Category: Sehnsüchtige Hausfrauen Geschichten

Der Fetisch-Bauernhof 03

by PhiroEpsilon©

Der Fetisch-Bauernhof 03 -- Die Geliebte und die Ehefrau

Von Phiro Epsilon

Hallo,

Dies ist die dritte Episode einer Serie über einen Bauernhof in Oberbayern, der zu einem High-Tech-Fetischclub für Gutbetuchte umgebaut wurde.

Die ersten Gäste treffen ein, darunter solche, die das Kleingedruckte nicht gelesen haben.

Alle an sexuellen Handlungen beteiligten Personen in dieser Serie sind volljährig.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2019 Phiro Epsilon Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

Am Empfang

"Wie bitte?", fragte der leicht übergewichtige Mann Mitte fünfzig vor dem Tresen des Fetischhotels Huber empört. "Ich dachte, das Hotel garantiert vollständige Anonymität!"

"Das ist richtig", sagte die junge, in hautenges Leder gekleidete Frau hinter dem Tresen. "Ihre Identität wird auch niemandem offenbart. Falls Sie eine Person des öffentlichen Lebens sind, wird niemand mitbekommen, dass Sie hier wohnen.

Die Limousine, die Sie vom Flugplatz hierhergebracht hat, ist genau wie das ganze Hotel abhörsicher. Nicht legitimierte Personen, die sich nähern, werden rechtzeitig gestoppt, und wir haben auch ein Drohnen-Abwehrsystem gegen unliebsame Kameras.

Wir müssen nur sicher sein, dass die Personen, die bei uns einchecken, genau dieselben sind, für die das Zimmer reserviert wurde. Der Passus steht in den Geschäftsbedingungen, die Sie —" sie hielt dem Mann ein Tablet mit dem Scan eines unterschriebenen Dokuments vor die Nase "— eigenhändig unterzeichnet haben, Herr Sandelholz."

"Und wenn ich mich weigere?"

"Dann verfällt der gezahlte Betrag und Sie beide müssen leider umgehend das Haus verlassen."

"Ach, Heiner", sagte die sehr gutaussehende und viel zu junge Frau neben dem Mann, "da ist doch nichts dabei."

Heiners Kopf wurde hochrot.

"Was ist denn, Janina? Gibt es ein Problem?", fragte eine gut gekleidete Frau Anfang fünfzig, die von einem der Sessel im Foyer aufgestanden war und nun hinter den beiden stand.

Heiner fuhr herum und öffnete den Mund, brachte aber kein Wort hervor.

"Überhaupt nicht, Frau Sandelholz", meinte die junge Frau hinter dem Tresen, die als Janina angesprochen worden war. "Ich müsste nur kurz die Personalausweise Ihres Mannes und die von Fräulein ... äh ... Tanja Geier sehen, dann können Sie gerne alle drei auf Ihr Zimmer gehen."

Tanja war bei der Anrede "Frau Sandelholz" zusammengezuckt und musterte die ältere Frau mit einem Anflug von Furcht im Gesicht.

"N-natascha!", keuchte Heiner. "Du?"

"Wieso bist du überrascht, Heiner? Du hast das Zimmer doch schließlich für uns beide gebucht. Ich habe in den Unterlagen nur festgestellt, dass du vergessen hattest, Fräulein Geier mit anzugeben. Würdest du denn wollen, dass sie nach Hause fährt, ohne deinen Schwanz kennengelernt zu haben?"

"I-ich habe ...", stotterte Tanja.

"Du kennst seinen Schwanz schon, Kleines?"

"N-neiiin! Ich wollte nicht ..."

"Du fährst mit meinem Mann übers Wochenende in ein Sexhotel in Oberbayern und willst nicht von ihm gefickt werden?"

Diesmal klappte Tanja Geier nur den Mund auf und zu. Irgendwie schienen ihr die Fragen der Ehefrau ihres Chefs seltsam vorzukommen. Sie griff in ihre Tasche und legte einen Ausweis auf den Tresen.

