Category: Romanze Geschichten

Erste Hilfe

by Rafe_Cardones©

Vor vier Wochen war in der Wohnung über mir jemand neues eingezogen. Dem Krach nach wurden alle Wände raus gerissen, neu gebaut, abgerissen und wiederum neu gebaut. Das erste Mal wohl aus Stahlbeton, damit es beim Einreißen schön laut wäre.

Ich dachte mir "Wenn ich diese Idioten mal erwische, können sie etwas erleben." Morgens um sechs wurde angefangen, da konnte kein Schwein schlafen, und wenn ich abends um 19:00 Uhr zur Arbeit musste, war der Krach noch nicht zu Ende. Wenn 'Presslufthammer BBBBBernhard' nicht aufpasst, fängt er sich noch eine, eine Gewaltige.

Na ja, glücklicherweise hatte ich nach einer Woche Urlaub, und entkam dem Krach.

Ich hoffte doch, dass nach den drei Wochen, die ich in himmlischer Stille (ich dachte an ein Zimmer am Time Square) verbringen würde, die Bauarbeiten abgeschossen wären.

Ach ist da schön, nach einem erholsamen Urlaub wieder im eigenen Bett schlafen zu können. Der Urlaub war zwar erholsam, aber so ein schönes Bett, wie das meine, hatten die dort leider nicht.

Was ist das für eine Klingelei? Kann man an einem Sonnabend nicht einmal ausschlafen?

Ich ging zu Tür und dort stand ein kleiner Junge "Komm, Mama, komm, Mama", ich zog also meine Schuhe an und folgte dem kleinen Kerl, der in die Wohnung über mir ging. Dort lag eine Frau auf dem Boden, um den Kopf eine kleine Blutlache, na ja, Lache war doch zu viel, das rechte Bein unnatürlich verdreht und in einer Leiter steckend.

Sie war von einer Leiter gefallen, die wohl nicht richtig hingestellt worden war, war mein erster Eindruck. Das war aber vollkommen egal, da der kleine Kerl neben seiner Mutter saß und ihren Kopf hielt.

Ich sah mich um, sah das Telefon und rief die Rettung.

Dann prüfte ich, wie es um ihre Vitalfunktionen, wie das immer so schön hieß, stand. Sie atmete, war aber bewusstlos, der Kopf verdreht, aber, wie es aussah, nicht wirklich schwer verletzt. Das Blut kam aus einer Platzwunde an der Stirn, die ganz schön spritzte. Ich sah den kleinen Kern an und fragte "Handtuch?" Er sprang auf und kam mit einem aus der Küche wieder. Ich drückte ihr eine Ecke vom Tuch an die Stirn und es blutete weniger. Der Zwerg sah mir die ganze Zeit dabei zu. Als ich mit das Bein ansehen wollte, griff er nach dem Tuch und drückte selber, ganz vorsichtig.

Ein lustiger Kerl, so klein und schon so selbstständig.

Beim Bein sah es weniger schön aus. Hier war, wie es aussah, das rechte Schienbein unsauber gebrochen. Der Knochen stakte raus. Da die Frau Shorts trug, war kein Stoff direkt an der Wunde, bluten tat es im Moment auch nicht sehr stark.

Und da hörten wir schon den Rettungswagen. Ich nahm den Jungen das Handtuch aus der Hand, die Stirnwunde blutete nicht mehr, und fragte ihn, ob der die Feuerwehmänner holen würde. "Ja, Feuerwehr" sagte er und rannte die Treppe runter.

Nach kurzer Zeit kamen sie mit dem Fahrstuhl nach oben, der Kleine, stolz wie Oskar, vor ihnen her.

"Ihr Sohn ist pfiffig" sagte der erste, und "was ist denn mit ihrer Frau passiert? Sieht aber nicht gut aus das Bein."

"Keine Ahnung, der Kleine hatte mich geholt, ich wohne eins tiefer."

"Ach so, na dann wollen wir mal."

Die Männer hoben die Frau vorsichtig aus der Leiter auf die Trage, das Bein wurde so hingelegt, dass es nur wenigen Belastungen ausgesetzt wurde und die Männer zogen ab. Einer blieb da und schrieb noch den Bericht, den er mir gab und sagte "Wie fahren sie in die Uni-Klinik", dann verschwand er.

