Category: Romanze Geschichten

Anita und wir Episode 05.1

by PhiroEpsilon©

Anita und wir 5 -- Laura und Kathi

von Phiro Epsilon

Hallo,

Dies ist die fünfte in sich abgeschlossene Episode der Familiensaga um die deVilles und die Schuppachs. Auf Grund der Länge besteht sie aus 3 Teilen. Wer also keine Cliffhanger mag, muss ein paar Tage warten.

Diesmal gibt es im Gegensatz zur vierten nur recht wenig Sex, sondern der Kategorie angemessen einen hoffentlich "humorvollen Blick auf alles, was mit Sex zu tun hat".

Es hilft, die vorherigen Episoden gelesen zu haben, ist aber nicht unbedingt notwendig.

Alle an sexuellen Handlungen beteiligten oder dabei anwesenden Personen in dieser Serie sind volljährig.

Aus gegebenem Anlass: Copyright © 2016 Phiro Epsilon Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

Teil 1: Der Nothelfer

1

Es begann an einem Montagnachmittag. Ich wollte gerade im Büro Schluss machen, da sah ich den Typ, der entspannt auf einem der Stühle im Flur saß. Allein das war schon besonders, denn wer um diese Zeit noch wartete, war in der Regel alles andere als entspannt.

Also warf ich einen zweiten Blick auf ihn, und mir wurde heiß. Ausgewaschene Jeans und ein an den Ellenbogen geflicktes kariertes Flanellhemd konnten nur schwer seinen Körperbau verbergen. Und ich stehe nun mal auf Muskeln. Er blickte hoch und lächelte mich mit blauen Augen an. Sein Gesicht war von einem Stoppelbart umrahmt. Er konnte nicht viel älter sein als ich, vielleicht sogar jünger.

"Bin ich jetzt dran?", fragte er mich mit einer dunklen, sonoren Stimme, die sich unmittelbar in meine Muschi bohrte. Meine Brustwarzen waren schon beim ersten Blick in diese wunderbaren Augen hart geworden.

"Ich ... äh ..." Wieso saß der überhaupt noch da? Hätte nicht einer meiner Kollegen ihn hereinrufen sollen?

Ich war die Neue hier auf dem Bauamt von Erfurt, also konnte es gut sein, dass jemand mich reinlegen wollte.

Wenn ich jetzt ging — es war eigentlich schon eine halbe Stunde über meinen Feierabend — konnte ich noch rechtzeitig Katharina vom Training abholen. Wenn ich mich allerdings zuerst um den Kerl auf dem Stuhl kümmerte ...

"Kommen Sie rein", sagte ich, vielleicht etwas zu harsch.

Er musterte mich, während er aufstand. "Ich kann auch morgen nochmal kommen", sagte er.

Doch ich merkte eine leichte Ungeduld.

"Nein, kommen Sie, Herr ..."

"Schuppach, Frank Schuppach von Angermann und Söhne."

"Ich bin Laura Thiemann", sagte ich über die Schulter, während ich zu meinem Schreibtisch lief.

Ich wies auf die recht abgewetzte Aktentasche in seiner Hand. "Sie wollen Unterlagen abgeben?"

"Ja, auch ..." Jetzt druckste er herum.

Ich setzte mich. "Lassen Sie mal sehen."

Statt der Aktentasche öffnete er zuerst einen Knopf an seinem Hemd. "Puh", stöhnte er. "Heiß hier drinnen." Kerl, es ist gerade noch heißer geworden.

Dann griff er in die Aktentasche und holte einen Ordner heraus. "Da sind die Bauanträge drin für den Umbau von vierzehn denkmalgeschützten Häusern in der Altstadt. Meine Leute und ich haben zwei Monate lang daran gearbeitet, bis wir alles zusammenhatten. Dann habe ich sie eingereicht, aber einer Ihrer Kollegen hat sie umgehend zurückgeschickt. 'Fehlende Unterlagen' war angekreuzt, aber nicht, was denn nun fehlt. Ich dachte, ich rede mal persönlich mit jemandem hier im Amt ..." Er verstummte.