"Heiner!", wandte Natascha sich an ihren Mann. "Zeig Janina deinen Ausweis oder verschwinde. Ich kann das Wochenende auch mit Tanja alleine verbringen."

"K-k-können Sie das?"

Natascha drehte sich zu der jungen Frau um und lächelte so warm und freundlich wie eine Kobra. "Da kannst du Gift drauf nehmen."

Heiner nestelte seinen Personalausweis aus den Tiefen seiner Tasche und legte ihn auf den Tresen. "Und was ist das schon wieder?", grollte er, als Janina ihn ein weißes Kunststoffband um das Handgelenk legen wollte.

"Zugangsberechtigung zum Hotel", antwortete die und drückte die Enden des Bandes zusammen, worauf diese nahtlos miteinander verschmolzen. "Zimmerschlüssel und Lebenszeichenüberwachung. Falls Sie sich beim Sex — oder auf dem Laufband oder in der Sauna — überanstrengen, kriegen wir ein Notsignal geschickt und reagieren umgehend darauf. Wenn Sie das Gelände verlassen wollen, können Sie es hier abnehmen lassen oder anbehalten. Am letzten Tag geben Sie es hier wieder ab."

Sie tippte auf das Band, worauf dort die Zahl 18 erschien, zusammen mit einem grün leuchtenden Pfeil. "Folgen Sie einfach dem Pfeil und drücken Sie die Klinke von Zimmer Achtzehn herunter. Sie können sich auch vom Zimmer oder allen Gemeinschaftsräumen aus —" Sie wies auf ein an der Wand des Foyers leuchtendes Display "— zu ihrem Zimmer oder den anderen Gemeinschaftsräumen leiten lassen. In Annabrunn und Mühldorf gibt es eine Reihe von Geschäften, in denen Sie damit zehn Prozent Rabatt auf Ihre Einkäufe erhalten."

Natascha schnaubte. "Das steht übrigens auch alles im Kleingedruckten, das du unterschrieben hast, mein Lieber."

Heiner zuckte wieder zusammen.

1

Natascha

Das Bild der Überwachungskamera fror ein, und Dorothea wandte sich zu mir. "Sehr gut", sagte sie. "Ich wollte, ich hätte ein so bösartiges Grinsen drauf wie du."

Ich zuckte die Schultern. "Arbeite erst einmal drei Jahrzehnte in der Modebranche, Kleines, da kommt das von ganz alleine."

Dorothea lachte auf. "Nee, Tascha, ich bleibe lieber bei meinen Leisten. Auf jeden Fall hast du genau die richtige Menge an Dominanz gezeigt. Heiner wird dir die nächsten drei Tage aus der Hand fressen. Und Tanja wurde sofort richtig wuschig, als du das mit 'allein verbringen' sagtest."

"Ist 'wuschig' ein psychologischer Fachausdruck?"

"Nein, den habe ich von meiner nunmehr sechzehnjährigen Nichte. Aber die wichtigste Frage ist doch: Wie möchtest du, dass es nach dem Wochenende weitergeht?"

Ich zuckte die Schultern. "Ich glaube nicht, dass ich Domina-Material bin."

Dorothea zeigte auf den Bildschirm. "Echt jetzt? Schau dir doch mal Heiners Gesicht an. Ich lese da echte Ehrfurcht daraus. Wenn du das Eisen richtig schmiedest, kannst du ihn dazu bringen, dass er deine Füße küsst."

Ich holte tief Luft. "Aber das will ich doch gar nicht. Ich will doch nur ..." Geliebt werden? Meinen Mann zurück? Den, der mit mir gegen den Willen von vier Eltern in Urlaub gefahren ist? Den, der sich damals auf die Hinterfüße gestellt hatte, als mein Vater ihn heruntermachen wollte, weil er "nicht passend" für mich war?

"Ich sehe momentan zwei Möglichkeiten", fuhr Dorothea nachdenklich fort. "Du kannst die Kleine nach Hause schicken, und mit deinem Mann Achterbahn fahren. Ihn dominieren, ihn schockieren, und ihn am letzten Tag wiederaufbauen. Ihr fahrt nach Hause, habt zweite Flitterwochen, solange es dauert, aber irgendwann wird er wieder Langeweile bekommen."