Nun saß ich da, in einer fremden Wohnung, mit einem kleinen Kind. Was tun?

Ich fragte den kleiner "Wie heißt du eigentlich? Ich bin Paul"

"Karl. Mama krank?"

"Ja, deine Mama ist krank. Hast du eine Oma oder einen Opa?"

"Nein, Tante Kindergarten."

heruntergefallen, als sie irgendetwas auf dem Zwischenboden wollte.

Als ich die Leiter zusammenklappen wollte, stellte ich fest, dass die Sicherung defekt war. Die war wohl unter ihr einfach aufgegangen. Und wenn man da dann unglücklich drauf stand, ging das schlecht aus.

Ich stellte die Leiter an die Stelle, die mir Karl zeigte, suchte eine Jacke für Karl und den Wohnungsschlüssel und nahm ihn mit "Karl, kommst du. Ich muss noch frühstücken, und dann gehen wir zu deiner Mama."

Karl kam mit.

Nachdem ich gefrühstückt hatte, Karl aß noch ein Brötchen mit Konfitüre, fuhren wir mit der Straßenbahn ins Krankenhaus.

Karl stand direkt hinter dem Fahrer und sah nach vorne raus. Ihn an der passenden Haltestelle aus dem Zug zu bekommen, war nicht so einfach.

Im Krankenhaus fragte ich bei der Notaufnahme nach meiner Nachbarin, ich hatte ihren Nachnamen vom Klingelschild. Wir wurden in die Orthopädie geschickt, wo auf der Station uns gesagt wurde, dass sie noch im OP sei. Auch wurde ich nach Krankenkassenkarte und so gefragt, was ich nicht beantworten konnte. Ich erzählte meine Geschichte mit Karl und ihr, und musste dabei immer wieder Karl einfangen, da er in jedes Zimmer gucken wollte.

Ich frage die Stationsärztin, ob ich mit den Daten kommen können, wenn die Frau, ich wusste immer noch nicht ihren Vornamen, wieder aufgewacht war. Ja, das ging.

Plötzlich stand Karl vor mir "Karl Pipi"

Die Ärztin lachte mich an und sagte, dass ich jetzt einen Sohn hätte und für diesen sorgen müsse. Sie zeigte mir aber auch alles, so dass ich Karl, mit dem Kindersitz, auf die große Toilette setzte konnte.

Als Karl sah, dass er auf die große Toilette durfte, strahlte er mich an.

Es waren noch ein paar andere Kinder von Besuchern auf der Station, und es gab auch eine kleine Spielecke, in der ich Karl absetzten konnte. Er spielte schön mit den anderen Kindern, so dass ich mich mit den Schwestern und der Ärztin unterhalten konnte.

Ich hatte Karl jetzt drei Stunden, und dachte mir, dass ich den wohl länger haben würde. Da ich mit Kindern keinerlei Erfahrung hatte, wollte ich von denen etwas lernen. Das Wichtigste war zuerst einmal heraus zu bekommen, wie alt Karl war.

Er wurde von den Schwestern auf drei, von der Ärztin auf dreieinhalb geschätzt. Eine Mutter, die mit ihrem Kind in der Hand etwas fragen wollte, bemerkte, dass wir Karls Alter schätzten, und sagte "Der, der ist grade mal zweieinhalb. Den kenne ich aus dem Kindergarten. Was macht er denn hier?"

Als sie erfuhr, dass seine Mutter sich das Bein gebrochen hatte, bekam sie einen Schreck. "Was wird aus Karl? Marie sagte mir, dass sie weder Eltern noch Mann hätte."

"Marie?" fragte die Ärztin.

"Ja, das ist der Vorname von Karls Mutter." sagte die andere Mutter, dann sah sie mich an, "und sie sind?"

"Der Nachbar, Karl hatte mich geholt, und ich hatte die Rettung informiert"

"Na dann viel Spaß mit dem Kleinen, und passen sie auf, dass er ihnen nicht alles auseinander nimmt. Karl will in alles rein sehen. Und die meisten einfachen Sachen bekommt er schon wieder zusammen. Der ist echt lustig, aber super anstrengend."