Ich holte tief Luft.

"Ich weiß es ist schon spät", sagte er. "Ich komme gerne noch einmal wieder, wenn ich weiß, dass es etwas nützt."

"Herr, äh, Schuppach. Ich schaue mir die Anträge an. Ich mache ihnen eine komplette Liste, was fehlt, aber ..."

"Aber nicht mehr heute." Er stand auf und hielt mir seine Hand hin. "Danke, Frau Thiemann."

Ich stand auf und nahm seine Hand in meine. Sein Händedruck war fest, aber nicht übertrieben, seine Hand rau von der Arbeit. Das hier war keiner von den geschniegelten Architekten, mit denen wir es normalerweise zu tun bekamen. "Haben Sie ihre E-Mail-Adresse in den Unterlagen? Gut. Ich kümmere mich gleich morgen früh darum."

"Tschüss", sagte er kurz angebunden, drehte sich um, und ging hinaus.

Ich schnappte mir meine Tasche und folgte ihm. Im Flur sah ich noch seine breiten Schultern und seinen knackigen Hintern, bevor er um die Ecke auf die Treppe bog.

Er nahm immer zwei Stufen auf einmal, während ich etwas langsamer und gedankenverloren folgte. Es war schon eine ganze Zeitlang her, seit ich einen richtigen Mann gehabt hatte. Shit! Den hier würde ich wohl nicht mehr sehen.

*

Ich verließ das Gebäude, blickte links und rechts, doch er war schon verschwunden. Ich blickte auf die Uhr. Jetzt musste ich mich aber wirklich sputen, also rannte ich fast über die Straße zum Parkplatz am Flutgraben. Dort stand mein alter Toyota.

Ich stieg ein, drehte den Schlüssel, und ... nichts. Nochmal. Nur ein leichter Ruck. O Scheiße. War die Batterie schon wieder ...?

Ich riss die Fahrertür wieder auf, stieg aus, und trat prompt mit dem Absatz in das Gitter über der Regenrinne. Mit rudernden Armen versuchte ich, mein Gleichgewicht wiederzugewinnen, doch ich sah schon den Betonboden auf mich zukommen.

Da fassten mich starke Hände unter den Achseln und eine sonore Stimme sagte: "Nun mal langsam ..."

2

"Danke", keuchte ich und drehte mich um. "Das war knapp."

"Gern geschehen", grinste er mich an. "Probleme mit dem Auto?"

"Ja. Scheiße!", rutschte mir heraus. "Ich komme zu spät."

Er grinste noch breiter. "Darf ich Ihnen meine Chauffeur-Dienste anbieten?"

"Haben Sie nichts Wichtigeres vor?"

"Eigentlich schon, doch dann hat mich jemand stundenlang auf einem Amt warten lassen ..."

Ich fühlte Hitze aufsteigen. "Es tut ..."

"Ich weiß", unterbrach er mich, "dass Sie nichts dafürkönnen. Also, wo müssen Sie hin?"

"In die Salinenstraße, Ecke Magdeburger Allee. Meine Tochter hat einen Judokurs."

"Na dann, bitte einsteigen."

Sein Auto war ein uralter VW-Pritschenwagen, die verrostete Ladefläche voll mit Holzbalken und Werkzeugen. Er schloss mir die Beifahrertür auf und hielt mir die Hand hin.

Naja, soweit ging die Liebe denn doch nicht. Ich konnte auch ohne Männerhilfe in ein Auto einsteigen. Er schloss die Tür hinter mir und ich schnallte mich an.

Ich blickte mich um, während er um das Auto herumlief. Das Führerhaus war überraschend sauber. Ich schnupperte.

"Fichtennadel-Spray", sagte er beim Einsteigen. "Das stinkt hier sonst nach Holzlasur ..."

"Sie müssen sich um Himmels willen nicht entschuldigen", fiel ich ihm ins Wort. "Ihr Auto läuft wenigstens."

Er lachte auf und startete den Motor. "Meine Schreinerei hätte mehr Probleme als Sie."