Ich blickte sie groß an und nickte langsam. "Und die andere Möglichkeit?"

Sie zeigte wieder auf den Bildschirm. "Da weitermachen, wo ihr angefangen habt. Du fährst mit beiden Achterbahn, und ich bin ziemlich sicher, dass das allen drei Beteiligten mehr Spaß machen wird als die erste Alternative."

Ich runzelte die Stirn. "Okay", sagte ich langsam. "Ich versuche es. Mal sehen ob es wirklich allen Spaß macht."

"Du schaffst das schon. Hast du noch etwas auf dem Herzen?"

"Eigentlich nichts Wichtiges."

"Heraus damit."

"Seit dieser dicke Brief bei mir angekommen ist, frage ich mich dauernd, wieso das hier 'Fetisch'-Hotel heißt. Ich meine: Wäre nicht Sexhotel oder Erotikhotel besser verständlich?"

Sie grinste. "Eine gute Frage. Eigentlich seid ihr ja gar nicht unsere Zielgruppe. Das Wort 'Fetisch' hat drei Bedeutungen."

"Ja?"

"Zum einen reden Anthropologen von Fetischen, wenn Gegenstände die Rolle von Göttern einnehmen, man also glaubt, das Bild hätte dieselben Kräfte wie der dahinterstehende unsichtbare Gott."

"Ach, deswegen steht im ersten Gebot: Du sollst dir kein Bildnis machen."

"Ganz genau. Man könnte darüber streiten, inwieweit das Kreuz im Christentum ein Fetisch darstellt, aber das ist nicht unser Thema. Ende des neunzehnten Jahrhunderts hat ein französischer Psychologe den Begriff auf sexuelles Verhalten ausgedehnt. Seiner Meinung nach, und auch der vieler Psychiater heutzutage, handelt es sich um Fetischismus, wenn ein Mensch ein Objekt als Ersatz für echte Sexualkontakte benutzt und sich daran erregt. Eine krankhafte Fixierung, die extreme Auswüchse zeigen kann. Glaub mir, du willst nicht wissen, was es da alles gegeben hat und noch gibt."

"Gummi?"

"Das ist wohl das Bekannteste. Hast du schon jemals Latexwäsche getragen?"

Ich schüttelte den Kopf.

Sie streckte mir den Arm hin. "Hier, fühl mal. Natürliches Latex aus nachhaltigem Anbau. Hautfreundlich, und durch eine spezielle Behandlung atmungsaktiv."

Ich strich ganz aus Gewohnheit mit dem Handrücken über die glatte Oberfläche ihres Ärmels. "Fühlt sich angenehm an."

"Ist auch total angenehm zu tragen. Und sowas von angesagt in 'Fetischkreisen'. Und damit wären wir bei der dritten Bedeutung des Wortes. Während des späten zwanzigsten Jahrhunderts hat sich die Meinung durchgesetzt, dass nicht jede sexuelle Fixierung gleich krankhaft ist. Was macht dich bei einem Mann an?"

"Ich? Äh — ein knackiger Hintern?"

"Damit stehst du nicht alleine da. Ich fahre auf glatte Haut ab. Bei Männern und Frauen. Das heißt aber nicht, dass ich deswegen auf eine Zunge oder einen Schwanz in meiner Muschi verzichten würde."

Ich runzelte die Stirn. "Die Bezeichnung des Hotels ruht dann daher, dass hier jeder das finden kann, was ihn scharfmacht?"

"Der Kandidat hat hundert Punkte. Genauso ist es."

*

Ich öffnete die Zimmertür. Keiner der beiden bemerkte mich.

Kein Wunder, denn sie waren tief in einen Streit verstrickt. Die Kleine saß auf einem Bett und heulte. Heiner lief hin und her und brachte ein überflüssiges Argument nach dem anderen.

"Es reicht!", sagte ich und er erstarrte.