"Wissen sie, wo Marie arbeitet?"

"Keine Ahnung, sie ist ja erst seit vier Wochen in der Stadt."

"Das habe ich mitbekommen, bei dem Krach, den sie in der ersten Woche gemacht hatte, konnte ja kein Mensch schlafen."

"Wieso?"

"Na, ich wohne direkt unter ihr. Und ich habe Schichtdienst gehabt. Das war gar nicht lustig."

"Und, was machen sie mit Karl jetzt?"

"Gute Frage. Ich habe aber noch eine Woche Urlaub, und bis da werde ich mit Marie und Karl sicher eine Lösung gefunden haben."

Sie verabschiedete sich, nachdem sie ihre Frage beantwortet bekommen hatte, die Ärztin sah mich mitleidig an, denn wie aktiv Karl war, hatte sie ja schon mitbekommen.

"Viel Glück mit dem Kerl" sagte sie, als ich mich verabschiedete.

Karl fing an zu quengeln, der hatte sich wohl mit den anderen Müde gespielt.

Ich verabschiedete mich von den anderen der Station, nachdem ich meine Telefonnummer hinterlassen hatte, und ging mit Karl wieder nach Hause. Sie hatten mir versprochen, sich zu melden, wenn Marie wach wäre.

"Na Karl, hast du Hunger?"

"Karl Hunger" war die Antwort.

"Und, was willst du?"

"Pommes."

"Nicht mit mir, du Zwerg, komm wir sehen mal, was es für Kinder wie dich so gibt."

Auf dem Weg zu einem Restaurant sagte Karl plötzlich "Karl A a"

Wir waren grade vor einer Apotheke und ich ging einfach rein. Der Angestellten sagte ich, auf Karl zeigend, "Er muss mal A a", Sie sah mich an, lachte Karl an und fragte ihn "kommst du mit?"

Karl sah mich an, ich sagte "Ja, geh mit" und er stapfte ihr hinterher.

Sie kamen nach ein paar Minuten wieder und Karl strahlte, er hatte auch ein kleines Stofftier in der Hand. Die Apothekerin fragte mich "Ist das ihrer? Der ist lustig. Wie alt ist der?"

Ich antwortete "Nein, er ist der Sohn einer Nachbarin, die wir im Krankenhaus besucht hatten. Er ist zweieinhalb"

Da sah mich die Apothekerin erstaunt an. "Zweieinhalb? Ich hätte ihn älter geschätzt."

Ich bedanke mich, auch für das Stofftier, und wir zogen weiter. Anschließend nahm Karl auf meine Schultern, was er super fand. Jetzt war er nicht mehr so klein und konnte viel besser sehen, was um ihn rum passierte.

Wir gingen an einem asiatischen Restaurant, von dem ich wusste, dass sie auch etwas hatten, das nicht scharf gewürzt war, vorbei und so gingen wir dort rein.

Ich bat um einen hohen Stuhl, auf den Karl kletterte, sich das Besteck griff und laut "Pommes" rief.

"Nein Karl, keine Pommes. Heute gibt es Gemüse und Reis."

"Ihhh Müse, Karl Pommes."

Ich bestellte für mich eine Portion, die nicht scharf war, da ich schon wusste, dass Karl neugierig werden würde, und für ihn angebratenes Gemüse und Reis. Sowie je ein Getränk. Karl bekam "Cola", die er ebenfalls lautstark bestellt. Cola light.

Als Karl das Essen sah, sagte er wieder "Karl Pommes"

Aber dann kam es, wie ich es erwartet hatte. Karl wurde neugierig und wollte etwas von meinem Gemüse, und dann fing er an, seinen Teller leer zu essen.

Als der leer war sah Karl mich an und sagte "Müse gut"

Anschließend gingen wir nach Hause. Ich legte ihn in mein Bett und Karl war ratz-fatz eingeschlafen.

Ich setzte mich neben ihn in einen Stuhl, und beim überlegen, wie da weitergehen würde mit Karl und mir, war ich wohl auch eingeschlafen.