"'Ihre' Schreinerei? Das war doch Angermann und Söhne."

Er fuhr los. "Hannes Angermann ist vor zwei Jahren gestorben", sagte er ernst. "Keine Söhne. Er hat mir die Schreinerei vermacht. Ich wollte den Namen nicht ändern; ich habe ihm zu viel zu verdanken."

"Oh!" Mehr fiel mir dazu nicht ein.

Wir fuhren eine Zeitlang wortlos.

"Sie sind nicht von hier?", fragte er irgendwann.

"Nein", antwortete ich. "Aus Frankfurt. Am Main, nicht an der Oder."

Er lachte wieder auf. "Ja, das muss man hier immer dazusagen."

Sein Dialekt hatte sich plötzlich verändert. "Sie sind auch aus Hessen?", fragte ich verwundert.

"Offenbach, eigentlich. Paarmal umgezogen in meiner Jugend. Schreinerlehre in Süddeutschland, drei Jahre auf der Walz, insgesamt fünf Jahre hier, da schleift sich das meiste ab."

Ich blickte ihn von der Seite an. "Ich wusste nicht, dass es solche herumziehenden Gesellen tatsächlich noch gibt."

"Die Wenigsten machen das", brummte er. "Mein erster Meister hat es mir empfohlen, und es hat mir im Endeffekt eine eigene Schreinerei eingebracht."

Er redete die ganze Zeit in der Einzahl. Doch ihn jetzt nach Familie zu fragen, wäre doch schon sehr intim. Ich hatte auch überhaupt nicht vor, im Gegenzug über meine zu reden.

"Ihre Tochter macht Judo?", wechselte er das Thema. "Macht es ihr Spaß?"

"Sehr. Sie hat schon den blauen Gürtel." Er blickte mich fragend an. "Vorletzte Stufe unter dem ersten Dan."

Er runzelte die Stirn. "Dann ist sie schon fast erwachsen?"

"Dreizehn."

Ich sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Er war wohl Mitte Zwanzig, wenn man nach seiner Zeitschiene ging, doch mit dem Bart hätte ich ihn eher für dreißig gehalten. Ich hingegen ... "Ich habe früh angefangen", fügt ich hinzu, um es ihm leichter zu machen. Sehr früh. Viel zu früh.

"Wow!", murmelte er vor sich hin.

Mit den Pausen hatten wir inzwischen schon unser Ziel erreicht. Er bog links ab und fuhr auf den Hof. "So, da wären wir."

"Vielen Dank", sagte ich, während ich mich abschnallte.

"Wie kommen Sie nach Hause?"

Okay, das war eine Frage, die ich mir noch nicht gestellt hatte. "Ich kann Sie doch nicht ..."

"Quatsch!", unterbrach er mich lachend. "Ich wäre ein schöner Gentleman, wenn ich Sie hier stranden lassen würde."

"Gentleman?" Ich grinste ihn an. "Nothelfer passt wohl eher. Wir können aber wirklich ..." Diesmal unterbrach ich mich selbst. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. War das wirklich Angst? Wir kannten uns doch erst seit ein paar Minuten. "Okay", sagte ich. "Aber nur, wenn es Ihnen keine Umstände macht."

Plötzlich tauchte Katharina vor dem Auto auf. Sie blickte verwundert zwischen mir und Schuppach hin und her.

Ich öffnete die Beifahrertür.

"Wow!", begrüßte sie mich. "Da hast du dir aber einen tollen Kerl angelacht."

Ich fühlte, wie ich rot wurde. "Meine Karre hat den Geist aufgegeben. Herr Schuppach war so freundlich ..." Ich wollte aussteigen.

"Rutsch in die Mitte", stoppte sie mich. "Ich will dem jungen Glück nicht im Wege sitzen."

"Kathi", sagte ich vorwurfsvoll. "Benimm dich." Aber ich folgte ihrer Aufforderung.

Sie stieg ein und streckte ihre Hand aus. "Ich bin Katharina", sagte sie, frech grinsend. "Meine Freunde nennen mich Kathi."

