Category: Humor & Satire Geschichten

Kurz & Bündig 15

by swriter©

Dieser Text weist eine Parallele zu einer anderen Story aus der Reihe „Kurz & Bündig" auf, was die grundsätzliche Thematik angeht. Bitte diese locker heruntergeschriebene Story nicht allzu ernst nehmen, sie erhebt keinen Anspruch darauf, als anspruchsvolle Literatur wahrgenommen zu werden.

Copyright by swriter Juni 2020

„Hallöchen, was kann ich für Sie tun?", flötete die adrett gekleidete Dame der Kundin entgegen, die gerade das Geschäft betreten hatte. Das breite Lächeln der Verkäuferin schien in ihr Gesicht gemeißelt zu sein, um ja die Fröhlichkeit in Person darzustellen. Die Kundin, sie mochte die vierzig überschritten haben, noch drohte das halbe Jahrhundert nicht, trat langsamen Schrittes auf die Theke zu und blickte der Blondine mit den riesigen Locken ins Dauergrinsen. Dann schwenkte ihr Blick zwanzig Zentimeter hinab, wo ein ausladender Busen dem Besucher des Geschäfts faustdicke Argumente lieferte. Jetzt tauschten beide Blicke aus, und noch immer hatte die Verkäuferin nichts von ihrer Fröhlichkeit eingebüßt.

„Was kann ich Ihnen zeigen? Sie suchen bestimmt Ihren ganz persönlichen Helden für ein himmlisches Vergnügen."

Die Kundin, nennen wir sie Gaby, mollig bis gemütlich, dunkle Brille auf der Nase, das Gesicht eingerahmt von dunklen Haaren, wirkte skeptisch, hatte sie doch in der Vergangenheit die Dienste dieses Unternehmens bereits in Anspruch genommen. Gaby räusperte sich und meinte: „Ja, das stimmt. Ich suche tatsächlich einen brauchbaren Typen für einen geselligen Abend."

„Da sind Sie bei uns doch an der richtigen Stelle", verlieh die Verkäuferin ihrer Zuversicht Ausdruck. „Nicht umsonst führen wir die besten und tollsten Superhelden, die Sie für Geld bekommen können. Haben Sie bereits Erfahrungen mit unseren Angeboten gemacht?"

„Ja, und leider war ich nicht vollends zufrieden", meinte die Kundin. „Nach keiner der vermittelten Verabredungen."

„Oh, das tut mir aber leid", biederte sich die Blondine sogleich an. „Die Zufriedenheit unserer Kundinnen steht an oberster Stelle und ich werde zusehen, dass ihr nächstes Date voll und ganz ihren Erwartungen entspricht."

Sie holte einen dicken Aktenordner hervor und schlug diesen auf der ersten Seite auf. „Mal sehen - welchen Superhelden hatten wir Ihnen das letzte Mal vermittelt?"

„Spiderman."

„Und hat er Ihren Erwartungen nicht entsprochen?"

„Eigentlich nicht", zeigte sich Gaby von ihrer ehrlichen Seite. „Der hat sich die ganze Zeit geweigert, die Maske abzunehmen. Und als ich ihn küssen wollte, hat der sich plötzlich bei mir von dem Kronleuchter baumeln lassen und die Maske bis zur Nase hochgeschoben. Das kam mir alles sehr suspekt vor."

„Ich verstehe ... Ist es dennoch zu einer sexuellen Interaktion gekommen?"

„Irgendwie schon. Doch am Ende war meine Muschi voller Spinnweben. Nein - ich war definitiv nicht zufrieden mit dem Herrn."

Die Verkäuferin runzelte die Stirn. „Mm ... Das sollte natürlich nicht sein. War das ihr einziger Kontakt?"

„Davor hatten Sie mir Batman vermittelt", berichtete Gaby in resigniertem Ton.

„Und wie war es?"

„Zunächst ganz gut. Er hat mich mit seinem schicken Batmobil abgeholt - Und diese dunkle, tiefe Stimme - Hat mir sehr gefallen. Auch als er seinen Brustpanzer abgelegt hat, sah das noch vielversprechend aus."

„Und was hat gestört?"

„Dass ständig dieser Robin um uns herumgeschwirrt ist", beklagte Gaby. „Hat ständig gefragt, ob er auch mal ran darf, und der Jüngling ist nun wirklich nicht mein Typ. Und dann lungerte auch immer dieser suspekte Butler rum. Wie soll man sich da auf das Wesentliche konzentrieren?"

Der Verkäuferin war es sichtlich peinlich, dass frühere Vermittlungen nicht ins Schwarze getroffen hatten. „Sonst noch jemanden?"