"Heiner, benimm dich bitte. Es macht doch keinen Sinn, hier wie ein wildgewordener Handfeger herumzurennen. Gib zu, dass du die Karre in den Dreck gefahren hast."

Er blickte mich groß an. Dann zuckte er die Schultern. Ein erster Schritt.

"Was hältst du davon, wenn du deine Sportsachen rauskramst und dich für ein oder zwei Stunden im Fitnessraum austobst? Der soll sehr gut ausgestattet sein. Trainiere deine Wut raus, mach dir Gedanken, ob du das Wochenende über hierbleiben willst, und wir treffen uns um acht zum Abendessen. Wir sind um halb acht aus dem Zimmer raus, dann hast du Zeit, dich umzuziehen. Ist das ein Vorschlag?"

Ich konnte seinen Verstand hinter seiner Stirn arbeiten sehen. Heiner wollte nicht mit mir brechen. Noch nicht. Ich war die Eigentümerin, er der Geschäftsführer unserer Modefirma. Ich konnte ihn rauswerfen, er mich nicht. Wir hatten bei unserer Hochzeit Gütertrennung vereinbart, also bezog er, der recht mittellos in unsere Ehe gekommen war, ein angemessenes Gehalt, von dem er sich in den drei Jahrzehnten einen guten Teil hatte zurücklegen können.

Er konnte einer Scheidung ruhigen Gewissens ins Auge blicken. Ich würde die Firma behalten, also hatte ich auch kein Problem damit. Insofern war das, was uns aneinander kettete, unsere gegenseitige Anziehung. Ich liebte ihn immer noch, hatte ihm eine ganze Reihe von kurzfristigen Affären vergeben, mehr, als ich ihm auf den Kopf zugesagt hatte.

Und irgendetwas in ihm hinderte ihn daran, mich einfach zu verlassen. Ich konnte nur hoffen, dass auch er mich noch liebte.

Doch seine Art, sich immer wieder junge Dinger anzulachen, konnte ihm irgendwann einmal das Genick brechen. Genau deswegen hatte ich ihn nicht zur Rede gestellt, als das Hotel mir eine Kopie der Geschäftsbedingungen zugeschickt hatte, sondern einfach Tanja mit auf die Gästeliste gesetzt.

Die Kleine war wahrscheinlich so naiv, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass er sie eigentlich als seine Frau hatte ausgeben wollen. Sie hatte — genau wie er — die Seiten gar nicht durchgelesen, bevor sie sie unterschrieben und zurückgeschickt hatte.

"Okay", sagte er. "Aber irgendwann müssen wir miteinander reden."

Ich nickte, er wühlte kurz in seinem Koffer und verschwand dann, die Hände voller Klamotten.

Ich wandte mich an die Kleine. Sie zitterte richtig, als sie meinen Blick auf sich fühlte.

Ich setzte mich neben sie und nahm ihre schweißnasse Hand in meine. "Du brauchst keine Angst zu haben", sagte ich. "Ich fresse dich schon nicht."

"Ich ... ich wusste wirklich nicht, was er vorhatte, Frau Sandelholz."

"Lüg. Mich. Nicht An!" Ich sprang auf und baute mich drohend vor ihr auf. Sie zuckte zusammen und flennte wie ein Springbrunnen.

"Schau mich an!"

Ihre rotverweinten Augen wurden groß wie Unterteller.

"Regel Eins: Du lügst mich noch einmal an und du fliegst. Aus diesem Hotel, aus der Firma und, wenn ich es einrichten kann, auch aus der Uni. Hast du das verstanden?"

Sie nickte furchtsam.

"Ich will, dass du mir laut und deutlich Antworten gibst. Hast du das verstanden?"

"J-ja, Frau Sandelholz."

"Du darfst mich ruhig duzen. Ich fühle mich sonst viel zu alt. Verstanden?"

"Ja ... äh ... Natascha?"

"Tascha reicht.

Regel Zwei: Du kannst jederzeit aufstehen und sagen, dass du nach Hause fahren willst. Du hast bisher nichts Schlimmes getan, außer meinem Mann auf den Leim zu gehen. Und da bist du nicht die Erste. Es gibt also für mich keinen Grund für Repressalien gegen dich. Also?"