"Frank", antworte er und schüttelte ihre Hand. "Meine Freunde nennen mich Frank."

Ich seufzte auf. "Also wenn ihr beide schon per du seid ... Ich bin Laura."

Er blickte mich nachdenklich an.

"He, ihr zwei", mischte sich Kathi ein. "Der Bruderkuss muss warten."

Oh Shit! "Ja, wir sollten langsam heimkommen."

"Wohin", fragte Frank.

"Hugenottenweg achtzig", sagte Kathi.

"Der Plattenbau auf dem Steinberg? Das ist gar nicht weit weg von meiner Schreinerei." Er fuhr los.

Auch das noch. Das war Wasser auf Kathis Mühle. Sie versuchte, mich zu verkuppeln, seit sie den Unterschied zwischen Männern und Frauen kannte. Seitdem sie alt genug war, um allein zu Hause zu bleiben, hatte sie das noch mehr angestachelt. Irgendwann hatte ich nachgegeben, ging am Wochenende aus, traf Männer und hatte auch schon ein paar One-Night-Stands gehabt.

Es war aber nie einer dabei gewesen, den ich auch nur im Entferntesten mit nach Hause hätte bringen wollen.

"Bist du verheiratet?"

Ich zuckte zusammen. Klar, dass meine Tochter mit so etwas herausplatzen würde.

Frank blickte erst mich, dann meine Tochter an. "Nööö, aber du bist mir zu jung."

Kathis Augen wurden groß, dann fing sie an zu kichern. "Ich mag dich, du bist cool."

"Cool? Wirklich? Sagt man das denn heutzutage noch?"

"Es scheint wieder in Mode zu sein", meldete ich mich. "Kathi, du bist vorlaut."

"Irgendeine von uns beiden muss ja den Mund aufmachen", sagte sie schmollend. "Meine Mama ist nämlich auch Single. Nur mal so."

Ich holte tief Luft.

"Aha!", sagte Frank und warf mir einen Blick zu. Sein Gesicht war ausdruckslos.

Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Irgendwie war ich enttäuscht und erleichtert zugleich über seine Reaktion.

"Hast du denn Kinder?", machte Kathi unbarmherzig weiter.

"Dafür bin ich noch zu jung."

"Aha!", echote Kathi. "Mama ist doch bestimmt nicht viel älter als du."

"Nicht jeder fängt so früh an wie ich", rutschte mir raus. Und nicht jede, die so früh anfing, war so dämlich wie ich.

"Ich denke, Katharina", brummte Frank, "du bist wirklich ein bisschen vorlaut. Über so etwas zu reden, solltest du vielleicht deiner Mutter überlassen."

Sie legte ihren Kopf schief, ihr Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. Wow! Hätte ich ihr das ins Gesicht gesagt, wäre sie mir wohl an den Hals gesprungen.

"Was soll denn jetzt mit deinem Auto passieren?", unterbrach Frank die Stille.

Ich stöhnte auf. Das hatte ich schon beinahe vergessen. "Ich ... äh ..."

"Ich kann einen Freund anrufen", meinte Frank. "Der hat 'ne Werkstatt. Ich kriege bestimmt einen Freundschaftspreis."

O Gott, ich war ihm schon einiges schuldig. Aber meine Finanzen waren nicht so üppig, dass ich so ein Angebot ausschlagen konnte. "Ja, bitte. Das wäre sehr nett."

Er streckte die Hand aus.

"Ich habe nicht viel Geld dabei", meinte ich.

"Ich brauche den Autoschlüssel", sagte Frank.

Nun mag das ja für viele Leute eine ganz einfache Sache sein, doch mein Autoschlüssel ist fast so privat für mich wie meine Muschi. Aber dieser Schreiner hinter dem Steuer seines klapprigen Wagens hatte wohl nicht nur auf meine Tochter eine besondere Wirkung. Ich griff in meine Tasche, montierte den Autoschlüssel von meinem Bund ab und drückte ihn ihm in die Hand. "Der Fahrzeugschein liegt im Handschuhfach."