„Beim ersten Mal hatten Sie mir den Roten Blitz vermittelt, doch ehe ich mich ausziehen konnte, war der schon fertig. So schnell konnte ich gar nicht gucken."

Die Verkäuferin überspielte ihre Unsicherheit mit einem soliden Zahnpastalächeln und deutete klopfend auf ihren Aktenordner. „Ich bin sicher, wir finden jemanden, der Ihren Vorstellungen entspricht."

Sie drehte den Ordner um 180 Grad, sodass Gaby die angepriesenen Helden gut im Blick hatte.

„Wie wäre es denn mit diesem hier? Wolverine."

Gaby zeigte sich skeptisch. „Sind Sie sich sicher, dass es nicht gefährlich ist? Diese scharfen Messer. Da können Sie mir ja gleich Freddy Krueger vermitteln."

„Er bietet aber auch Vorteile. Sollte er sich beim Sex verletzen, heilt er sich von alleine."

„Auf welche Weise sollte ich ihn denn verletzen?", hakte Gaby nach. „Außerdem bringt mir das ja nichts. Und bestimmt macht der mir mit seinen Messern die Kopfkissen kaputt. Im Übrigen stehe ich nicht so auf Bärtige."

„Dann finden wir jemand anderen", war sich die Verkäuferin sicher. „Nun, wie wäre es mit Aquaman."

„Der hat ja auch nicht weniger Bart", äußerte sich Gaby skeptisch. „Und was will der bei mir mit diesem Dreizack? Außerdem kann ich nicht besonders lange die Luft anhalten. Wen hätten Sie sonst noch im Angebot?"

„Hier - Captain America."

„Nein, danke. Den hatte eine Bekannte von mir. Der Typ wollte die Nummer ständig auf diesem blöden Schild schieben. Hat ihr total im Rücken wehgetan und war auch sehr beengt. Hat sich auch ständig aufgeführt, als hätte er das Sagen und dürfte Befehle erteilen. Nee, den will ich nicht."

Die Blondine blätterte um und sah Gaby herausfordernd an.

„Dieser ist sehr vielseitig: Mr. Fantastic", pries die Verkäuferin den nächsten Probanden an.

Gaby runzelte die Stirn. „Mm ... Bei dem weiß man ja gar nicht, wo er anfängt und wo er aufhört."

„Mm ... Dann dürften ‚Das Ding' und ‚Die Flamme' auch nichts für Sie sein."

„Wer?"

„Vergessen Sie es. Mal schauen."

Sie überschlug mehrere Seiten und legte den Finger auf das Foto eines weiteren Superhelden. „Deadpool?"

„Nicht mein Humor."

„Hellboy?"

„Ernsthaft ...? Etwas sympathisch darf meine Verabredung aber schon sein. Außerdem mag ich keine Raucher. Schon gar keine, die ständig Zigarren im Mundwinkel haben."

„Jetzt aber: Ghost Rider."

Gaby verzog das Gesicht. „Ein Typ auf dem Motorrad, der dazu brennt? Ich will mir doch nicht die Finger verbrennen an so einem Typen. Nein, haben Sie nicht etwas Besseres im Angebot?"

„OK. Mal sehen ... Mm ... Hancock ist auch mir zu schmuddelig, Blade - Sie stehen nicht auf Vampire, oder? Vielleicht Magneto - eher zu alt. Das ist aber auch gar nicht so einfach."

Gaby wirkte bereits ein wenig gereizt. Langsam aber sicher sollte die Verkäuferin mal einen Treffer landen.

„Ant-Man?"

„Wenn sein Schwanz so klein ist wie der Typ selber - dann eher nicht."

Die Verkäuferin verlor langsam aber sicher ihre gute Laune, doch Aufgeben kam in ihrem Vokabular nicht vor. „Zum Glück haben wir noch zahlreiche Superhelden im Angebot. Hier - Iron Man."

„Der besteht doch nur aus Rüstung. Wo soll ich denn da anfassen ...? OK, der wäre reich und könnte mich schick zum Essen ausführen. Aber nein."

„OK, der also nicht. Aber hier: Thor - sieht er nicht gut aus?"

„Schon vergessen? Der Bart."

„Ach so."

„Ja, und dann die langen Haare. Gefällt mir gar nicht", beklagte Gaby. „Und dieser Hammer. Legt der den auch mal weg oder würde der mich mit dem Teil in der Hand besteigen?"

„Ja stimmt. Den Hammer legt er eigentlich selten zur Seite. Ich sehe schon, der kommt auch nicht infrage. Aber der hier?"

Gaby besah sich die Informationen auf der nächsten Seite. „Hulk ...? Ich bin mir sicher, dass der ganz hervorragend bestückt ist, aber ich hatte in der Vergangenheit genügend Typen, die sich ständig aufgeregt haben und dann aus der Haut gefahren sind ... Und ich bitte Sie - grün? Also wirklich nicht ... Was wäre denn mit Superman?"