Plötzlich klingelte das Telefon, das Krankenhaus war dran. Marie war auf der Station und wach. Sie wollte mit mir sprechen und mir sagen, wo die benötigten Unterlagen wären.

Sie gaben das Telefon an Marie weiter, die noch sehr müde klang.

"Wie geht es Karl?"

"Der schläft, nein, er wird grade wach. Wollen sie ihn sprechen?"

"Ja, gib ihn mir mal"

"Karl, deine Mama."

Karl riss mir das Telefon fast aus der Hand und plapperte drauf los. Nach längerer Zeit gab er es mir zurück.

"Was hast du mir Karl gemacht? Der ist vollkommen begeister von dir."

"Ich? Nicht viel. Nach dem Krankenhaus sind wir durch die Stadt gelaufen, Karl teilweise auf meinen Schultern und haben, kurz bevor ich ihn ins Bett gesteckt habe, asiatisch gegessen."

"Keine Pommes?"

"Keine Pommes, Gemüse. Karl hat den ganzen Teller leergegessen."

"Glaub ich nicht, Karl isst nur Pommes."

"Bei mir nicht."

"Kannst du mir meine Papiere bringen? Die sind in der blauen Tasche, die auf dem Küchentisch liegen müsste. Ach bring gleich die ganze Tasche mit."

"Gut mach ich, ich komme dann und bringe Karl mit."

"Gut, bis gleich."

Ich hob Karl aus dem Bett "Klo?" "Ja" und nach dem Besuch der Toilette holte ich die blaue Tasche. Ein Blick hinein zeigte, dass die Papiere, Geld und ihr Handy drin waren.

"Komm Karl, wir gehen zur Mama ins Krankenhaus."

Diesmal bot ich Karl auf dem Weg ins Krankenhaus etwas besonders. Da ich bei der Straßenbahn als Fahrer arbeitete, hatte ich natürlich einen Schlüssel für die Fahrzeuge. Und der Zug, der kam, war einer mit zwei Führerständen. Karl wollte nach vorne, ich nahm ihn aber mit nach hinten und schloss dann den Führerstand auf. Die Augen von Karl wurden groß wie Suppentassen.

Ich setzte mir in den Fahrersitz und nahm Karl auf den Schoß.

Plötzlich kam eine Stimme aus dem Funkgerät "habt ihr gesehen, Paul hat ein Kind"

"Paul und Kinder? Der doch nicht. Das macht ihm doch viel zu viel Arbeit."

Man hörte ein Lachen über Funk.

"Kollegen, Funkdisziplin.

Paul und Kind? Wo?"

"Beim mir hinten im Zug. Er hat den anderen Fahrstand besetzt."

"Stimmt, ich sehe ihn, der Junge sitzt auf seinem Schoß. Paul, wo willst du hin?"

Ich nahm das Mikro und sagte "Das ist der Sohn einer Nachbarin, wir sind auf dem Weg in die Klinik"

Karl sah mich an und als der Zug, der hinter uns hielt, plötzlich blinzelte, schlug er vor Freude die Hände zusammen.

Wir mussten raus, nur wollte Karl nicht.

"Komm Karl, zur Mama."

"Nein, Bahn."

"Karl, komm."

Der vorbeifahrende Zug klingelte ab.

Im Krankenhaus hüpfte Karl, als wir bei seiner Mutter waren nur auf und ab.

Sie fragte mich "Was hat er?"

"Er ist im Führerstand einer Straßenbahn mitgefahren. Er wollte da gar nicht mehr raus."

"Wirklich? Wie das?"

"Ich habe ihn mit rein genommen."

"Hä?"

"Ich bin Straßenbahnfahrer" sagte ich lächelnd.

"Ach du Schreck. Jetzt wirst du Karl nie wieder los."

Sie war schon wieder munterer als beim Telefongespräch. Auf der Stirn hatte sie ein Pflaster, das Bein war in einem Streckverband, aber sonst sah die Frau ganz angenehm aus.

Dann sagte sie "Ich muss mich für den Lärm entschuldigen. Ich wusste nicht, dass du Schicht arbeitest."