Er nestelte in seiner Hose und zog sein Handy heraus. "Hier", sagte er. "Gib mir deine Telefonnummer. Oder soll ich dich auf dem Amt anrufen?"

"Nur nicht", platzte ich heraus. "Das gäbe nur noch mehr ..." Ich unterbrach mich.

Ich konnte sehen, wie er eine Augenbraue hob.

Kathi schnappte mir das Handy aus der Hand. "Ich mach das schon."

"Wann müsst ihr denn morgen aus dem Haus?", fragte Frank.

"Kein Problem", sagte ich. "Wir nehmen den Bus."

"Um viertel nach sieben", sagte meine vorlaute Tochter. "Hier ist dein Handy zurück. Ich habe auch eine SMS an Mama und mich geschickt, dann haben wir deine Nummer."

"Gute Idee, Kathi", sagte er mit einem Seitenblick.

Kathi strahlte.

*

Als wir am nächsten Morgen das Haus verließen — rechtzeitig für den Bus — stand Frank grinsend vor der Tür und wedelte mit dem Autoschlüssel. Meine Augen wurden groß.

"Hallo", rief er, "ihr Langschläfer."

"Hallo Frank", sagte ich. "Sag nur, mein Auto ist ..."

"War nicht viel dran. Rick hat eine Sicherung ausgetauscht und die Batterie geladen, meint aber, die Karre macht es nicht mehr lang."

Ich runzelte die Stirn.

"Seine Worte, nicht meine."

"Und was kostet die Reparatur?"

"Ein Date."

"Ich kenne Rick doch gar nicht."

Frank warf sich in die Brust. "Mit mir natürlich."

"Cool!", meinte meine vorlaute Tochter.

Ich hatte sie am Vorabend irgendwann wütend auf ihr Zimmer geschickt, weil sie nur davon geschwärmt hatte, wie toll er doch wäre, und wie sehr sie wünschte, dass ich mich mit ihm treffen sollte. Heute Morgen war sie immer noch miesepetrig gewesen. Bis jetzt.

"Ich weiß nicht, wann ..."

"Am Samstag", fiel mir Kathi ins Wort. "Ich schlafe bei Elfie, da habt ihr sturmfreie Bude."

Ich wollte sie strafend anblicken, doch sie war schon auf Frank zugelaufen, hatte ihm den Schlüssel aus der Hand gepflückt und ihm einen Kuss auf die Wange gedrückt. "Danke schön!" Und dann flüsterte sie ihm irgendetwas ins Ohr.

Ich erstarrte, wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte.

Er blickte mich an, er blickte sie an, und grinste wie ein Lausbub.

Ich hatte nur zwei Möglichkeiten. Und die eine wäre schon sehr unhöflich gewesen.

Ich ging auf ihn zu, sagte "Danke schön!", legte eine Hand in seinen Nacken und zog seinen Kopf zu mir herunter. Dann küsste ich ihn auf den Mund.

Im ersten Moment war er wie erstarrt, doch dann wurden seine Lippen weich. Ich konnte mich gerade noch zurückhalten, der ganzen Nachbarschaft eine Liveshow zu bieten.

Ich ließ ihn los. Er richtete sich auf und lächelte mich an. "Gern geschehen. Sehr gern."

"Sollen wir dich noch ein Stück mitnehmen?", fragte ich ihn.

"Nicht nötig. Ich laufe durch den Park, dann bin ich gleich in der Schreinerei."

"Gut", sagte ich. Was für ein eloquenter Kommentar. "Wegen deiner Bauanträge kriegst du heute noch eine Mail. Versprochen."

"Gut", echote er grinsend. "Dann sehen wir uns am Samstag." Er lief los.

Wir waren schon auf dem halben Weg bis zu Kathis Schule, bis mir kam, dass ich ihm nie das Date zugesagt hatte, aber trotzdem war sein letzter Satz keine Frage gewesen.