"W-wenn ich bleibe, was passiert dann?"

"Regel Drei: Du tust ohne Widerrede, was ich dir sage. Du tust, was Heiner dir sagt, wenn du es für sinnvoll hältst und es nicht im Widerspruch zu einer meiner Anweisungen steht.

Du hältst dich an die Regeln und hast Spaß, oder du verstößt dagegen und Regel Eins tritt in Kraft."

"Spaß? Echt?"

Ich setzte mich wieder neben sie und legte meinen Arm um ihre Schultern. Sie zuckte wieder zusammen, aber wehrte sich nicht.

"Tanja, Kind, was hast du erwartet, dass an diesem Wochenende passieren würde?"

Sie blickte mich wieder an. Ich merkte, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.

"D-dass Heiner mit mir Sex hat."

"Siehst du, geht doch. Hättest du dabei Spaß gehabt?"

Sie zuckte die Schultern. "Ich bin keine Jungfrau mehr. Ich weiß, wie man einen Mann verwöhnt und dabei springt auch gelegentlich ein Orgasmus für mich raus."

"Wenn ich dir garantiere, dass du an diesem Wochenende jedes Mal mindestens einen Orgasmus hast, wenn wir Sex haben, würde dir das Spaß machen?"

"Echt? Und wie oft wäre das?" Ihre Augen waren groß, aber nicht vor Angst.

"So oft du willst. Sicher nicht nur so oft, wie Heiner seinen Schwanz hochkriegt."

Sie kicherte. Plötzlich wurden ihre Augen wieder groß und es standen eine Menge unterschiedlicher Emotionen darin.

"Und ich kann jederzeit aussteigen, ohne dass Sie ... du mich rausschmeißt?"

"Pfadfinderehrenwort."

Sie blickte mich lange an und holte tief Luft. "Okay?"

"Gut. Jetzt musst du mir aber noch ein paar Fragen beantworten. Entweder wahrheitsgemäß oder du sagst, dass du nicht antworten willst. Verstanden?"

"Ja, Tascha."

"Wie bist du in diese Situation gekommen?"

"Naja, es spricht sich halt schnell herum ..."

* * *

"Hey, Tanja!"

"Hey, Beate. Was gibt es heute zu tun?"

"Wir sollen Stoffe raussuchen für die nächste Frühjahrskollektion. Die Farbtöne sind vorgegeben, und wir müssen die Kataloge der Hersteller durchsuchen."

Tanja war jetzt seit einer Woche als Praktikantin bei Sandelholz Design. Schon bald hatte Beate, die ihr als Mentorin zugeteilt worden war, festgestellt, dass "die Neue" schnell und zuverlässig arbeitete. Stoffe aus Katalogen herauszusuchen, erforderte schon ein gewisses Vorstellungsvermögen.

Tanja ließ ihre Blicke über den Berg an Katalogen schweifen, die Beate schon herausgeholt hatte. "O-kay."

"Ich brauche sechs Varianten für jeden Farbton. Drei für die Abendrobe und drei für die Sommerkleider. Ich kümmere mich um Blusen und Tops."

"Alles klar."

Sie arbeiteten eine Zeitlang.

"Du bist gut, Kleines", sagte Beate bei der Pause nach einer Stunde. "Ich hätte wahrscheinlich dieselben Stoffe rausgesucht."

"Danke schön", sagte Tanja und deutete einen Knicks an. Dann runzelte sie die Stirn. "Sag mal, ist da etwas dran an dem Gerücht ..." Sie hielt inne.

"Welches Gerücht?"

"Dass der ... äh ... Boss manchmal mit Praktikantinnen schläft, und die dann später eingestellt werden?"

"Hmmm." Beates Blick ruhte auf der jüngeren Frau. "Ich würde es etwas anders ausdrücken. Wenn dem Boss eine Praktikantin sehr positiv auffällt, und er vorhat, sie nach ihrem hervorragenden Abschluss einzustellen, dann lädt er sie zu einem ausgedehnten Bewerbungsgespräch in ein abgelegenes Hotel ein."