"Was habt ihr da gemacht? Die Wände versetzt?"

"So ähnlich. Ich habe alle Türschweller entfernen lassen."

"Weshalb denn das?"

"Eigentlich kommt nächste Woche meine Schwester, die sitzt im Rollstuhl."

"Ok, für einen Rollstuhl ist das verständlich.

Aber gestört hatte das doch. Ein Glück waren es nur zwei Tage Schicht, und dann war ich ja drei Wochen im Urlaub."

Dann sah ich sie mir, und das Bein an und sagte "Es ist aber praktisch, denn jetzt ist es auch für dich einfacher, wenn du raus kommt."

"Hör auf, diese blöde Leiter. Ich wollte den Karton wegstellen, und da bricht die Halterung. Und die Sicherung funktioniert auch nicht. Dem Hersteller werde ich was erzählen.

Es ist doch hoffentlich noch alles da?"

"Ja, ich habe die Teile gefunden und in einen Beutel zu Leiter gepackt."

"Du bist ein Schatz."

"Wie heißt du eigentlich? Heute Morgen war eine Besucherin, die dich und Karl aus dem Kindergarten kannte, und die sagte, du würdest Marie heißen. Ich bin Paul."

Da kam Karl "Paul, spielen"

Ich sah sie an, sie sagte schnell "Annemarie, genannt Marie" und ich verdrehte die Augen, als Karl mich aus dem Zimmer zog.

"Danke, für alles" rief sie mir hinterher.

Karl hatte das Krankenhau entdeckt. Ich musste mit ihm durch alle Flure, alle Fahrstühle, er wollte in die Intensivstation und die OP-Räume. Was ihm nur schwer auszureden war.

Als einmal die Tür zur Intensivstation offen war und er sehen konnte, wie verkleidet die Leute da drin waren, wollte er wissen was. "Da sind ganz kranke Menschen drin."

"Mama?"

"Schlimmer."

"Nicht stören?"

"Nein Karl, nicht stören."

Irgendwie hatte ihn das etwa seiner Energie genommen, denn er trottet neben mir zurück zu seiner Mama.

"Mama, kranke Menschen"

"Ja Karl", sie sah mich an und ich sagte ihr, dass er in die Intensivstation wollte und durch die Tür die Besucher und das Personal gesehen hätte. Als ich im das mit den kranken Menschen gesehen hatte, wollte er nicht mehr.

Dann griff sie sich Karl, ich hob ihn ihr aus Bett, und sie umarmte ihn "Karl, mein Karl"

"Mama"

Und er schlief in ihren Armen ein.

Ich ging raus und kam mit einem Bett in Kindergröße Bett zurück.

"Für Karl, haben die Schwestern besorgt."

Ich legte Karl in das Kinderbett und setzte mich auf ihre andere Seite.

"Marie, wie geht das weiter mit Karl?"

"Kannst du ihn diese Woche nehmen?"

"Ja, aber nicht länger, denn ich muss dann wieder arbeiten. Kann deine Schwester, im Rollstuhl?"

"Ich weiß nicht, wahrscheinlich geht das nicht."

"Misst."

"Ach Paul, mach die keine Gedanken, bisher haben Karl und ich das auch geschafft."

"Andere Frage, musst du irgendwann wieder arbeiten? Wenn ja wo? Muss ich, soll ich, jemanden Bescheid sagen? Wie ist das mit deiner Schwester, muss die irgendwann irgendwo abgeholt werden?"

"Ach lass mal, das sind meine Probleme, damit musst du dich nicht belasten."

"Wenn Karl immer zu mir kommt, um Straßenbahn zu fahren, muss ich seine Mutter wohl mitnehmen." Sie sah hoch und sah etwas verletzt aus, "wobei ich sie viel lieber ohne gebrochenes Bein dabei hätte, und so sind deine Probleme auch meine Probleme."

Jetzt sah sie mich an und strahlte. Das sah aus als hätte man ein Licht in ihr eingeschaltet.

"Danke Paul, vielen, vielen Dank."

Die eine Schwester kam mit Abendbrot und fragte "Bleibt der Kleine heute hier?" Marie überlegte und sagte "Ja, heute darf ausnahmsweise hier bleiben."

