebt es nicht, so von seiner Mutter begrüßt zu werden? "Das wird auch nicht so bald passieren", gab ich zurück. "Dann wird es eher noch ein Verlobter."

"Ist mir auch egal. Aber such' dir jemanden. Irgendwann wirst du merken, dass es zu spät ist."

Ich stöhnte. Lauter als notwendig. "Mama!"

"Ich mein' ja nur."

"Können wir zum Geschäftlichen kommen? Richard Krause, Drogendealer. Du hast ihn am zwölften Mai dieses Jahres am rechten Unterarm behandelt."

Sie grinste und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. "Ich erinnere mich gut daran. Deine Kollegen haben ihn zusammengeschlagen und gefesselt in einer Seitenstraße gefunden."

"Das weiß ich. Ich will von dir wissen, wer ihn zusammengeschlagen hat, Frau Doktor Alleswisser."

Sie grinste. "Die Frau würde wahrscheinlich zu dir passen. Du ziehst deine Waffe und, Bumm, knallt sie dir den Fuß gegen das Handgelenk. Dann den Ellenbogen ins Gesicht und das Knie in die Weichteile. Fertig, abputzen."

Ich schüttelte den Kopf. Da, wo Antonia zu viele lateinische Brocken um sich warf, war die Wortwahl meiner Mutter zu drastisch. "Hast du eine Ahnung, wie groß die Frau ist? Habt ihr irgendwelche Spuren von ihr an dem Mann gefunden?"

"Bist du jetzt doch auf der Pirsch?"

"Ich vermute, sie hat gestern Abend das zu Ende gebracht, was sie damals angefangen hat."

"Oh, sehr gut! Bye-bye, Arschloch. Der Kerl wollte noch nicht mal zugeben, dass eine Frau ihn fertiggemacht hatte. Brabbelte was von Zwei-Meter-Türken."

Ich blickte sie wortlos an.

"Nein", gab sie irgendwann mit einem Schulterzucken zu. "Wir haben nichts. Der Kerl war auch nicht wirklich kooperativ."

"Und ich habe auch nichts", gab ich zurück. "Du bist die erste, die es erfährt, falls sich das ändert."

*

Mittwoch, Waldemarstraße, Kreuzberg

Hier also war Krause zum ersten Mal zusammengeschlagen worden. Es gab absolut keinen Beweis, dass dieser Angriff und sein vorgestriges Ableben im Zusammenhang standen. Außer, dass jedes Mal eine Frau beteiligt gewesen war und dass er jedes Mal den Kürzeren gezogen hatte.

Rein gefühlsmäßig suchte ich nicht nach kaltblütigen Killern, sondern nach einer Kämpferin und einem Football-Spieler, die sich gegen zwei bewaffnete Gangster erfolgreich zur Wehr gesetzt hatten. Warum hatten die sich aber nicht bei uns gemeldet?

Was genau war hier geschehen? Ich blickte auf die Tatort-Fotos.

Dort vorne, gleich am Anfang der Pücklerstraße, hatte man ihn gefunden, gefesselt mit seinem eigenen Gürtel. Ich wandte mich um. Dort hinten hatte seine Waffe in einem der Müllcontainer gelegen. Ich wandte mich wieder um. Hier wo ich stand, musste auch die Frau gestanden haben. Doch wo war sie hergekommen?

Warum war sie hergekommen? Wenn Krause sie verfolgt hatte, warum war sie dann in so eine schwach beleuchtete Nebenstraße eingebogen? Irgendetwas ließ mich nach oben blicken.

Eine alte Frau saß an ihrem Fenster und beäugte mich misstrauisch.

"Hallo", rief ich. "Ich bin von der Po—" Und das Fenster war zu.

Kreuzberg, ick liebe dir.

Von hier aus waren es Luftlinie anderthalb Kilometer zu dem Mietshaus. Achthundert Meter zu seiner Wohnung. Das hier war sein Revier. Wer würde es wagen, sich gegen ihn zu stellen?

Jemand hatte es getan, womöglich zweimal. Das erste Mal war eine Warnung gewesen. Womöglich hatte sie nicht den gewünschten Effekt gehabt?