"Ich —"

"Du weißt, dass der Boss verheiratet ist?"

"Ja, schon, aber ... Was muss man den machen, um positiv aufzufallen."

Beate musterte sie kritisch. "Du bist schon ganz sein Typ."

* * *

"Das ist ja interessant", sagte ich. "Heiner hat also ganz bestimmte Vorlieben?"

"Es scheint, als ob er Frauen bevorzugt, die Kleider tragen statt Hosen, die Haare offen oder mit Reif, aber kein Dutt oder Zopf, nicht zu sehr geschminkt, und vor allem: Keine Strumpfhosen. Er soll mal eine Praktikantin von ihrem 'Vorstellungsgespräch' nach Hause geschickt und sofort rausgeschmissen haben, weil sie Strumpfhosen trug."

"Hmmm." Langsam schwante mir etwas. "Und irgendwelche speziellen Stile bei den Kleidern?"

"Knapp über dem Knie ist ihm am liebsten, sagt man. Nicht zu offenherzig, aber auch nicht hochgeschlossen, keine schreienden Farben."

"Er will mich!"

"Was?"

"Gott. Warum habe ich das nicht früher gemerkt? Das ist genau, wie ich früher rumgelaufen bin, als wir uns kennenlernten."

Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. "Ohne dir nahetreten zu wollen: Das hat sich ja ziemlich geändert."

Ich trug ein Businesskostüm in dunkelgrau, eine weiße Bluse mit Stehkragen und natürlich eine Strumpfhose. Stayups oder gar ein Strumpfgürtel waren mir schon lange viel zu aufwändig. Zu Hause lief ich meistens in Jeans und übergroßen Sweatshirts herum.

Trug ich etwa auch Schuld daran, dass er sich jüngere Ebenbilder meiner selbst suchte?

"Zeig mir doch mal, was du mitgebracht hast."

Wir packten parallel unsere Koffer aus, und hingen alle Kleider nebeneinander auf Bügel.

Ich machte zwei Schritte zurück. Ja, meine Garderobe unterschied sich von der Tanjas um locker dreißig Jahre.

Sie musterte mich noch einmal prüfend. "Du hast kleinere Brüste als ich", stellte sie fest, "und bist ein paar Zentimeter weiter in den Hüften und der Taille. Aber ansonsten müssten wir fast dieselbe Größe haben."

"Wieso?" Ja, ich hatte mich in Form gehalten.

"Was hältst du davon", sagte sie nachdenklich, "wenn du zum Abendessen eines meiner Kleider anziehst?"

Sie griff in den Schrank. "Beige oder Flieder?", sagte sie mehr zu sich selbst als zu mir. Noch ein prüfender Blick auf mich.

"Hellgrün", sagten wir wie aus einem Mund.

"Gib her."

Wie der Blitz hatte ich mein Kostüm und meine Bluse ausgezogen und warf mir das Kleid über. Ich löste den Dutt, den ich trug und strich mit allen zehn Fingern durch meine dunkelbraunen Haare.

Tanja reichte mir einen Haarreif in dunkelgrün. Ich legte ihn an und betrachtete mich in einem der vielen Spiegel in diesem Zimmer.

Neben mir rümpfte Tanja die Nase.

Zu Recht. Das Kleid saß hinten und vorne nicht richtig. "Meinst du, die haben Nähzeug hier im Hotel?"

Sie griff in ihren Koffer. "Bin ich Modedesignerin oder nicht?"

Ich blickte auf das Köfferchen in ihren Händen. "Sieht aus, als wärst du eine gute."

2

Als wir in den Speisesaal kamen, wandten sich erst einmal alle Köpfe in unsere Richtung.

Das hätte ich wahrscheinlich auch gemacht, wenn ich schon am Tisch gesessen hätte. Es war ja schließlich kein normales Hotel, und ich fragte mich, ob Heiner überhaupt so viel vom Kleingedruckten gelesen hatte, um das zu verstehen.

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