Ich wollte, musste wieder gehen und sagte "Tschüss Marie, knuddel Karl von mir." und verabschiedete mich dann von den Schwestern und Ärzten.

Zwei Tage später kam ein Hilferuf "Paul, Hilfe, ich schaff es nicht mehr. Karl kriegt alle hier im Krankenhaus weich, und er fragt immer wieder nach dir. Du hast doch noch Urlaub. Bitte hilf mir."

Ich ging also wieder ins Krankenhaus und meldete mich in der Station. Das Personal sah mich und ihre Gesichter leuchteten auf "Na, bin ich der Retter?"

"Oh ja. Der kleine Karl ist, nennen wir es anstrengend."

Ich ging zu Marie ins Zimmer und wurde von einem Zwerg getackelt. Karl rannte mich fast um. "Paul Bahn"

Ich sah zu Marie und sie sagte "Da hast du selber Schuld dran, warum hast du dich da auch rein gesetzt."

"Ich dachte, der ist im Kindergarten."

"Das wäre schön, aber es sind Ferien, und auch Kindergärten machen dann zu. Wir haben bis zum Ende der Woche keinen Kinderbändiger. Bitte Paul, mach was."

"Und was bekomme ich dafür als Belohnung?"

Marie sah mich an "Ein Abendessen?"

"Karlfrei, oder mit?"

"Was ist dir lieber?"

"Wenn, dann karlfrei."

"Gut, wenn ich wieder humpeln kann, organisiere ich was.

Ach, wenn du schon der Retter der Familie bist, kannst du am Sonnabend meine Schwester Annabelle abholen? Sie kommt mit dem Flugzeug um 17:55. Das wäre super."

"Soll ich Karl jetzt auch noch Flugzeuge zeigen? Der wird doch nie wieder mit eine Holzeisenbahn spielen wollen. Wenn er die Flugzeuge gesehen hat und nachdem er mit mir Straßenbahn gefahren ist."

"Bei der Straßenbahn bist du selber schuld. Wie kann man auch nur auf die Idee kommen, einen kleinen Jungen mit in den Führerstand einer Straßenbahn zu nehmen?"

Marie sah mich an und schüttelte mit dem Kopf.

Ich sah mir Marie an, die besser aussah, jetzt, wo die Schmerzen weniger waren. Dann ging ich zu ihr, gab ihr einen Kuss auf die Stirn, befreite mein Bein von Karl und fragte "Na Karl, Straßenbahn fahren?"

"Jaaaaaa"

"Gut, sag deiner Mama auf Wiedersehen und wir gehen.

Marie, ich hole mir saubere Wäsche für Karl aus der Wohnung, ist das OK?"

"Paul, du bist ein Schatz."

"Ach was, ich will nur mal nicht nur für mich selber das Abendessen machen.

Tschüss"

Als ich mit Karl an der Hand am Schwesternzimmer vorbeiging, rief mir die Ärztin hinterher "Sie haben was bei uns gut"

"Was denn?"

"Uns", und es kam Gelächter aus dem Raum.

"Danke, aber ich habe da was anderes im Sinn."

"Viel Glück mit ihr"

Es war früher Nachmittag und ich fuhr mit Karl zum Betriebshof. Hier hatten wir auch einen Kindergarten für die Mitarbeiter. Der Kindergarten hatte rund um die Uhr geöffnet, so dass auch die Mitarbeiter mit Schicht ihre Kinder betreut wussten. Dieser Kindergarten ist genau das Richtige für Kinder von Straßenbahnern. Als Karl die Spielsachen und die anderen Kinder sah, war er sofort bei ihnen.

Ich ging zur Leiterin des Ganzen, die mich mit "Na Paulchen, du bist aber weit mit deinem Kind. Erst gestern bekommen und schon so groß?" begrüßte.

"Sei ruhig kleine Schwester. Ersten habe ich ihn schon drei Tage am Hals, zweitens ist die Nachbarin, die ihn sonst hütet, seine Mutter, und die ist mit gebrochenem Bein im Krankenhaus, und der Kindergarten, zu dem Karl geht, macht Ferien.

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