Ich grinste in mich hinein. Mama hatte recht. Wenn ich je einen Partner akzeptieren würde — beruflich oder privat — wäre die Frau zumindest eine interessante Alternative.

Ich ging langsam in Richtung Lausitzer Platz. Dort blickte ich nach links und rechts. Mindestens Fünfzehn Kneipen, Bars und Clubs in Sichtweite. Das bedeutete Fußarbeit. Kein Wunder, dass man uns in Amerika Plattfüße nannte.

*

Zum Hauptmann von Kreuzberg, Lausitzer Platz, Kreuzberg

Das neunte Etablissement. Ich machte nicht den Fehler, meinen Ausweis zu zücken. Stattdessen setzte ich mich an den Tresen und bestellte ein Bier. Das neunte.

Dann ließ ich meine Blicke über den Schankraum schweifen. Um die Uhrzeit war nicht viel los. Ein paar Jungs, die wohl ihre Hausaufgaben machten oder so und dabei ein paar Joints rauchten, weil sie das zu Hause nicht durften.

Der Barkeeper stellte mein Bier auf den Tresen. "Wohl bekomm's."

Ich legte einen Zehner hin und Krauses Foto daneben. "Kennen Sie den?"

"Wer will'n det wiss'n?"

Ich deutete auf den Geldschein. "Carl-Friedrich Gauß. Und wenn Sie den Kerl auf dem Foto kennen, kommt noch eine Clara Schumann dazu."

"Rick Krause", sagte er. "Der ist 'ne Zeitlang hier rumjeschlichn. Hat vasucht zu dealen, war mir aba übahaup nich recht. Wat hatter anjestellt?"

Ich legte einen Hunderter hin. "Mit wem hat er sich hier getroffen?"

"Mit ville Kerle und mit noch mehr Weiba."

"Am zwölften Mai?"

"Woher soll ick det wissen? Wiss'n Sie etwa noch, wat Se da jemacht ham?"

Ich grinste. "Und ob. Das war der Abend des Pokalendspiels." Die Hertha hatte Fünf zu Zwei gegen die Bayern gewonnen. Ein Abend, den man in Berlin so schnell nicht vergessen würde.

"Ach so. Hmmm." Er hatte noch nicht nach dem Geld gegriffen, also wusste er noch etwas — Nach den ungeschriebenen Regeln des Kiezes musste ich nur die richtige Frage stellen.

"Ich suche auch nach jemandem, der American Football spielt oder zumindest so gebaut ist."

Er grinste. "War ziemlich voll an den Amd, aba ick stehe uf die Schumann. Ham se vielleicht ooch noch ihre Schwesta bei?"

Ein weiterer Hunderter gesellte sich dazu.

"Rick war nich' hier an den Amd, aba Matt. So ne Art Freund von dem. Schien uf Rick jewartet zu ham. Nippte 'ne halbe Stunde lang an sei'n Whisky."

"Matt? Und weiter?"

Er zuckte die Schultern. "Ick weeß keene Nachnam. Aba der hat ma erzählt, det er bei die Adlers spielt."

"War jemand bei ihm? Eine Frau vielleicht?"

Jetzt feixte er über das ganze Gesicht. "Zweje sogar! Schwestan. Die ham ihn anjebaggat, denn wurde ihm kodderich und se ham ihn rausjeschleppt."

Ich runzelte die Stirn. "Haben die ihm irgendwas in den Whisky geschüttet?"

"Nich, solang ick hinjesehn hab; muss wo Zufall jewesen sin."

Zufall? Ich glaubte nicht an einen Zufall. "Die Namen?"

"Sorry, Herr Kommissar." Er wischte über den Tisch und das Geld war weg.

Wenigstens etwas. Ich ließ das unberührte Bier stehen.

*

Stade Napoleon, Kurt-Schumacher-Damm, Charlottenburg

Dieses Mal zückte ich meinen Ausweis.

"Matt?", fragte der Coach. "Der Vogeler? War früher ein bisschen zu aufgepumpt für meinen Geschmack, aber er hat sich gemacht. Ist in die erste Mannschaft aufgestiegen."

"Seit wann?"