„Da haben Sie leider Pech. Superman ist einer unserer beliebtesten Superhelden. Der ist über Monate im Voraus ausgebucht."

„Schade."

„Ja, einen wie Superman würde ich auch in mein Bett holen. Liegt aber auch preislich deutlich über dem, was andere Superhelden kosten würden."

„Ja, stimmt schon", stimmte Gaby zu.

Die Verkäuferin zupfte an ihrem Ohrläppchen, so als ob ihr dadurch die Erkenntnis einfließen würde. Sie beäugte Gaby unsicher, ahnte sie doch, dass ihr nächster Vorschlag ein Reinfall sein würde.

„Die grüne Leuchte?"

„Kenne ich nicht."

„Der hat einen Ring, mit dem er tolle Sachen machen kann", stellte die Blondine klar.

„Ich hatte mal einen Typen mit einem Ring am Finger. Mein Ex-Mann, und so einen brauche ich kein zweites Mal."

„Black Panther?"

Gaby legte den Kopf schief. „Hören Sie. Das ist nichts Rassistisches, aber ich stehe nicht auf Schwarze."

„Aber der ist zudem König, und wenn die Klischees stimmen ..."

Gaby erstickte weitere Werbeversuche im Keim, indem sie der Verkäuferin einen finsteren Blick zuwarf.

„Dr. Strange?"

„Netter Umhang, aber der sieht ja aus wie Benedict Cumberbatch", beklagte Gaby resigniert.

„Und wie wäre es mit einer Superheldin? Wonderwoman, Supergirl oder Black Widow?"

„Ich stehe leider nicht auf Frauen", erklärte Gaby kurz und knapp.

„Eine wie Catwoman oder Captain Marvel würde ich nicht von der Bettkante stoßen", merkte die Blondine grinsend an.

„Nein, nein. Und kommen Sie mir bloß nicht mit dieser blauen Frau von den X-Men an - Mosaik oder wie die heißt."

Die Frau hinter dem Tresen setzte zu einer Erwiderung an, verkniff es sich dann aber, die Kundin zu verbessern.

Gaby schüttelte bestimmt den Kopf. „Ich hatte vorgehabt, mir die Dienste eines Superhelden mit gewissen Vorzügen zu sichern. Einen ganz einfachen Mann bekomme ich auch bei der Konkurrenz."

„Ich bin mir sicher, wir werden jemanden für Sie finden ... Nein, der ist ausgebucht ... Der hat einen Bart ... Nein ... Dieser hier - nein ... Jetzt hab ichs!"

Gaby blickte der Verkäuferin ins freudestrahlende Antlitz. „Ja?"

„Hier - der ist neu im Angebot ... Dildo Man."

„Den kenne ich gar nicht."

„Der ist einer unserer Nachwuchs-Superhelden", wusste die Verkäuferin zu berichten. „Ist noch nicht so bekannt, wird daher auch selten gebucht, aber der hat einige Vorzüge, die Ihnen gefallen könnten."

„Die da wären?"

Die vollbusige Blondine grinste schelmisch. Dann beugte sie sich näher zu Gaby herüber und meinte: „Ich habe ihn mir letzte Woche geschnappt. Ich kann ihn nur empfehlen."

„Ja aber was kann er denn?"

„Er kann seine Hände in Dildos und Vibratoren verwandeln."

„Aha", zeigte sich Gaby bedingt euphorisch. „Das kann ja ganz nett sein, aber hat er auch ein entsprechendes Gerät ... so zwischen den Beinen?"

„Natürlich hat er das. Der Vorteil ist aber, dass er dank der Verwandlungsfähigkeit seiner Hände mehr als einen Schwanz parat hat."

„Und wie habe ich mir das vorzustellen?"

„Also mir hat er vorne und hinten seine Dildoarme reingeschoben, während ich ihm lecker einen geblasen habe. Das ging ab, das kann ich Ihnen aber versichern."

„Hört sich zumindest interessant an."

„Und da er noch nicht so bekannt ist, bekommen Sie ihn natürlich auch sehr günstig."

„Wissen Sie was ... Ich probiere es einfach mal mit Dildo Man. Vielleicht muss man auch mal etwas Neues wagen."

„Dann nehme ich eine verbindliche Buchung auf. Über das Wochenende?"

„Gerne."

Die Verkäuferin lächelte zufrieden. „Na sehen Sie. Da haben wir ja doch noch jemanden für Sie gefunden."

Gaby nickte zustimmend. „Ich freue mich."

Written by: swriter

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