3

"Meinst du wirklich", fragte ich meine dreizehnjährige Tochter unsicher, "dass ich so etwas tragen kann?"

"Jepp", meinte sie. "Leder ist total angesagt."

"Und der Rock ist nicht zu kurz?"

"Bück dich. Tiefer. Nope. Kein Höschen zu sehen. Lang genug."

Ich richtete mich wieder auf. Die letzten paar ersten Dates, denen nie zweite nachgefolgt waren, hatte ich immer versucht, "auf jung" zu machen. Miniröcke, weit ausgeschnittene Tops und so etwas. Das hatte schon Aufmerksamkeit auf sich gezogen, aber nie die richtige Art. Wie gesagt: One-Night-Stands.

Jetzt, mit Frank, wollte ich es langsamer angehen lassen. Da war eine Spannung zwischen uns beiden gewesen, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gefühlt hatte. Zum einen hätte ich ihn am liebsten in mein Bett gezerrt, zum anderen würde ich am liebsten mit ihm zusammen ein Bier trinken und über Fußball reden.

Diese Art von Zwiespalt.

Was dann dazu führte, dass ich das einzige Stück Kleidung herausgekramt hatte — ein Lederkostüm, dessen Rock eine Handbreit über dem Knie endete — das man bei viel Liebe als "modisch" bezeichnen konnte. Zumindest war es das vor zehn Jahren gewesen, aber heutzutage galt es ja als "très chic", alte Klamotten aufzutragen.

Das Top, das ich darunter trug, gehörte Kathi. Es hatte Spaghettiträger und glänzte silbern. Weit genug, so dass sie ihre Oberweite darunter ein bisschen aufpeppen konnte, obwohl, wenn es so weiterging, sie mich wohl bald überholen würde. Ich war nie über B-Körbchen hinausgekommen, dafür konnte ich gut im Sommer den BH weglassen. Heute hatte ich unter dem Top einen trägerlosen angezogen, weil ich es absolut nicht ausstehen kann, wenn man BH-Träger sieht.

Halbstiefel dazu. Fertig. Ich hatte keine Ahnung, wohin mich Frank ausführen würde, aber das hier sollte zu Sternerestaurant genauso passen wie zu Bikerbar.

Ich blickte in den Spiegel. Die Frau und Mutter, die mir entgegenblickte, hatte traurige Augen. Nicht, weil ich mich so geschminkt hätte. Nein, ich hatte einfach zu viel in meinem Leben erlebt, um so einer Verabredung mit Begeisterung entgegenzusehen. Wenn es mit Frank wirklich etwas werden sollte, dann musste er schon bald von dieser Vergangenheit erfahren. Nicht alles — um Himmels willen, das wusste noch nicht einmal Kathi — aber genug, dass er mich einschätzen konnte.

Es klingelte. Noch bevor ich mich aus meiner Lethargie reißen konnte, war Kathi schon am Türtelefon. "Sie ist fast fertig. Komm doch ..."

"Nein", fiel ich ihr ins Wort. "Ich bin fertig. Er soll lieber unten warten." Der Aufzug war mal wieder kaputt, und so gern ich ihn mal verschwitzt gesehen hätte, wäre es kein guter Auftakt für ein Date, bis in den elften Stock zu stiefeln.

Ich schnappte mir meine Handtasche, warf mein Handy hinein, einen Zwanziger für den Fall der Fälle und meine Haustürschlüssel. Ich weiß nicht, was andere Frauen mit sich herumschleppen, aber für mich war das genug.

"Wann gehst du zu Elfie?", fragte ich Kathi.

"Um sieben."

Normalerweise würde ich sie — trotz ihrer Judokenntnisse — in diesem Viertel nicht am Abend allein aus der Wohnung lassen wollen. Aber Elfie wohnte im selben Haus — zwei Treppenhäuser weiter, fünfter Stock — also war die Gefahr gering. Außerdem passte unser Schlüssel auch an der Tür von Treppenhaus vier, so musste sie nicht draußen warten.

Ich blickte nochmal in den Spiegel, fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, und machte mich auf den Abstieg.

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