"Hmmm. Anfang Juni."

"Wo kann ich ihn finden?"

Er deutete wortlos über meine Schulter und ich wandte mich um.

O. Mein. Gott. Meine Augen wurden groß wie Unterteller. Ich war mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht sicher gewesen, ob ich wirklich schwul war. Das änderte sich in diesem Augenblick. Nicht, dass ich vorhatte, dem Kerl die Hose herunterzureißen, aber die Art, wie er sich bewegte, die Lockerheit, mit der er seine Sporttasche über der Schulter trug —

Er trug ein etwas zu enges Tanktop, das seine schwellenden Brustmuskeln eher unterstrich als bedeckte. Schlagartig wurde mir klar, dass er es wohl nicht gewesen sein konnte, der Krawuttke vor zwei Tagen getötet hatte. Man hätte eine Verwundung, wie Antonia sie beschrieben hatte, sehen müssen.

Andererseits konnte ich es fast riechen, dass er etwas damit zu tun hatte. Sein sonniges Grinsen und seine freundliche Art, mit der er die Leute rechts und links begrüßte, konnten mich nicht täuschen. Hinter dem Kerl steckte mehr, als es den Anschein hatte.

Dann fiel sein Blick auf mich, und sein Schritt stockte. Nur einen Moment, und ich dachte schon, er würde abhauen.

Stattdessen wurde sein Grinsen noch breiter und er kam mit flotten Schritten auf mich zu.

"Matt", sagte der Coach dummerweise. "Der Mann ist Polizist. Er sucht nach dir."

"Oh, wirklich?" Sein Gesicht verzog sich zu einem veritablen Feixen. "Ich hab' schon lange nicht mehr falsch geparkt. Isch 'abe gar kein Auto."

Ich zeigte ihm meinen Ausweis. "Kriminalhauptkommissar Thomas Weber. Ich interessiere mich nicht für Falschparker."

Ich war auf viele mögliche Reaktionen vorbereitet. Nur nicht darauf.

"Thomas?", fragte er. "Mit th?"

"Äh, ja?"

"Cool. Pascal wird ausflippen. Was kann ich für dich— äh — für Sie tun?"

Ich holte tief Luft. Hätte ich wohl nicht tun sollen, denn irgendetwas wehte von ihm zu mir herüber. Männlich, würzig. Um Himmels willen. Der Kerl trug einen Ehering am Finger! Der war sicher nicht schwul.

"Ich müsste wissen, wo Sie vorgestern Abend waren."

"Brauche ich einen Anwalt?"

"Das kommt darauf an."

"Ich war zu Hause."

"Den ganzen Abend?"

"Das kommt darauf an." Also nein. Bingo!

"Worauf?"

"Ob wir das hier in der Öffentlichkeit besprechen wollen, oder —"

Ich wandte mich an den Coach. "Gibt es hier eine Möglichkeit —"

"Kantine", sagte er kurz angebunden und lief stirnrunzelnd davon.

Matt winkte mir zu und ich lief hinter ihm her. Wieder etwas, das ich nicht hätte tun sollen. Zu dem Duft gesellte sich noch der Anblick seines Hintern in der engen Sporthose. Meine wurde in dem Moment noch viel enger.

Er öffnete eine Tür und winkte mich durch. Das war doch keine Kantine.

"Coach Brenner hat für meinen Geschmack viel zu lange Ohren", sagte er und seltsamerweise fand ich das völlig vernünftig.

Nur — Mit dem Kerl zusammen in einem kleinen Verschlag, in dem Trainingsgerät gelagert wurde, war nicht sicherer. Für keinen von uns beiden.

"Thomas", sagte er. "Ich darf dich doch duzen?"

"Klar, mach nur." Herr Kriminalkommissar, was soll das?

"Hast du vor, mich zu verhaften?"

Na klar! Und dann — "Zumindest nicht, bevor ich mehr weiß."

"Gut. In dem Fall kriegst du von mir die ganze Geschichte. Und ich habe noch ein Goodie —"

Ich hing geradezu an seinen Lippen. "Was für eins?", keuchte ich.

"Meine Schwester Thandi. Sie wird auch auspacken."

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